Rezension

Brisantes Thema

Der dreizehnte Mann -

Der dreizehnte Mann
von Florian Schwiecker

Bewertet mit 4 Sternen

Nun ist er da – der mit Hochspannung erwartete zweite Fall um den Anwalt Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Justus Jarmer. Der ehemalige Strafverteidiger Florian Schwiecker und Michael Tsokos, Rechtsmediziner und erfolgreicher Krimi-Autor, gewähren auch hier wieder tiefe Einblicke in ihren Berufsalltag.

Grünwald und Krampe wollten mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit, sie hatten sich fest mit Anja Liebig, einer Lokalredakteurin, verabredet. Das Granther-Experiment sollte endlich aufgearbeitet und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Doch kurz vor ihrem Termin ist Grünwald verschwunden. Da stimmt was ganz und gar nicht! An die Polizei brauchen sie sich nicht zu wenden, die wird nichts unternehmen. Kurz entschlossen machen sich Liebig und Krampe auf, Rocco Eberhardt davon zu überzeugen, ihnen zu helfen.  Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Rund um das Granther-Experiment ist die Story aufgemacht, angelehnt an das Berliner Kentler-Experiment des damals renommierten Sozialpädagogen und Sexualwissenschaftlers Helmut Kentler. Im Rahmen dieses Experiments wurden von Berliner Jugendämtern Kinder und Jugendliche aus sozial prekären Verhältnissen gezielt an pädophile Männer zur Pflege vermittelt. Und das Jahrzehntelang, bis in die frühen 2000er Jahre.

Bald hatte ich die Akteure aus „Die 7. Zeugin“ wieder parat. Die kurzen Kapitel sind mit Zeit- und Ortsangabe überschrieben, so ist man auf Anhieb dabei, ja mittendrin. Das schon und doch war es zeitweise etwas langatmig. Mit der Staatsanwältin Claudia Spatzierer, die Rocco aus den Augen verloren hat, vermischt sich ein klein wenig Privates perfekt mit der Vorbereitung auf den Prozess. Rocco wird mir immer sympathischer, er ist ein brillanter Anwalt, dem nichts verborgen bleibt. Es geht hauptsächlich um ihn, Jarmers Part ist eher zweitrangig. So kommt es mir zuweilen vor, auch wenn die Obduktion gut, aber nicht reißerisch beschrieben ist. In seiner beruhigenden Art ist er der Gegenpol, brilliert mit fundiertem Wissen, er lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.  

Das eigentliche Thema, das hier Granther-Experiment genannt wird, hat es in sich. Ich habe zum ersten Mal davon gehört, mich dann weiter informiert und bin entsetzt, was sich bestimmte Leute alles erlaubt haben und erlauben. Menschenverachtende Experimente mit Wissen und Duldung der Aufsichtsbehörden gehört an den Pranger gestellt. Schwiecker & Tsokos haben dies auf eindrückliche Weise sehr lesenswert aufbereitet.

Der zweite Justiz-Krimi dieses Bestseller-Duos ist gelungen, auch der Hintergrund des Titels wurde noch geklärt, das Cover hat Wiedererkennungswert. Der zweite Band macht wieder Lust auf mehr. Wenngleich ich mich erst mal einfinden musste, so werde ich Rocco Eberhardt und Justus Jarmer treu bleiben. Natürlich!