Rezension

Aufwachsen zwischen zwei Kulturen

Das achte Kind -

Das achte Kind
von Alem Grabovac

Bewertet mit 5 Sternen

 Der Autor Alem Grabovac wurde 1979 in Würzburg geboren, als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers. 
Hier erzählt er über sein Aufwachsen in zwei ganz gegensätzlichen Welten. 

Seine Mutter Smilja , die in einem winzigen Gebirgsdorf in Kroatien in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen ist, kommt in den 70er Jahren nach Würzburg. Dort verliebt sie sich in den sehr charismatischen Emir, der sich im Nachhinein allerdings als Krinineller und notorischer Fremdgänger entpuppt. Als Smilja das merkt, ist sie allerdings schon mit ihm verheiratet und hat ihr gemeinsames Baby Alem, zur Welt gebracht. Als Emir sie im Stich lässt und sie natürlich weiter arbeiten muss und ihr Baby nicht alleine betreuen kann, gibt sie Alem schweren Herzens zu einer deutschen Pflegefamilie . Anfangs eigentlich nur als Übergangslösung bis zu Alems Schulzeit geplant, wird sein Aufenthalt dort dann doch zum Dauerzustand. Alem wäschst fortan bei der deutschen Familie Behrens auf, die selbst sieben eigene Kinder hat und sie behandeln ihn wie ihr eigenes, achtes Kind.

So hat er sein eigentliches Zuhause bei der deutschen Familie und die Ferien verbringt er bei seiner Mutter und ihrem neuen Freund . Die Wechsel zwischen diesen beiden , sehr unterschiedlichen Welten, fallen Alem nicht leicht. Ganz besonders , weil Dusan, der gewalttätige Freund seiner Mutter, ihn oft sehr grausam behandelt. Und auch die Besuche in dem Geburtstort seiner Mutter, in die die beiden jeden Sommer reisen, sind zuerst einmal wie ein Kulturschock für den kleinen Jungen, denn die Verhältnisse dort sind sehr karg. Aber Alem ist stark und er geht seinen Weg, auch wenn der oftmals sehr hart ist.

Über seinen leiblichen Vater hat man dem Jungen nicht viel erzählt und als er eines Tages herausfindet, dass seine Mutter ihn jahrelang belogen hat, macht er sich auf die Suche nach seinen Wurzeln , er möchte einfach herausfinden, wie sein Vater wirklich war.

Alem durch seine Kindheit zu begleiten, war oft ziemlich schwer, vor allem bei den Besuchen in Frankfurt. Man fragt sich automatisch, warum eine Frau bei so einem Mann bleibt und warum sie vor allen Dingen, ihrem Kind so etwas antun lässt. Doch der Autor selbst, erzählt seine Geschichte ohne Verbitterung, er zeigt sehr viel Verständnis für alles, was ihm widerfahren ist. Er hat wohl einfach mit der Vergangenheit abgeschlossen und vieles verziehen.

Das Buch ist in drei Bereiche aufgeteilt. Im ersten Teil "Das Buch Smilja" erfährt man , wie alles begann, wie seine Mutter Smilja nach Deutschland kam, hier als Gastarbeiterin arbeitete und dann ihr wenige Wochen altes Baby in eine fremde Familie geben musste. Im zweiten großen Teil "Das Buch Alem" begleitet man dann Alem durch seine gesamte Kindheit. In diesem Teil gab es viele schöne Momente, aber auch sehr traurige. Im letzten und kleinsten Teil "Das Buch Emir" ist Alem dann auf der Suche nach seinem Vater.

Mir hat "Das achte Kind" sehr gut gefallen. Der Autor erzählt hier klar und schnörkellos und ohne Bitterkeit von zwei völlig unterschiedlichen Welten. Auf der einen Seite seine deutsche Familie, in der er geliebt und ohne Angst und Sorgen aufwachsen kann. In der es aber, wie er erst später feststellt, auch Schattenseiten gibt. Und auf der anderen Seite eine Welt voller Gewalt, Angst, Armut. Ein Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann und das sich absolut zu lesen lohnt.