Rezension

Der Brand

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 5 Sternen

Peter und Rahel sind schon sehr lange verheiratet, fast 30 Jahre. Der gemeinsame Urlaub droht ins Wasser zu fallen, da das gebuchte Ferienhaus in Bayern abbrennt.

Ruth, die langjährige Freundin von Rahels Mutter bittet sie dann um Hilfe, sie möchte ihrem schwerkranken Mann in der Reha beistehen und braucht jemanden der sich um Haus, Garten und Tiere kümmert. Also entschließen sie sich ihren Urlaub in der Uckermark zu verbringen.

Dieser Urlaub bringt ans Licht, wo die Beziehung steht, wie viel Liebe ist noch da, was erwartet man jeweils von einander.

Der Schreibstil ist total schön, leise und einfühlsam beschreibt die Autorin die tiefsten und auch die geheimsten Gedanken der Protagonisten. Am Anfang der Geschichte könnte man auf den Gedanken kommen, dass die Story eher unspektakulär und langweilig ist, aber weit gefehlt, jeder findet sich zumindest zeitweise in den Beschreibungen wieder. Ein bisschen Schwung, aber auch eine Störung der Idylle bringt die Tochter Selma mit ihren beiden kleinen Söhnen in die Story. Sehr viele kluge schon fast philosophische Gedanken haben mir sehr gut gefallen.

Satte Zeiten bringen schwache Menschen hervor.
Wer alles bekommt und nichts daraus macht, darf nicht mit Verständnis rechnen.
Galten zu Anfang von Rahels Berufszeit ein paar Wochen Schwermut durchaus als normal, als vorübergehender Durchhänger, fallen sie jetzt unter die affektiven Störungen Nr. F32 usw. die verschiedenen Ausprägungen der Depressionen. Wessen Symptome länger als zwei Wochen anhalten, der darf als krank eingeschätzt werden. Manchmal fragt sie sich, ob die ganze Psychologie nicht ein riesiger Irrtum ist, eine zeitgeistgemäße Bewertung gewöhnlicher Seelenzustände. Eine permanente Überinterpretation. Angeblich ist ein Viertel aller Kinder psychisch auffällig. Sollte das stimmen, schlittern sie alle zusammen in eine gesellschaftliche Katastrophe hinein.

Dieses Buch endet genau wie es begonnen hat, leise und ohne großen Knall, aber mit viel Gefühl. Ich habe es gern gelesen und kann es sehr weiter empfehlen.