Rezension

Buch auf und rein in das Meer der Verschwörungen

Macht - David G. L. Weiss

Macht
von David G. L. Weiss

Die Ethnologin Josephine ist genervt von dem Wust an unnötigen E-mails in ihrem Postfach und den vielen Studenten aus besserem Hause, die mit ihren Sorgen und vermeintlichen Nöten ihre Sprechzeit belagern. Eine Nachricht von dem Pfarrer Gabriel aus Österreich lässt sie dann aber doch aufhorchen, denn er ist ihr bester Freund und zugleich letzte Verbindung in ihre Heimat, der sie den Rücken gekehrt hat. Er berichtet von seltsamen Leuchtbildern am Grabstein des durch eigene Hand jung gestorbenen Philosophen Otto Weininger und ungewöhnlichen Opfergaben auf dem Friedhof in Form von Totenkopfringen. Stellen die seltsamen Schmuckstücke eine Verbindung zu der SS dar, einem anderen geheimen Verbund oder sind sie nur aus jugendlichem Leichtsinn dort gelandet? Als kurz darauf Gabriels Leiche entdeckt wird, weiß Josi, dass sie besser schon früher die Recherche aufgenommen hätte..

Wer die Möglichkeit hat in den Prolog von „Macht“ zu schnuppern, sollte sich die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen, denn der Einstieg in das Buch mit der Erkundung des ehemaligen Fahrerbunkers in Berlin ist wirklich gigantisch, sehr kraftvoll und stimmt hervorragend auf den Thriller ein, der eine sehr gelungene Mischung aus historisch wichtigen Stützpfeilern und Hetzjagd der Gegenwart darstellt. Aber auch der weitere Verlauf muss sich nicht dahinter verstecken, denn schon bald erfahren wir Leser eine Menge über bekannte und auch eher ungewöhnliche Verschwörungstheorien, die mich sofort fesseln konnten und zu eigenen Nachforschungen annimierten.
Der Vergleich zu dem legendären Dan Brown liegt deshalb nahe und hat sich spätestens nach der Hälfte der Lektüre für mich gezeigt, da viele actionreiche Wendungen und düstere Gestalten für reichlich Adrenalin beim Schmökern sorgen. Eine 1+ mit Sternchen bekommt der Schreibstil von mir verliehen für sehr schön ausgeklügelte Sätze, kluge Dialoge und insgesamt ein hohes Niveau für dieses Genre, was allerdings auch zur Folge hatte, dass man teilweise sehr konzentriert lesen muss, um nicht den Anschluss zu verpassen. Besonders im letzten Drittel hatte ich persönlich damit auch so meine Probleme, weil ich gerne abends im Bett lese und dann einfach zu viel Wissen und Hinweise auf mein dämmerndes Ich ein gesprudelt sind.
Das Finale war dann ein wenig zu fad, um mit dem beachtlichen Rest des Thrillers mitzuhalten, was den Punktabzug erklärt. Dennoch hat der Plot ein gutes Potenzial um verfilmt zu werden und auch auf der Leinwand die Spannung prima zu projizieren.

Abschließend kann ich sagen, dass ich „Macht“ zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich noch einmal lesen werde, damit ich das dichte Netz an Informationen mit noch mehr Lesevergnügen beschreiten und noch die letzten düsteren Winkel beleuchten kann – außerdem ist eine Fortsetzung geplant für die vermutlich aufgefrischte Kenntnisse ganz hilfreich wären, wie ich den Autor kennen bzw. lesen gelernt habe. ;-)