Rezension

Dein Leben, ein einziger Albtraum

Spiegelreisende Band 1 - Die Verlobten des Winters - Christelle Dabos

Spiegelreisende Band 1 - Die Verlobten des Winters
von Christelle Dabos

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Welt ist zersplittert und in Archen aufgeteilt. Ophelia, wirkt wie eine alte Jungfer oder das weibliche Pendant eines zerstreuten Professors und leitet auf der Arche, auf der sie geboren wurde und lebt, ein Museum. Nun wird sie auf eine am eisigen Pol liegenden Arche verschifft, um dort Thorn zu heiraten. Hier ist die Welt heimtückisch und grausam…

Die Geschichte „Die Verlobten des Winters“ plätschert lange vor sich hin. Erst nach etwa 300 Seiten kommt sie richtig in Fahrt. Doch dieses Buch ist sehr düster und grausam, genauso wie die Welt, in die Ophelia geworfen wird. Denn diese steckt voller Gefahren und ist für sie und im Grunde auch für jeden anderen kaum zu überleben.

Beim Lesen habe ich immer wieder an die Autorin Christelle Dabos denken müssen, die zu der Zeit als sie „Die Verlobten des Winters“ schrieb an Krebs erkrankt war. Denn es drängt sich der Eindruck auf, dass sie in sich selbst Ophelia gesehen hat, die ebenso gut eine Bibliothekarin hätte sein können.  Und in der grausamen, heimtückischen Welt, in der Ophelia sich behaupten muss, den übermächtigen, lebensbedrohlichen Krebs, gegen den sie angekämpft hat. Dieses Buch war evtl. ihre Art, die Krankheit zu verarbeiten und zu überleben.

Beworben wird dieses Buch damit, dass „Die Spiegelreisende“ Saga Harry Potter in nichts nachsteht. Meiner Ansicht nach haben die Marketingstrategen der Autorin damit einen Bärendienst erwiesen, auch wenn die Saga in Frankreich tatsächlich mit den Harry Potter Bänden und den Büchern von Philip Pullmann verglichen wird. Der deutsche Leser geht nun mit komplett falschen Erwartungen an das Buch heran, die zwangsläufig enttäuscht werden müssen. Mag sein, dass so der Verkauf des ersten Bandes angekurbelt wird. Ich bezweifle jedoch, dass so die gesamte Saga erfolgreich zu verkaufen ist.

Ich selber bin hin- und hergerissen von dem Buch. Zu Beginn kam die Handlung nicht richtig in Fahrt und ich langweilte mich hin und wieder, weil einfach nichts passierte. Doch dann ging es richtig los, sodass mir das Buch insgesamt durchaus gefallen hat. Ophelia lernt es nach und nach, sich in der feindseligen Welt zu behaupten, einen eigenen Weg zu finden und zu gehen. Sie ist nicht mehr nur der Spielball anderer Personen, sondern lernt sogar eigene Interessen durchzusetzen. Doch reicht das aus, um eine ganze Saga lesen zu wollen? Ich weiß es noch nicht. Die Welt, die in diesem Buch gezeichnet wird, ist so extrem düster, feindselig und grausam, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich mich diesen ganzen negativen Gedanken und Gefühlen noch einmal aussetzen möchte. Vielleicht gebe ich Teil 2 der Saga „Die Spiegelreisende“ noch eine Chance, um zu sehen, ob die Welt hoffnungsvoller wird.

Positiv ist auf jeden Fall anzumerken, dass die ersten drei Bände zeitnah erscheinen. Denn häufig, wenn ich als Leser den ersten Teil einer Reihe für mich entdeckt habe, dauert es mindestens ein Jahr bis Teil 2 erscheint. Bis dahin habe ich oft vergessen, dass ich mit der Serie weitermachen wollte, weil mir Band 1 sehr gut gefallen hat.