Rezension

Das Leben davor und danach

Das College -

Das College
von Ruth Ware

Bewertet mit 4 Sternen

Die junge Hannah Jones wird als Studentin im renommierten Pelham College in Oxford aufgenommen und durch ihre Wohnungsgenossin April Clarke-Cliveden sofort Teil einer Freundesclique, deren Mittelpunkt die schöne, reiche junge Frau ist. Dazu gehören noch die Freunde Will, Ryan, Hugh und Emily. Am Ende ihres ersten Studienjahres findet Hannah ihre Freundin eines Abends tot in der Wohnung. Durch ihre Aussage wird der Pförtner John Neville, der Hannah eine Zeit lang wie ein Stalker belästigt hat, zum einzigen Verdächtigen und wegen Mordes verurteilt. Er stirbt nach acht Jahren im Gefängnis, nachdem er bis zum Schluss seine Unschuld beteuert hat. Hannah gerät wieder in den Fokus der Journalisten, von denen einer sie auf neue Verdachtsmomente hinweist. Hannah fühlt sich verunsichert und schuldig und will endlich die Wahrheit herausfinden, obwohl sie damit ihre Ehe mit Will und das Leben ihres ungeborenen Kindes aufs Spiel setzt. Hat sie das Leben eines unschuldigen Mannes zerstört? Sie setzt sich mit allen in Verbindung, die damals Kontakt zu April hatten. Es stellt sich heraus, dass sich mehrere Personen verdächtig verhalten haben und ein Motiv für die Tat hatten, zumal April die Angewohnheit hatte, selbst ihren besten Freunden grausame Streiche zu spielen.
Ruth Ware erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen, davor und danach, das Jahr vor dem Mord und die zehn Jahre danach bis zur Erzählgegenwart. Charakterisierung, Schauplätze, Dialogführung – all das hat mich wieder überzeugt. Es gibt bis zum Schluss immer neue überraschende Wendungen, so dass der Leser die Auflösung nicht erraten kann. Allerdings fand ich den Roman insgesamt nicht so gelungen wie zum Beispiel “Im dunklen, dunklen Wald“. Hier gibt es durchaus Längen. Neben der Auflösung des Kriminalfalls spielen auch andere Themen eine Rolle wie zum Beispiel die Zuverlässigkeit von Wahrnehmung und Erinnerung, die Auswirkungen der traumatischen Erfahrung auf Hannahs weiteres Leben und die Schuld der Überlebenden, die eindrucksvoll zur Sprache kommen. Mit kleinen Einschränkungen insgesamt eine lohnende Lektüre.