Rezension

Das Glück des Augenblicks

Die Sache mit dem Glück
von Matthew Quick

Bewertet mit 4 Sternen

Bartholomew Neil ist 39 Jahre alt. Sein IQ ist nicht gerade der höchste, und so lebte er sein Leben lang bei seiner Mutter, bis sie selbst an einem Hirntumor erkrankte. Bartholomew kümmerte sich um sie bis zu ihrem Tod. Als ihr Verstand immer mehr unter den Veränderungen durch den Krebs litt, nannte sie ihn immer öfter Richard - nach ihrem Lieblingsschauspieler Richard Gere. Und weil Bartholomew ein großes Herz hat, spielte er mit und tat so, als sei er Richard Gere. Um die Geschehnisse zu verarbeiten, schreibt er schließlich Briefe an den berühmten Schauspieler, der zum Buddhismus übergetreten ist und als Freund des Dalai Lama gilt.

Aus diesen Briefen besteht der Roman. Allerdings wirken sie nur durch die äußere Form wie Briefe, also Anrede und Schlussformel. Dazwischen berichtet Bartholomew fortlaufend von seinen Erlebnissen und Überlegungen. Seine Gedanken und philosophischen Betrachtungen wirken oft recht kindlich, etwas naiv, erlauben dadurch aber einen unverstellten Blick auf die Dinge. Im Gegensatz dazu ist die Sprache nicht besonders kindlich, da Bartholomew oft in der Bibliothek sitzt und liest bzw. im Internet recherchiert. Dadurch hat er sich wohl einen recht erwachsenen Wortschatz angeeignet, was das Lesen des Romans für uns Erwachsene angenehm macht.

Ein Leben lang war Bartholomew nur mit seiner Mutter zusammen. Auch die katholische Kirchengemeinde spielte eine Rolle in ihrem Leben. So kümmerte sich z.B. Father McNamee um die beiden. Doch nun muss Bartholomew lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, Leute kennenzulernen, vielleicht sogar die junge Bibliothekarin, die er so gerne bei der Arbeit beobachtet und in die er sich ein klein wenig verliebt hat?

Die ersten etwa hundert Seiten fand ich ein bisschen zäh. Hier gab es wenig Handlung, es ging nichts vorwärts. Doch dann hatte ich mich wohl eingelesen und es passierte auch etwas Unvorhergesehenes. Nun konnte mich das Buch wirklich fesseln, und ich habe den Rest in einem Rutsch gelesen.

Bartholomew mag etwas einfältig wirken, doch sein Herz ist riesengroß. Ich mochte diesen Protagonisten sehr. Er beweist so viel innere Stärke, dass sich mancher eine Scheibe davon abschneiden könnte. Obwohl er Katholik ist, haben ihn offensichtlich die Lehren Buddhas tief beeindruckt, und so werden diese immer wieder thematisiert. Aber keine Angst, es geht hier nicht vordergründig um Religion. Ich selbst bin nicht religiös, und mir war es nicht zu viel.