Rezension

Autobiografischer Roman

Welten auseinander -

Welten auseinander
von Julia Franck

Bewertet mit 4.5 Sternen

Bei diesem Buch handelt es sich um einen autobiografischen Roman, der eng an das Leben der Autorin angelehnt ist.

Geboren wurde sie in Ostberlin als Zwilling, sie hat eine ältere Schwester und bald kommt auch noch ein weiteres kleines Mädchen von einem anderen Vater dazu. Die Mutter ist Schauspielerin und siedelt nach einem Ausreiseantrag in den Westen über. Eine neue Heimat finden sie auf einem heruntergekommenen Hof in Schleswig-Holstein, doch die Mutter ist mit den Kindern vollkommen überfordert. Die Mädchen sind auf sich gestellt, müssen selbt für Essen, Kleidung und Schule sorgen, denn die Mutter driftet vollkommen ab. Als Julia einmal einige Tage mit Fieber im Bett liegt, bermerkt die Mutter es erst nach langer Zeit und der versprochene Tee kommt nie bei der Kranken an. Das Leben macht die Kinder aber auch selbständig, doch zu einem sehr hohen Preis. Mit dreizehn Jahren hält Julia das Chaos nicht mehr aus und geht weg zu einem befreundeten Ehepaar, dort kommt die zur Ruhe und kann regelmäßig die Schule besuchen. Mit dem gleichaltrigen Stephan trifft sie ihre große Liebe, doch es ist ihnen kein dauerhaftes Glück vergönnt.

Das Buch geht unter die Haut. Für jede/n, der in einigermaßen geordneten Verhältnissen aufgewachsen ist, ist ein Leben wir das von Julia und ihren Schwestern unvorstellbar. Es gibt weder Sicherheit noch Geborgenheit, nur Chaos und Vernachlässigung.

Julia Franck ist eine sehr gute Beobachterin, sie schaut hinter die Fassade und zieht ihre Schlüsse daraus. Ihr Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er ist gut lesbar, aber anspruchsvoll. Ein Buch, das mich sehr beeindruckt und bewegt hat!