Rezension

Auch für Erwachsene spannend

Immernacht - Ross Mackenzie

Immernacht
von Ross Mackenzie

Bewertet mit 4 Sternen

Das 13-jährige Waisenmädchen Larabelle Fox, genannt Lara, schlägt sich als Tosherin in den Abwasserkanälen von King's Haven durch. An ihre Eltern hat sie kaum eine Erinnerung, ihr einziger Freund ist der 10-jährige Joe, der allein mit seiner Großmutter lebt und dem sie alles über die Schatzsuche in den Katakomben der Stadt beigebracht hat. Doch dann geschehen viele Dinge auf einmal: Ein düsterer Mann ohne Schatten macht Jagd auf die Tosher und ein geheimnisvolles Kästchen. Die Beraterin des Silberkönigs, Mrs. Hester, schmiedet währenddessen einen Plan, den Regenten zu manipulieren und die Immernacht über das Land zu bringen.

Beim Lesen ist recht schnell klar, dass Lara durch ihre Herkunft enger mit den Geschehnissen rund um die Immernacht verbunden ist, als sie ahnt, dennoch ist dem Autor eine durchaus spannende Geschichte gelungen. Die Handlung springt in kurzen Kapiteln von Figur zu Figur, egal auf welcher Seite diese stehen. Das ermöglicht zwar einen guten Rundumblick auf die Ereignisse, verhindert leider aber auch, dass man zu den Charakteren eine tiefere Bindung entwickelt. Selbst Protagonistin Lara bleibt über weite Strecken flach und blass. Dafür sind die fantastischen Elemente durchaus interessant: Magie und Technik scheinen sich miteinander verbunden zu haben, Stäbe werden mit Zaubern nachgeladen, als wären es Patronen. Hexerei ist verpöhnt und wird gefürchtet, während die Beraterin des Königs weiße Magier als seelenlose Sklaven hält.

Darüber hinaus ist "Immernacht" inhaltlich jedoch nicht allzu komplex oder neuartig, bekannte Elemente wie die Auserwählte, die allein die Welt retten kann oder der Begleiter, der sich vom Konkurrenten zum Freund (oder mehr?) entwickelt, werden ausgiebig verwendet. Trotzdem ist das Buch von der ersten Seite an temporeich, es gibt keine überflüssigen Szenen oder unnötige Längen. Für ein Kinderbuch wird sogar nicht mit Blut und Tod gegeizt, so dass auch Erwachsene sich nicht über Belanglosigkeit beschweren können. Der Schluss ist rund und zufriedenstellend, auch wenn am Ende immer noch einige Schwierigkeiten für die Figuren bestehen. Aber ist nicht gerade das realistisch?