Rezension

Authentischer Künstler- und Emanzipationsroman

Miss Island -

Miss Island
von Auður Ava Ólafsdóttir

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Ich-Erzählerin Hekla zieht vom elterlichen Hof nach Reykjavík, um Schriftstellerin zu werden. In den sechziger Jahren haben jedoch selbst so begabte Frauen wie sie kaum eine Chance. Das Schreiben ist Männern vorbehalten. So arbeitet sie als Serviererin in einem Hotel, wo sie von aufdringlichen Männern belästigt wird, die ihr raten, sich für die Miss Wahl zu bewerben. Trotz der Ablehnung von allen Seiten bleibt Hekla zielstrebig und schaufelt sich Zeit frei, um zu schreiben.

Das Leid, von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden, teilt sie mit ihrem schwulen Jugendfreund Jón John, der von einer Karriere als Kostümschneider träumt. Audur Ava Ólafsddóttir beschreibt ihren Lebensweg voller Hindernisse und die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse nüchtern, aber eindringlich. Wie ein Dichter, mit dem sie eine Liaison eingeht, und ein Verleger auf ihr Manuskript reagieren, brachte mich ziemlich aus der Fassung. Sehr poetisch spiegeln sich Heklas Schaffenskraft und Befreiungsdrang in den brodelnden Vulkanen wider, die sich wie Nebenfiguren in die Geschichte einfügen.