Rezension

Bewegende düstere Familiengeschichte

Der Papierpalast
von Miranda Cowley Heller

Bewertet mit 5 Sternen

Puh, dieses Buch hat mir wirklich eine Achterbahn der Gefühle bereitet. Denn zu Beginn war ich ganz und gar nicht überzeugt davon, dass mich das Buch fesseln könnte. Mir war der Schreibstil, der zwar wunderbar flüssig und leicht zu lesen war, etwas zu krass, manchmal fand ich ihn sogar ein wenig abstoßend. Auch waren mir die Wechsel der Zeitebenen, in denen das Buch erzählt wird, etwas zu schnell, so dass ich das Gefühl hatte, mit all den Charakteren und ihren Verbindungen gar nicht klar zu kommen. Vor allem die Erzählstränge in der Vergangenheit haben mich sehr überfordert, da ich nie wusste, wer nun wer war und wie sie zueinander standen.

Doch mit jeder weiteren gelesenen Seite bin ich tiefer in Elles Leben abgetaucht und habe immer mehr über ihre Familie und sie selbst erfahren. Aus der anfänglichen Neutralität, weil ich niemanden wirklich einschätzen konnte, wurde schnell eine tiefe Verbundenheit mit einigen Charakteren. Vor allem die Entwicklung der Beziehung zwischen Elle und ihrer Schwester Anna hat mich sehr bewegt. Und was soll ich sagen: Bald fand ich den Wechsel der Erzählstränge einfach großartig.

Auch der Schreibstil ist wunderbar bildlich, so dass ich den Papierpalast sehr deutlich vor Augen hatte. Aber noch viel besser: Ich hatte während der kompletten Lektüre ein ganz besonderes Sommergefühl, das bei mir deutlich tiefer ging als in anderen „Sommerbüchern“. Allerdings ist der Inhalt des Buches weit entfernt von einem entspannten Sommerroman, sondern birgt viele schreckliche Familienereignisse, die mich oft wirklich sehr haben schlucken lassen.

Mein Fazit:

„Der Papierpalast“ von Miranda Cowley Heller ist ein Roman, der mich völlig überrascht hat. Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten bin ich tief in eine sehr bewegende Familiengeschichte abgetaucht, die mich komplett gefangen hat. Ein toller Schreibstil, sehr vielfältige Charaktere und ein ganz besonderes Lesegefühl haben mir unvergessliche Lesestunden bereitet. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung mit dem Hinweis: kein leichter Sommerroman!