Rezension

Coming-of-age in Seniorenvariante

Barbara stirbt nicht -

Barbara stirbt nicht
von Alina Bronsky

Bewertet mit 5 Sternen

Wie schon so oft, habe ich den Klappentext nicht komplett gelesen. Die ersten 4 Zeilen zusammen mit dem Autorinnenamen haben für meine Leseentscheidung schon gereicht. Doch gingen meine Erwartungen an die Geschichte deshalb auch ein bisschen in eine andere Richtung: ich nahm an, dass der Protagonist einfach ignoriert, dass sein Frau im Bett liegt und längst tot ist.

Ganz so ist es nicht, aber dennoch muss sich Herr Schmidt (wieso wird er von Alina Bronsky eigentlich durchgehend nur so bezeichnet, während seine Frau bei ihr und allen anderen Barbara ist?) vielen alltäglichen Dingen widmen, um die er sich sein Lebtag lang nie zu kümmern brauchte. Meine Gefühle ihm gegenüber waren ziemlich wechselhaft. Einerseits zeigen seine Bemühungen, seiner Frau etwas zu kochen was sie dann auch isst, seine liebevolle und fürsorgliche Ader. Die scheint auch im Umgang mit 'Heike' durch. Dann aber ist er auch ein totaler Sturkopf (es ist schade, welches Verhältnis er zu Sebastian und auch Karin hat) und manchmal sogar regelrecht griesgrämig (im Supermarkt zum Beispiel).

Doch trotz meiner recht unbeständigen Gemütslage Walter Schmidt gegenüber, war ich durchgehend begeistert von der ganzen Geschichte - und wie Alina Bronsky sie erzählt hat. Ich konnte die Personen regelrecht sehen.
  
Für meine Begriffe war das Ende ein bisschen zu offen, da hätte ich mir mindestens noch ein weiteres Kapitel gewünscht. Aber die Autorin lässt die LeserInnen wahrscheinlich lieber selbst überlegen, was noch so geschehen könnte. Oder sie lässt Spielraum für eine Fortsetzung?