Rezension

Brückenbau, Rollenbilder der Frau und das Leben im 19. Jahrhundert

Die Architektin von New York -

Die Architektin von New York
von Petra Hucke

„Die Architektin von New York“ ist ein gelungener Roman über die Geschichte von Emily, die von ihrem Mann Wash immer mehr Aufgaben rund um die Bauarbeiten der Brücke über den East River übernimmt. Angelehnt an eine wahre Begebenheit. 

Als Leser*in begleiten wir Emily in ihrem Leben als mutige und clevere Frau im 19. Jahrhundert. Ihre Gedanken sind gut beschrieben und ihre Entwicklung finde ich nachvollziehbar. Andere Charaktere spielen eher eine Nebenrolle.

Gut gefallen hat mir die Mischung der Themen, die behandelt werden. Die Frauen haben unterschiedliche Vorstellungen ihrer Rolle; manche fühlen sich in der traditionellen Rolle wohl, andere werden auch politisch aktiv. Bei Emily spürt man, wie sie hin und her gerissen ist, zwar bei der Brücke so viel wie möglich involviert sein möchte, aber auch nicht die Erwartungen an ihren Umgang mit ihrem Ehemann Wash und als Mutter widersprechen möchte. Die Details des Brückenbaus passen ebenfalls gut und finde ich nicht zu viel. Spannend, was die Autorin hier alles recherchiert hat und wie es gut in die Handlung eingebaut wurde. 

An manchen Stellen hätte ich mir mehr Beschreibungen gewünscht. Einige Szenen (zum Beispiel direkt die erste, als Wash und Emily steckenbleiben) gehen zu schnell vorbei und passen nicht immer komplett in die Geschichte. Auf der einen Seite wird so zwar ein rascher Lesefluss erschaffen, aber die richtige Spannung und das „Mitfiebern“ mit den Charakteren hat mir dadurch etwas gefehlt. Dennoch hat es mir Spaß gemacht, das Buch zu lesen und in diese Welt einzutauchen.