Rezension

Bröckelnde Fassaden

Eine perfekte Ehe -

Eine perfekte Ehe
von Kimberly McCreight

Bewertet mit 4 Sternen

Die Anwältin Lizzie Kitsakis arbeitet in einer großen New Yorker Anwaltskanzlei. Da ihre Ehe aufgrund von hohen Schulden auf wackeligen Füssen steht, möchte sie ihren Mann mehr unterstützen und die Probleme aus der Welt zu schaffen. Doch der Anruf ihres alten Studienkollegen Zach macht ihre Pläne schlagartig zunichte. Zach sitzt momentan in Untersuchungshaft in Rikers Island ein, denn er gilt als Hauptverdächtiger, seit seine Ehefrau Amanda bei einer Party ermordet wurde. Deshalb bittet er Lizzie, in anwaltlich zu vertreten. Lizzie übernimmt seinen Fall, aber je mehr sie sich mit Zach, seiner Ehe und seinen Lebensumständen beschäftigt und dazu eigene Ermittlungen anstellt, umso mehr hat sie den Eindruck, dass hier vieles nicht zusammenpasst. Wird sie den Fall aufklären können und auch ihre Ehe in den Griff bekommen?

Kimberly McCreight hat mit „Eine perfekte Ehe“ einen fesselnden Thriller im Milieu der New Yorker Upper Class vorgelegt, der mit einigen Wendungen und Überraschungsmomenten zu punkten weiß. Der flüssige, bildhafte und rasante Erzählstil lässt den Leser schnell an den Seiten kleben, wo er durch wechselnde Perspektiven, eingefügte Vernehmungsprotokolle und Emailauszügen nach und nach die ganze Geschichte erfährt. Zum einen erhält er Einsicht in die Vergangenheit und die Lebensumstände von Zachs ermordeter Ehefrau Amanda, auf der anderen Seite trifft er in der Gegenwart auf Lizzie, ihre anwaltliche Tätigkeit und Nachforschungen sowie deren eigene eheliche Großbaustelle. Lizzie ist wirklich nicht zu beneiden, denn während sie sich mit vielen Überstunden um den Lebensunterhalt der Familie kümmert, hängt ihr Ehemann mit Vorliebe an der Flasche, was den Stresspegel im Haus Kitsakis immer weiter anschwellen lässt. Durch die von der Autorin unterschiedlich verwendeten Stilmittel und die von Lizzie bröckchenweise aufgedeckten Informationen schraubt sich die Spannung nach und nach in die Höhe. Gleichzeitig muss der Leser feststellen, dass bei den wohlhabenden und hippen Paaren vieles nur Fassade ist, um ihr Umfeld über die Tatsachen hinwegzutäuschen. Ebenso haben fast alle Protagonisten ihre Leichen im Keller und möchten diese nicht unbedingt ans Tageslicht befördert sehen. Mehr Schein als Sein ist die Devise und spiegelt recht gut das Verhalten der heutigen Zeit wieder. Geschickt gelegte Wendungen sorgen am Ende noch für die eine oder andere unvorhergesehen Überraschung, die den Leser zu eigenen Ermittlungen anstiften, und die Spannung bis zum finalen Schluss erhalten bleibt.

Die Charaktere sind differenziert ausgestaltet und mit menschlichen Ecken und Kanten bestückt. Wirken sie zu Beginn noch etwas befremdlich auf den Leser, so ändert sich das im Verlauf der Handlung, je näher er sie kennenlernt. Trotzdem bleibt er auf Abstand, um objektiv zu bleiben und den Fall zu lösen, denn schon bald stellt sich heraus, dass der eine oder andere seine Rolle gut zu spielen weiß und viel mehr dahinter steckt. Lizzie ist in einem Dilemma, denn nicht nur die Probleme zuhause erfordern ihre Aufmerksamkeit, auch der Fall bringt sie an ihre Grenzen. Doch sie kombiniert erstaunlich intelligent und legt immer mehr Dinge offen. Zach kann als Verdächtiger von Lizzie nur profitieren. Trotzdem ist er ihr gegenüber nicht offen, so dass man ihm die Nummer des Unschuldigen nicht wirklich abnimmt. Aber auch Sarah, Maude und einige andere spielen ihre Rollen gut, was die Geschichte abwechslungsreich und spannend gestaltet.

„Eine perfekte Ehe“ besticht durch einen rasanten Spannungsaufbau, Intrigen, Lügen, Misstrauen sowie akribische Ermittlungsarbeit und entwickelt rasch ein Tempo, dass den Leser nicht loslässt. Gute Unterhaltung mit verdienter Leseempfehlung!