Rezension

Blutbraut von Lynn Raven

Blutbraut - Lynn Raven

Blutbraut
von Lynn Raven

Blutbraut konnte mich vor allem durch die interessante Idee ködern, die die Geschichte so besonders macht. In diesem Buch geht es zwar in gewisser Weise um Vampire, jedoch nicht um die schnulzigen Blutsauger, die wir in Twilight und Co kennen und lieben gelernt haben, sondern um eine ganz andere Sorte, nämlich Hexer, die zu bösartigen Nosferatu werden, wenn sie nicht das Blut ihrer zu ihnen passenden Blutbraut trinken. Lucinda ist eine dieser Blutbräute. Sie will jedoch unter keinen Umständen in die Hände von Joaquin de Alvaro geraten, nachdem sie mit ansehen musste, wie ein anderer Nosferatu ihre Tante auf brutalste Weise umgebracht hat. In ihren Augen sind alle Hexer böse, ganz besonders Joaquin. Außerdem hat sie gerade erst Chris kennengelernt, einen würdigen Kandidaten im Wettbewerb um ihr Herz. Doch als Joaquins Leute sie finden und auf sein Anwesen bringen, stellt sich heraus das es sich bei Chris um Joaquins Bruder handelt. Obwohl die Flucht vom Anwesen das Einzige ist, was Lucinda eigentlich möchte, muss sie feststellen, dass das Anwesen momentan wahrscheinlich der sicherste Ort für sie ist. Denn auch andere Hexer sind hinter ihr her, um Joaquin zu schwächen. Denn er ist einer der mächtigsten Hexer der Hermandad und Lucinda ist die Einzige, die verhindern kann, dass er zum Nosferatu wird.
Der Einstieg in die Geschichte war nicht sehr leicht. Ich musste mich erstmal in das komplexe Thema von Hexern, Vampiren und Blutbräuten einlesen und mich langsam rantasten. Es war nicht sofort klar, wer auf Seiten der Bösen und wer bei den Guten mitspielt, aber ich hatte schnell einige Verdächtige, die ich weiterhin im Auge behalten konnte. Denn es hat nicht lange gedauert, bis klar war, dass im Hintergrund irgendetwas geplant wurde, dass sowohl gegen Lucinda als auch Joaquin gerichtet war. Was genau das war, wurde jedoch bis zum Schluss nicht verraten, was der Handlung noch mehr Spannung verliehen hat.
Lucinda wirkte auf den ersten Blick eher zurückhaltend und still, jedoch hat sie diesem ersten Eindruck schnell Lügen gestraft und gezeigt, dass viel mehr in ihr steckt. Ihr feuriges Temperament und ihre kritische und hinterfragende Art haben mir gefallen, obwohl es mir noch lieber gewesen wäre, wenn sie bei angespannten und ernsten Situationen einen kühlen Kopf bewahrt hätte und nicht so schnell in Panik geraten wäre. Allerdings kann ich ihr das bei ihrer Vorgeschichte nicht vorwerfen, vor allem da ich wahrscheinlich nicht anderes reagieren würde.
Joaqiun fand ich richtig toll. Er hat seine Ecken und Kanten und ist alles andere als perfekt und genau das macht ihn so sympathisch und zugänglich. Er lässt Lucinda ihren Raum und versucht sie nicht zu bedrängen, auch wenn sie seine Geduld nicht immer überstrapazieren sollte, da auch bei ihm irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem er die Beherrschung verliert. Joaquin hat einen stark ausgeprägten Beschützerinsitinkt und ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, dass er das, in was er sich langsam verwandelt - nämlich einen Nosferatu - mit allen Fasern seines Seins verabscheut. Die kurzen Kapitel, die aus seiner Sicht geschrieben wurden, habe ich fast am liebsten gelesen, denn er konnte mein Mitgefühl wecken. Die Beziehung zwischen Lucinda und Joaquin baut sich langsam und nachvollziehbar auf, da beide erst Vertrauen zueinander finden müssen. Dieser langsame ,Beschnupperungsprozess' war schön mitzuverfolgen, auch wenn ich mir gewünscht hätte, am Ende noch ein bisschen mehr zu erfahren und lesen zu können. Das Ende ist nämlich schon sehr kurz und dürftig und lässt viele Fragen offen. Würde ich mit Sicherheit wissen, dass ein zweiter Band geplant wäre, hätte ich an dieser Stelle auch nichts auszusetzen, aber da von keiner Fortsetzung die Rede ist, war mir das Ende zu offen und hat zu viele Dinge unbeantwortet gelassen. Aber ich kann ja immer noch hoffen, dass die Autorin sich noch an einen zweiten Band setzt, da das Buch es auf jeden Fall verdient hat, fortgesetzt zu werden.
Die Handlung war zwar ziemlich lang, trotzdem habe ich von dieser Länge kaum etwas mitbekommen, da ich so an die Seiten gefesselt war, was einerseits an den immer wiederkehrenden Andeutungen lag, die in Form von kleinen Kapiteln aus der Sicht des Antagonsiten geschrieben wurden, die immer wieder eingestreut waren. Dieser noch unbekannten Gegenspielers heckt im Hintergrund irgendeinen Plan aus und bedroht so die Zukunft von Lucinda und Joaquin. Andererseits hat Lynn Raven einen tollen und angenehmen Schreibstil, der leicht und schnell zu lesen ist und mir 736 Seiten wie nichts vorkommen ließ. Ebenfalls begeistert war ich von der spanisch-mexikanischen Kultur, die in der Handlung auch thematisiert wird und mir einige Traditionen näher bringen konnte und so für frischen Wind gesorgt hat.