Rezension

Das Leben in all seinen Facetten

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 4 Sternen

Mit riesigen Erwartungen habe ich den neuen Roman von Matt Haig zur Hand genommen, denn bisher haben mir alle Bücher, die ich von ihm gelesen habe ausgesprochen gut gefallen.

Matt Haig schreibt sehr eingängig und fantasievoll, immer auch mit einer Prise britischem Humor und schafft es seinen Figuren soviel Gefühl einzuhauchen, dass man die Empfindugen seiner Protagonisten als Leser absolut nachfühlen kann. So ging es mir auch mit "Die Mitternachtsbibliothek". Hier geht es um Nora Seed, Mitte 30, die genug vom Leben hat. Sie glaubt in ihrem Leben alles verpfuscht zu haben, was nur möglich war, und ist fest davon überzeugt, dass sie besser sterben sollte. Es würde sie sowieso keiner vermissen. Diese depresiiven Passagen sind so eindringlich geschrieben, dass sie mich ebenfalls runtergezogen haben. Man merkt, dass der Autor seine eigenen Erfahrungen mit Deressionen in diesen Roman mit einfließen lässt.

Als Nora ihrem Wunsch zu sterben schließlich nachgibt, landet sie in einer Zwischenwelt, die sich als Bibliothek darstellt, in der ihre frühere Schulbibliothekarin Mrs Elm das Regiment führt. Sie fordert Nora auf genau darüber nachzudenken, welche Entscheidungen  sie in ihrem Leben bereut. Hätte sie in ihrem Leben anders entschieden, hätte sich ihr Leben zweifellos anders entwickelt. In der Mitternachtsbibliothek eröffnet sich für Nora die Chance alternative Leben auszuprobieren, um das Leben zu finden, dass sie wirklich führen möchte. Die Buchidee fand ich toll, und ich kann mir vorstellen wieviel Spaß Matt Haig beim Schreiben der folgenden Kapitel gehabt hat, denn hier konnte er sich in seiner Kreativität voll austoben, was wiederum den Leser erfreut. Trotzdem hat er es hier auch ein bisschen übertrieben. Es gab tatsächlich ein Kapitel, dass ich nur noch überflogen habe. Der Fortgang des Roman's, der optimistische Ausblick auf das Leben und die gelungene Auflösung der Geschichte haben mich aber wieder versöhnt, so dass ich das Buch sehr gerne weiterempfehle. Mir jedenfalls gefallen besonders auch die Ausflüge in die Philosophie in diesem Buch, die  auch zum Reflektieren des eigenen Lebens einladen.

Vielleicht wird das Buch ja demnächst verfilmt, was ich mir auf jeden Fall auch gut vorstellen könnte.