Rezension

beängstigend

Die Welle - Morton Rhue

Die Welle
von Morton Rhue

Bewertet mit 4 Sternen

Die Schüler stellen sich genau die Frage, die sich eigentlich jeder stellt: Wie konnte es passieren, dass im Nazi-Deutschland das alles passieren konnte und warum hat sich keiner dagegen gestellt?

Dass ein Lehrer seine Schüler dazu bringt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, aber selbst keine Antworten hat, finde ich unmöglich. Weil er selbst nicht vorbereitet ist, hat er diese wahnsinnige Idee mit dem Experiment. Als Pädagoge hat er Verantwortung für seine Schüler und muss wissen, dass sie gerade in dem Alter noch versuchen sich selbst zu finden und dass daher eine Beeinflussung – ganz gleich in welche Richtung – schädlich sein kann.

Dass durch die Gruppendynamik die ganze Sache sich so schnell verselbständigt, verpflichtete ihn, der Sache Einhalt zu gebieten. Aber er war von seinem Erfolg so fasziniert, dass er ohne Rücksicht auf Verluste weiter beobachten wollte, wie sich das Ganze entwickelt. Die Schüler waren so diszipliniert, dass sie schneller lernten. Toll für einen Lehrer. Aber kritisches Hinterfragen blieb auf der Strecke.

Lauries Eltern haben ihre Tochter zu einer kritischen Person erzogen, aber auch Laurie braucht ein wenig, um die Gefahren zu erkennen. Erst als es eskaliert und Schüler geprügelt werden, weil sie nicht zur „Welle“ gehören wollen, ist Laurie sicher, dass sie nicht dazu gehören will und dass sie die Welle als negativ empfindet.

Ben Ross, der Lehrer, lässt sich auch nicht von seiner Frau überzeugen, dass er die „Welle“ beenden muss. Erst durch mutige Schüler wie Laurie und ihr Freund wird er dazu gebracht, Initiative zu ergreifen. Dank geschickter Argumentation bringt er die Schüler genauso schnell wieder aus der Welle heraus wie er sie hinein gebracht hat.

Natürlich ist es schön, wenn Außenseiter zur Gemeinschaft gehören können. Natürlich ist es schön, dass Gemeinschaft stark macht. Aber es darf nicht dazu kommen, dass man nicht mehr nachdenkt und hinterfragt. Schon gar nicht darf es dazu kommen, dass man Angst hat seine Meinung zu sagen.

Der Roman ist als Schullektüre sehr gut geeignet, da er die Gefahren aufzeigt. Da die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, ist sie besonders spannend.