Rezension

Das Leben der Daunis Fontaine

Firekeeper's Daughter
von Angeline Boulley

Bewertet mit 4 Sternen

„Zoondigewin bedeutet, sich seinen Ängsten mit starkem Herzen zu stellen.“

 

„Firekeeper’s Daughter“ stand nach der Publikation wochenlang auf den US – Bestsellerlisten.

Nun ist der Roman, der als „Thriller“ beworben wird, auch auf Deutsch erschienen.

Worum geht’s?

Daunis Fontaine unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von ihren Altersgenossinnen in Nordamerika.Wie viele andere 18jährige Mädchen möchte sie nach Abschluß der Highschool Medizin studieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Teenagern hat die Protagonistin es nicht leicht – sie beschließt, ihren Traum zunächst auf Eis zu legen, als sie sich um ihre Mutter kümmern muss, denn Familie geht vor! Daunis ist „Halbindianerin“, sprich: halb weiß, halb Native American. Sie sitzt zwischen den Stühlen, gehört weder in ihrer Heimatstadt noch in der Ojibwe – Reservation zur jeweils tonangebenden Mehrheit. Es scheint bergauf zu gehen, als der Eishockeyspieler Jamie in Daunis‘ Leben tritt. Doch als die junge Frau Zeugin eines Mordes wird, gerät ihre Welt aus den Fugen. Für das FBI heuert Daunis als Undercover- Agentin an, und bald überschlagen sich die Ereignisse…

 

Die Autorin Angeline Boulley kennt das Leben der Native Americans aus eigener Erfahrung. Daher wirken die Alltagsbeschreibungen authentisch und realistisch. Kulturelle Eigenheiten und die Beschreibung diverser Riten nehmen viel Raum im Roman ein. Dies fand ich einerseits interessant, andererseits trug dieser Erzählaspekt zur „Entschleunigung“ bei. Einen temporeichen Thriller darf man also nicht erwarten, und man darf auch nicht auf eine zuckersüße Young – Adult – Romanze hoffen. „Firekeeper’s Daughter“ ist ein Jugendbuch, das ausgesprochen realistisch ist. Es gibt tragische und schockierende Ereignisse (eine Triggerwarnung fehlt leider, schade!). Pocahontas – Kitsch, Lagerfeuerromantik? Fehlanzeige.

 

Der Roman hebt sich vom Jugendbuch – Einheitsbrei ab & kann insofern von allen Altersgruppen gelesen werden, die sich für sozialkritisch – feministische „Kost“ begeistern können. Daunis Fontaine ist eine starke Heldin mit Schwächen, die Figurenzeichnung ist das große Plus der Geschichte, ich mochte auch das Code-Switching im Text. Als Autorin hätte ich den plot aber definitiv gestrafft und mehr Tempo gemacht. Insgesamt ist „Firekeeper’s Daughter“ aber kein schlechtes Buch. Die Autorin traut sich, den Finger in die Wunde (n) zu legen. Daher gibt’s von mir vier von insgesamt fünf möglichen Sternen.