Rezension

Beeindruckendes und wortgewaltiges Büchlein mit Sinn und Tiefe

Alle Farben der Welt - Giovanni Montanaro

Alle Farben der Welt
von Giovanni Montanaro

Bewertet mit 5 Sternen

In der Stadt der Verrückten leben seit jeher Gesunde mit Geisteskranken zusammen. So auch die junge Teresa, die als normale Waise bei Pflegefamilien aufwächst. Teresa hat trotz der eher schwierigen Umstände Freude am Leben und kann die schönen Dinge des Lebens genießen. Als eines Tages plötzlich ein Fremder in die Stadt kommt, verliebt sie sich unsterblich in diesen ominösen Vagabunden. Der ältere van Gogh berührt sie auf eine Weise, wie niemand zu vor. Sie scheinen die Welt mit den gleichen Augen zu sehen und die beiden verbringen recht viel Zeit miteinander, bis van Gogh eines Tages Hals über Kopf verschwindet. Teresa jedoch kann ihn nicht vergessen und schreibt ihm 10 Jahre später einen sehr persönlichen Brief über sich, ihr Leben und wie van Gogh ihr Leben berührt hat.

Mit unvergesslicher Schönheit reiht Montanaro hier Worte aneinander, welche be- und verzaubern. Bildgewaltig und aussagekräftigt wird der Leser verzaubert und direkt in die Geschichte um das Dorf der Verrückten entführt. Die sympathische Teresa trägt dazu nicht minder bei, teil sie doch auf sehr persönliche Weise ihre Gedanken und Gefühle mit dem Leser und van Gogh. Dies wird durch die hier gewählte Briefform natürlich noch mehr verstärkt. Doch nicht nur Teresas Geschichte wird erzählt, sondern vielmehr auch die Geschichte von van Gogh, und wie dieser zur Malerei gekommen ist. Der Autor lässt uns an seiner ganz eigene Idee dessen teilhaben, was sich in der Zeit abgespielt haben könnte, als van Gogh noch ein ganz normaler Mann war und als er der Maler van Gogh war, den wir heute kennen. Dazu wird jedoch auch auf beeindruckende Weise die Geschichte des Wahnsinns zu vergangenen Zeiten aufgearbeitet und wie man mit dieses Leuten damals umgegangen ist.

Ein beeindruckendes kleines Büchlein über die Schönheit der Farben, die Leichtigkeit des Seins und die Freude am Leben. Mit erstaunlichem Feingefühl für Sprache und Wortwahl vermag der Autor zu verzaubern, vergisst jedoch nicht, auch ernste Themen in der Geschichte zu verpacken, sodass letztlich ein melancholischer Schleier über der Geschichte liegt, die mit einem dramatischen Ende schließt. Ein Büchlein, welches einen in seinen Bann zieht und sprachlos zurücklässt.