Rezension

Birthday - Eine Liebesgeschichte

Birthday - Eine Liebesgeschichte
von Meredith Russo

Bewertet mit 5 Sternen

Ich war wirklich sehr gespannt auf Birthday - Eine Liebesgeschichte von Meredith Russo. Das Buch hatte ich oft auf Instagram gesehen und so habe ich der Veröffentlichung auf Deutsch entgegengefiebert. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Doch ich komme nicht umhin die Autorin anzusprechen. Ob man eine Autorin unterstützen möchte, die ihrer Partnerin gegenüber Gewalt in unterschiedlichen formen angewandt hat, oder lieber das Werk von der Schöpferin trennt, ist jedem Menschen selbst überlassen. Doch um diese Entscheidung für sich treffen zu können, muss man zunächst darüber Bescheid wissen. Deswegen diese Anmerkung. Googelt die Autorin, lest euch die Artikel durch und entscheidet selbst. Ich wusste vor dem Lesen nichts über die Autorin und bin so zunächst unvoreingenommen an die Geschichte gegangen. 

Und ich muss sagen, sie hat mir sehr gefallen. Der Aufbau ist klasse und passt richtig gut zum Titel. Wir begleiten über 6 Jahre Morgan und Eric und das immer an ihrem Geburtstag, beide sind nämlich zufällig am gleichen Tag auf die Welt gekommen und so schon von Geburt an miteinander befreundet. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der beiden. So ist es nicht nur, wie der Titel schon sagt eine Liebesgeschichte, sondern auch eine Geschichte über Freundschaft, Familie und Selbstbestimmung. 

Manchmal tat das Lesen richtig weg, die Autorin hat es gut geschafft, dass ich mit den beiden mitfühlen konnte. Durch die gewählte Erzählperspektive bekam man einen schönen Einblick in die beiden. Ihre Probleme und Sorgen ging mir nahe und ich habe beim Lesen die eine oder andere Träne verdrückt. Themen wie Mobbing und häusliche Gewalt  werden aufgegriffen.

Morgan macht einiges durch. Er kämpft sehr stark mit sich selbst bzw. zum Teil auch gegen sich selbst. Er möchte einfach nur sein wie die anderen, sich anpassen, doch zu welchem Preis? Es war nicht leicht ihn dabei zu begleiten. Diese innere Zerrissenheit und der ständige Kampf waren so spürbar, ich wollte am liebsten in das Buch springen und Morgan helfen. 

Fazit:
Wie weit kann man sich anpassen, ohne sich selbst zu  verlieren?
Sein innerstes Zurückdrängen, bis Teile in einem sterben.
Jeder Blick in den Spiegel ist eine Qual, wenn man nicht das sieht, was man so tief in sich spürt.
Die Zeit zerrinnt, Morgan wird immer mehr zum Mann, doch weiß er ganz genau, er ist eine Frau, im falschen Körper geboren. 
Doch was soll er tun, in einer Kleinstadt, in der toxische Männlichkeit zelebriert wird. Er will seinen Vater nicht enttäuschen, seinen besten Freund Eric nicht verlieren. 
Emotional und authentisch gewährt Meredith Russo uns hier einen Einblick in Morgans, aber auch in Erics Seelenleben. Dies gelingt ihr vorzüglich. 
Ich hing nur so an den Seiten, haben gelitten und mitgefiebert, gehofft und geweint.
Ein gelungener Own Voices Roman über Freundschaft, Gender, Identität und die erste Liebe.