Rezension

Auf den Hund gekommen?

Der Hund und sein Mensch -

Der Hund und sein Mensch
von Josef H. Reichholf

Bewertet mit 2 Sternen

Wie wurde der Wolf zum Hund?
Warum wurde er Haustier?!
Was sind die Folgen?

Diesen Fragen versucht der Evolutionsbiologe und Zoologe Josef H. Reichholf in seinem Buch „Der Hund und sein Mensch“ auf den Grund zu gehen.

Schon in der Einleitung berichtet der Autor von der besonderen Beziehung Mensch-Hund, vor allem aufgrund seiner persönlichen Erfahrung als Jugendlicher mit einem perfekt abgerichteten Polizeihund.

Kam nun der Mensch auf den Hund, oder doch umgekehrt?

Reichholf verfolgt den Ansatz, dass Wölfe die Annehmlichkeiten des Zusammenlebens mit dem Menschen erkennen und sich selbst domestiziert haben, nachdem die Beutetiere des Wolfes durch den menschlichen Jäger dezimiert waren. Die Sesshaftwerdung des Homo Sapiens und vor allem der Überschuss an Nahrung, der damit einherging, war somit „ein gefundenes Fressen“ für den Wolf.

Evolutionsgeschichtlich führt Reichholf vom Steinzeitjäger bis zu den indischen Pariahunden, die mit den Slumbewohnern eine spezielle Symbiose eingehen. Die Selbstdomestikation des Hundes geht aber über eine reine Außenbeziehung hinaus, wodurch eine tiefe Beziehung des Hundes zum Menschen entstand.

Dieser Beziehung widmet sich Reichholf in einem sehr persönlichen zweiten Teil des Buches und erzählt von Branko, der als Welpe zur Familie kam. Über den Mischling sagt Reichholf:

„Branko war kein Wunderhund. Er war einzigartig wie jedes andere Hundeindividuum auch, das sich im Zusammenleben mit dem Menschen frei entfalten kann.“

Hier mögen sich die Geister scheiden, aber was Reichholf „freie Entfaltung“ nennt, scheint mir einfach nur als „nicht erzogen“. Als Ratgeber für die richtige Hundehaltung ist dieser Teil des Buches jedenfalls nicht zu gebrauchen. Es ist schlicht die subjektiv gefärbte Geschichte eines Hundes und „seiner“ Menschen mit einigen Ärgernissen, wie beispielsweise einem Züchter, der eigentlich nur Vermehrer ist oder dass Branko einem extremen Stresslevel bei Trennung ausgesetzt war.

„Die Katze ist arrogant und der Hund ist gierig.“ – ein dritter Teil, relativ kurzer Teil beschäftigt sich noch mit der Katze als Vergleichsfall. Nun, meine Buben Hund und Kater) hätten zu der vorhin genannten Aussage wohl ihre eigene Meinung.

Mein Fazit: Der „spannende Wissenschaftskrimi“ spröde und spekulativ, die „berührende Beziehung“ erzeugt Mitleid mit dem Hund.