Rezension

Auf der Jagd nach Caesar

Der Spiegelmann -

Der Spiegelmann
von Lars Kepler

Bewertet mit 4 Sternen

Fünf Jahre ist es her, seit Jenny Lind auf dem Weg von der Schule nach Hause entführt und nie gefunden wurde. Nun hängt sie ermordet an einem Klettergerüst auf einem Spielplatz mitten in Stockholm. Sofort wird Kommissar Joona Linna auf den Fall angesetzt, der von dem Anblick des Leichenfunds tief erschüttert ist. Ein Augenzeuge namens Martin ist kaum vernehmungsfähig, da er selbst seit einem Unfall traumatisiert ist und unter Angstzuständen sowie Psychosen leidet. Das der Leiche zugefügte Brandzeichen auf dem Hinterkopf lässt bei Joona im Kopf alle Alarmglocken schrillen, denn er ist sich sicher, dass es noch mehr Opfer geben wird. Um Martin zu einer halbwegs brauchbaren Aussage zu bringen und endlich Einzelheiten über den Mord zu erfahren, wendet sich Joona an den Hypnotiseur Erik Maria Bark. Joona muss dem Täter unbedingt schnellstmöglich das Handwerk legen, denn schon bald gibt es eine weitere Vermisste….

Das Autorenduo Lars Kepler hat mit „Der Spiegelmann“ den achten Fall ihres Kommissars Joona Linna vorgelegt, der auch diesmal wieder mit einem spannend konstruierten Plot die Nerven des Lesers bis zum Zerreißen anspannt. Der flüssige, leicht düstere und bildhafte Erzählstil hat ein flottes Tempo und baut so recht schnell Spannung auf. Der Leser heftet sich sofort bei Beginn an Joonas Fersen, um mit ihm nicht nur den Tatort zu besuchen, sondern sich auch den Ermittlungen anzuschließen, um den perfiden Mörder zur Strecke zu bringen. Sowohl wechselnde Perspektiven als auch unvorhergesehene Wendungen schrauben den Spannungsbogen immer weiter in die Höhe, während Joona dem nächsten Mord unbedingt zuvorkommen will. Neben den doch recht fragwürdigen Behandlungsmethoden des psychisch kranken Augenzeugen wird die Story auch interessant durch den unsichtbaren Täter namens „Caesar“, der ab und an in Erscheinung tritt und durch seine Brutalität beim Leser ein unheimliches Gänsehautfeeling verursacht, während man alles wie einen Film vor Augen hat. Das Ende bietet zudem eine Überraschung, die man nicht kommen sieht.

Die Charaktere sind recht intensiv in Szene gesetzt, so dass sie mit ihren menschlichen Eigenschaften schnell überzeugen können und den Leser einfangen. Joona Linna ist kein Mann, der konventionelle Wege geht. Mit seiner Begabung, sich in den Täter hineinzuversetzen und seinem Gefühl zu folgen, eckt er oft an. Linna ist zäh, aber auch feinfühlig, was ihn immer wieder gefühlsmäßig in Schwierigkeiten bringt. Martin ist ein seelisches Wrack durch zwei Schicksalsschläge. Die Schuld frisst ihn auf und lässt ihn den Verstand verlieren. Ebenso überzeugen die weiteren Protagonisten mit ihren Episoden innerhalb der Geschichte.

„Der Spiegelmann“ sorgt mit seinem spannenden Fall wieder einmal für schlaflose Nächte, denn das Duo Kepler weiß, wie es seine Leser einzufangen hat. Fesselnd und rasant jagt man durch Stockholm und ist am Ende sowohl erschöpft wie atemlos. Verdiente Leseempfehlung für einen packenden Thriller, der sehr kurzweilige Lesestunden beschert!!!