Rezension

Beziehungsdramen

So wie du mich kennst -

So wie du mich kennst
von Anika Landsteiner

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe mich ganz bewusst für das Wort "Beziehungsdramen" für den Titel meiner Rezension zum Roman "So wie du mich kennst" entschieden, da mir nichts passender erschien als dieses. Es geht um Beziehungen, aber eben auch um Lebenslügen, denn da die Story jeweils aus der Sicht der Schwestern Marie und Karla geschrieben wurde, zeigt sich, das Marie vieles in ihrem Leben verschleiert hat und nie ausgesprochen hat, was sie erleben und erleiden musste. Aus Scham und Angst? Oder vielleicht auch, um Mitleid zu verhindern? Es zeigt sich, das Heilung dann beginnt, wenn Erlebtes nicht in sich vergraben wird, sondern ausgesprochen wird. Mehr wird  nicht enthüllt, da Marie verstirbt und Karla in die USA reist, um den Nachlass zu regeln. Ein schmerzlicher Abschied beginnt, der aufzeigt, wie kostbar das Leben ist und wie viel unausgesprochen bleibt, da Karla ihre Schwester leider nicht so gut kannte, wie der Titel des Romans vorgaukelt. 
Einige Tabuthemen nehmen hier Raum ein und es dauert eine ganze Weile, bis man als Leserin seine Vermutungen bestätig sieht, das sich im Ordner "A" auf dem Laptop den Karla sichtet, auch ein Bruchteil von Maries Geschichte zu finden sein wird. Vieles innerhalb der Story gleicht einer Trauerverarbeitung, die absolut notwendig ist, um zu heilen. Es zeigt sich aber auch das Liebe unter Schwestern sehr stark sein kann. "So wie du mich kennst" ist ein sehr ausdrucksstarker Roman voller unausgesprochener Worte, die aber dennoch zum Ziel führen, wenn es auch nicht da ankommt, wo es ursprünglich ankommen soll, befreit es Marie dennoch.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Roman, dessen Traurigkeit nicht überwiegt. Ein Roman der definitiv nachdenklich stimmt und ganz viele Szenen beinhaltet, die davon zeugen, wie wichtig Karla und Marie füreinander sind.