Rezension

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Bedrückend und spannend bis zum Schluss

Das Haus der Mädchen - Andreas Winkelmann

Das Haus der Mädchen
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 4 Sternen

Ein unerwünschter Zeuge, ein Obdachloser auf der Flucht und das Haus der Mädchen.

Alles beginnt mit einer verstörenden Beobachtung des Pflegers Oliver, der unerwünscht Zeuge einer Entführung wird und dafür teuer bezahlen muss. Doch davon ahnt die unsichere Leni nichts, die ein Praktikum bei einem kleinen Verlag in Hamburg beginnt und dafür in ein Zimmer in einer herrschaftlichen Villa zieht. Dort trifft sie bei der Ankunft auf die selbstbewusste und wunderschöne Vivien, die sie prompt aus ihrem Schneckenhaus zu locken versucht und mit auf eine Party schleppt. Am nächsten Tag jedoch scheint sie wie vom Erdboden verschluckt. Niemand gibt an sie zu kennen und erreichbar ist sie auch nicht. Leni denkt sich nichts dabei, bis sie durch einen unglücklichen Zwischenfall den Obdachlosen Freddy trifft, der ihr eine ungeheuerliche Geschichte erzählt...

Die ersten Seiten fangen den Leser sofort und erzeugen eine wahnsinnige Spannung, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Dabei gibt der Autor nicht zu viel preis und lässt vieles im Dunkeln, sodass viel Spielraum für eigene Vorstellungen und Erklärungen bleibt. Die Protagonistin Leni war mir trotz ihrer eigenbrötlerischen Art sofort sympathisch. Ehrlich gesagt konnte ich mich noch nie mit einem Protagonisten derart identifizieren wie mit Leni. Es gibt so viele Gemeinsamkeiten, dass ich schlichtweg begeistert war ;). Obgleich sie sehr introvertiert ist, hat sie das Herz am rechten Fleck und setzt sich für andere ein, dabei wächst sie im Laufe der Geschichte über sich hinaus. Den Obdachlosen Freddy fand ich auch sehr ehrlich und sympathisch,trotz seiner unehrenhaften Vergangenheit. Es war unheimlich aufregend ihn dabei zu begleiten wie er vor dem Täter flüchtet und nicht weiß wohin. Zusätzlich glaubt ihm keiner oder nimmt ihn ernst, weil er ja "nur" ein Obdachloser ist. Das Pärchen, welches im Verborgenen wirkt, fand ich von Anfang an komisch und nach und nach hat sich meine Vermutung bestätigt, auch wenn es wirklich sehr geschickt und irreführend vom Autor konstruiert ist. Was jedoch die Identität des männlichen Täters angeht, da hat mich der Autor total an der Nase herumgeführt. Ich hatte schon recht früh die wildesten Verdächtigungen, aber den echten Täter hatte ich gar nicht auf dem Schirm und war, unter anderem, auch aus diesem Grund mehr als begeistert über die Geschicktheit mit der der Autor die Handlungen inszenierte. Die Ermittlungen von Jens wirkten manchmal etwas Tollpatschig und Laienhaft. Er hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert und besonders interessant fand ich ihn auch nicht.

Insgesamt ein klug ausgearbeiteter Thriller, der im Laufe der Geschichte ganz andere Wendungen und Taten bereithält, als man anfangs vermutet.