Rezension

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Die Glasglocke

Die Glasglocke - Sylvia Plath

Die Glasglocke
von Sylvia Plath

Der 1963 erschienene Roman „Die Glasglocke“ (The bell jar) ist der Debütroman der Autorin Sylvia Plath und gleichzeitig auch ihr einziger Roman.

Zum Inhalt: 1953 geht die 19-jährige Esther Greenwood für einen Monat als Volontärin einer Modezeitschrift nach New York. Die vielen Eindrücke der Großstadt verwirren sie und schon bald spürt sie, wie sie in ein Stimmungstief rutscht. Aus diesem findet sie auch nicht nach dem Ende des Volontariats und der Rückkehr in ihr Elternhaus heraus. Das Buch protokolliert Esthers Existenzkrise aus der Ich-Perspektive schonungslos in allen Einzelheiten.

Sylvia Plaths Roman hat autobiographische Züge. Da mir dies bereits im Vorfeld bekannt war, habe ich mich vor dem Lesen über die Biografie der Autorin und auch über andere ihrer Werke informiert. So vorbereitet habe ich das Buch gelesen. Tatsächlich habe ich eine Reihe von Bezügen zum Leben von Sylvia Plath in den Beschreibungen Esther Greenwoods entdeckt. Da gibt es nicht nur das Praktikum in New York, sondern auch die Beschreibungen des Vaters und das Abgleiten in eine Depression und der Versuch der Therapie, die auch im Leben der Autorin so zu finden sind. Dennoch gibt es immer wieder Stellen im Buch, an denen Plath den Stoff für das Buch ausformt. Daher würde ich es nicht als ihre Autobiographie bezeichnen.
Plaths Beschreibungen sind schonungslos, sie nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt in ausgesprochen klaren Worten Esthers Abwärtsspirale und ihre Gefühle. Mir gelang es mühelos, Esther in ihren persönlichen Abgrund zu folgen. Teilweise waren die Bilder, die die Autorin zeichnet, so stark, dass ich das Buch für einen Moment aus der Hand legen musste. Gleichzeitig hat es mich aber derartig gefesselt, dass ich es in einem unglaublichen Tempo durchgelesen habe.
Der Leser erfährt nicht, ob es Esther Greenwood gelingt, ihrer Depression zu entkommen. Das Ende ist so geschickt geschrieben, dass viele Möglichkeiten offen bleiben und es dem Leser überlassen ist, wie er es sich weiter denkt. Sylvia Plath hat vier Wochen nach der Veröffentlichung des Romans im Februar 1963 Selbstmord begangen, indem sie in die Küche ging, den Gashahn aufdrehte und ihren Kopf in den Backofen steckte.

Mein Fazit: Bereits nach dem Lesen der ersten 10 Seiten war klar, dass das Buch in die Liste meiner Top-Bücher Aufnahme findet. Es kommt nicht oft vor, dass mich ein Buch so nachhaltig beeindruckt und mitnimmt. In diesem Fall so sehr, dass ich nach dem Beenden direkt die ersten Kapitel noch einmal lesen musste. Esther Greenwood scheitert so leise, dass ich mich beim Lesen immer gefragt habe, wann es eigentlich begonnen hat. Für mich ist das Buch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie es ist am Abgrund zu stehen und nicht zu wissen, wohin einen der nächste Schritt führen kann oder soll. Dadurch hat er auch heute nicht an Aktualität eingebüßt.