Rezension

Das Ende - von Anfang an

43 Gründe, warum es AUS ist - Daniel Handler, Maira Kalman

43 Gründe, warum es AUS ist
von Daniel Handler Maira Kalman

Bewertet mit 4 Sternen

Es gibt zwei Dinge, die ich unbedingt ganz zu Anfang erwähnen muss, weil die schon ziemlich cool sind.

Das ist erst mal der Titel: 43 Grunde, warum es aus ist. Ehrlich gesagt, hat das schon meine Neugier geweckt, denn wer beginnt denn schon eine Geschichte, in dem im Prinzip schon das Ende verraten wird? :D
Und zum zweiten die unheimlich tollen Illustrationen in dem Buch. Die sehen irgendwie tatsächlich so aus, als hätte sie eine Jugendliche gezeichnet, weil sie perfekt in ihrer Nicht-Perfektion sind. Liebevoll, kindlich und trotzdem künstlerisch.

Also gut, worum geht's?
Min heißt eigentlich Minerva und ist ein totaler Filmfreak. Sie lebt ein bisschen in ihrer eigenen kleinen Welt, die aus (seltsamen) Filmen, genauen Beobachtungen, dem Nachdenken über - für Teenager uninteressante Sachen und wenig mehr besteht. Sie hat einen einzigen (besten) Freund, Al, der ein unglaublich feiner Kerl ist und eigentlich alles für sie tut. Min ist eigentlich niemand, der groß beachtet wird, eben weil sie sich so sehr von den anderen 16jährigen Mädchen unterscheidet.
Trotzdem lernt sie auf der Party ihres Freundes Al den Star der Basketballmannschaft kennen, Ed. Der ist natürlich der Schwarm aller Mädchen, weil er gutaussehend und erfolgreich ist, zumindest in seinem Sport. Er und seine Freunde haben es sich angewöhnt, immer dann, wenn sie verloren haben, uneingeladen auf Partys anderer Leute aufzutauchen. Bei so einer Gelegenheit trifft er auf Min, und obwohl eigentlich nicht klar ist, warum, tauschen sie ihre Telefonnummern aus. Und kommen zusammen.

Zwei Leute, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Sie interessiert sich nicht die Bohne für seine Hobbys, er nicht für ihre.

Trotzdem reicht die Faszination für den jeweils anderen über 2 Monate, und weil Min ist, wie sie ist, hat sie für jedes Ereignis zwischen ihnen etwas behalten, etwas, das Bedeutung zu jenem Zeitpunkt hatte. Beim ersten Aufeinandertreffen waren es Kronkorken der Bierflaschen, beim zweiten eine Kinokarte, mal ein gefaltetes Briefchen (welches wie eine Origamiversion eines Raumschiffes aussah), irgendwann sogar ein Glas mit Esskastanien, weil Ed einmal behauptet hatte, ein Truthahn zu Thanksgiving müsse unbedingt mit Esskastanien und da auch nur mit einer bestimmten Sorte gefüllt werden. (Es ist eigentlich müßig, es zu erwähnen, aber natürlich ist Min anderer Meinung.)

All diese Treffen, diese Erlebnisse, diese gesammelten Beweise, dass eine Beziehung bestand. Min hat sie gesammelt und in ihrem Herzen verewigt. Ihr ist klar, dass sie Null Gemeinsamkeiten haben, und aus diesem Grund packt sie ihre Sammelstücke in eine große Kiste, schreibt zu jedem der Gegenstände ihre Gedanken auf, warum es mit ihnen nicht klappen konnte. Sie ist dabei sehr reflektiert und für ein sechszehnjähriges Mädchen vielleicht zu aufmerksam - andererseits will sie ja vielleicht Filmemacherin werden, da muss man wohl so sein.

Der Schreibstil des Autors (ja, auch das ungewöhnlich - wie kommt ein Mann dazu, aus der Perspektive eines Teenagermädchens zu schreiben?) ist sehr lebendig, tatsächlich sehr teenagerhaft und flüssig zu lesen. Es macht einfach Spaß, Mins Ausführungen zu folgen, warum es aus ist - obwohl für jeden (zumindest jeden erwachsenen) Leser von Anfang an klar ist, dass das nicht hinhauen kann. Nicht nur, weil sie wie Tag und Nacht sind - Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an -, sondern weil auch nicht ganz klar ist, wie die Liebe entstehen konnte. Ed ist ziemlich oberflächig, auch wenn er sich um Min bemüht, und Min ist ... na ja. Wirklich ein bisschen freakig. Ein wirklicher Funken zwischen ihnen entsteht gar nicht.

Trotzdem ist das Buch ein wirklicher Lesegenuss und für die Altersklasse zwischen 14 und 16 sicherlich etwas mit hohem Wiedererkennungswert (obwohl viele Sachen so extrem amitypisch sind, dass man sie bei uns überhaupt nicht nachvollziehen kann).

Ich gebe gern 4/5 Punkten.