Rezension

Auswirkungen einer Scheinwelt

Die Kinder sind Könige -

Die Kinder sind Könige
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 5 Sternen

Mélanie wollte als junge Frau gerne mit Formaten wie Big Brother berühmt werden, doch aufgrund ihrer Persönlichkeit klappte dies nicht. Als junge Mutter von zwei Kindern startet sie dann aber auf diversen Plattformen durch. 
Durch geschickte Vermarktung wird die Familie, vorrangig die Kinder, in Social Media berühmt, davon lässt es sich gut leben. Ein willkommener Nebeneffekt, der bald das Handeln bestimmt und Melanie in ihrer Gier nach Berühmtheit zunehmend anstachelt. 
So kommt es, dass das Wohlergehen der Kinder, zugunsten der Öffentlichkeit, in den Hintergrund rückt. Dass es der kleinen Tochter keinen Spaß macht vor der Kamera zu leben wird ignoriert. Als das Mädchen verschwindet, steht die Polizei aufgrund der Berühmtheit vor ungeahnten Problemen. 
Die Autorin erzählt hier abwechselnd aus der Sicht der Mutter und der Polizistin. Die beiden Persönlichkeiten sind sehr unterschiedlich, u.a. geprägt durch ihre Kindheit, über die wir einiges erfahren. 
Es gelingt de Vigan die Probleme zu sezieren und die einzelnen Persönlichkeiten gut darzustellen. Immer tiefer gerät man in die Hintergründe, die Grenzen der virtuellen Scheinwelt und der realen Welt verschwimmen zunehmend, schon lange kann man hier keine klare Trennung mehr vollziehen. 
Der Krimi um das verschwundene Mädchen verflicht sich mit der Betrachtung des Themas aus psychologischer und gesellschaftskritischer Sicht. Dabei gelingt es der Autorin die Spannung hoch zu halten. 
Am Ende gibt es noch einen Ausblick in die Zukunft, wir erleben die gerade erwachsenen Kinder Mélanies, auch hier gibt es noch mal eine Überraschung. 

Ein brillanter Roman zu einem wichtigen Thema, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.