Rezension

Die Gabe, die nur er hat

Später
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Stephen Kings Romane gehören jedes mal für mich zu persönlichen Lesehighlights. Als ich Ende letzten Jahres erfahren habe, dass "Später" neu erscheint, war ich auf den neuen Roman sehr gespannt.

In diesem Roman steht der Junge James Conklin im Mittelpunkt. Er ist neun Jahre alt, kennt seinen Vater nicht, führt aber eine sehr vertraute Beziehung zu seiner Mutter, die als Literaturagentin arbeitet. Nebenbei hüttet er ein strenges Geheimnis. James kann nämlich von klein auf die Geister von Verstorbenen sehen und mit ihnen reden. Als dann der berühmteste Autor von James Mutter stirbt, stehen James und seine Mutter vor einem finanziellen Untergang. Doch zum Glück hat James diese eine ungewöhnliche Gabe. Wird diese Gabe die Familie aus der Tragödie retten, indem James mit dem Verstorbenen reden wird? Am Ende geht es ja sowieso nur um Leben und Tod.

Vorab kann ich sagen, dass mich der Roman so positiv überrascht hat, dass ich ihn am heutigen Morgen in einem Stück runtergelesen habe. Besonders die Erzählung aus der Sicht des Jungen gefiel mir bei diesem Roman sehr. Schon bei seinem Roman "Das Mädchen" gelang es King eine sehr authentische Darstellung der Ereignisse aus der Sicht des Kindes zu konstruieren. Die Emotionen, die Gedankengänge und seine Erzählungen werden gelungen vermittelt. Ich fühlte mich beim Lesen als ob ich bei jedem Ereignis, welches James erlebt, hautnah und vor Ort dabei wäre. Einfach toll!

Der Horroraspekt steigert sich zum Ende des Buches hin erheblich. Zu Anfang speukulierte ich über mögliche psychologische Traumata des Protagonisten. Diese Hypothesen widerlegten sich, je mehr ich im Buch vorankam. Die Elemente des Horrors kommen immer mehr zum Vorschein und werden hervorragend in Szene gesetzt. Nervenkitzel kam auf, was für ein spannendes und atmosphärrisches Leseabenteuer sorgte. Auch wenn es sich um eine fiktive Geschichte handelt, wurde die Verknüpfung von Horror und Realität authentisch dargestellt.

King punktet mal wieder mit seinem Schreibstil. Seitdem ich mich mit Kings Büchern auseinandersetze, gibt es immer die zwei Seiten - die Einen, die seinen Schreibstil lieben und die Anderen, die damit nichts anfangen können. Persönlich muss ich sagen, dass mich sein Schreibstil total gefällt. Er weist einen individuelle Erzählstil auf, den ich bisher bei keinem weiteren Schriftsteller*in bemerkt habe. Die Seiten lesen sich total flüssig und der Schreibstil ermöglicht, sich die Ereignisse bildhaft vorzustellen.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass mich Stephen King mit seinem neuem Roman "Später" überzeugt hat. Ihm gelingt es auf guten 300 Seiten die Psyche eines Kindes authentisch und gefühlsvoll darzustellen. Der Horroraspekt wird in diesem Buch hervorragend integriert, sodass im Allgemeinen im Roman eine spannende Geschichte erzählt wird. Klare Leseempfehlung!