Rezension

Aus dem Leben gegriffen

Fremde Freundin -

Fremde Freundin
von J. Courtney Sullivan

Bewertet mit 4 Sternen

Elisabeth und ihr Mann Andrew sind mit ihrem Neugeborenen von New York in die Provinz gezogen. Dort wollen sie sich ein neues Leben aufbauen. Doch jeder Anfang ist schwer, so auch für Elisabeth. Sie hängt ihrem Alltag in der Stadt nach, versteht sich nicht sonderlich gut mit den Nachbarinnen, zweifelt an den Zukunftsvisionen ihres Mannes, ist oft genervt von den in der Nähe lebenden Schwiegereltern, hat Probleme mit der eigenen Familie und muss sich nun auch noch mit der Idee anfreunden, ihr Baby tagsüber einem Kindermädchen anzuvertrauen. 

Als sie jedoch Sam kennenlernt, eine junge Kunststudentin, ändert sich ihr Leben. Denn Sam kümmert sich nicht nur um das Baby, sie hilft auch Elisabeth dabei, sich einzugewöhnen. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die für beide Frauen bereichernd ist und ihnen neue Perspektiven offenbart. 

J. Courtney Sullivan erzählt aus dem Leben in der heutigen Zeit und schafft es dabei, Figuren unterschiedlichen Alters und sozialer Herkunft aufeinander treffen und miteinander agieren zu lassen. Ihre Charaktere haben Ecken und Kanten, müssen mit Schicksalsschlägen kämpfen und bleiben dabei stets glaubwürdig. Das ist sicherlich eine der Stärken des Romans. 

Es gelingt der Autorin außerdem, die Probleme und großen Themen unserer Zeit geschickt in die Handlung miteinfließen zu lassen und sie sinnvoll mit den Lebensgeschichten der Figuren zu verknüpfen. Individuelles vermischt sich so mit Gesellschaftlichem und es entsteht ein Bild, dass sich durch Stimmigkeit und Vielschichtigkeit auszeichnet. 

Zu kritisieren bleibt letztlich nur, dass der Roman sich manchmal sehr viel Zeit lässt und sein Erzähltempo drosselt. An manchen Stellen hätte die Wirkung der Geschichte sicherlich davon profitiert, wenn mit weniger Worten erzählt worden wäre. Trotzdem liest sich der Roman stets leicht und flüssig und ist insgesamt ein gelungener Unterhaltungsroman, der es schafft, sich nicht in Klischees oder Oberflächlichkeiten zu verlieren.