Absolut gelungener Thriller
Bei „Der Tausch“ von Julie Clark handelt es sich um ein 400 Seiten dickes Paperback. Ein Buch, das mit der Frage spielt „Kann man jemand anderes sein“? Ein Buch über zwei Frauen, die eine kurze Begegnung am Flughafen zum Rollentausch nutzen („Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg“).
Dabei wird die Geschichte Claires, und später von Claire als Eva, in der Gegenwart erzählt, die von der eigentlichen Eva in eingeschobenen Rückblenden. Beide Anteile nehmen etwa denselben Raum ein. Die Autorin schafft es, beiden völlig unterschiedlichen Charakteren Tiefe zu verleihen. Die Atmosphäre passt. Auch die beschriebene Technik - Handys, Kommunikationswege, Überwachungskameras - ist zeitgemäß und zur Geschichte passend eingesetzt. Der Schreibstil ist nüchtern, schnörkellos. Ein Thriller, der ohne viel Blutvergießen auskommt, jedoch ist die vorhandene subtile Gewalt spürbar. Der Spannungsbogen wird gehalten. Man fiebert mit beiden Frauen bis zum Ende mit.
Der Plot fesselt. Natürlich ist ein Buch mit zwei Protagonistinnen auch ein Frauenbuch. Beide Charaktere sind auf ihre Weise Opfer, aus deren Rolle heraus sich die Handlungen und die individuelle Motivation ergeben. Trotzdem bleibt diese Grund-Thematik angenehm im Hintergrund. Das Buch ist ein unterhaltsamer Thriller, kein moralübersäuertes Aufklärungsbuch. Doch gerade diese Beiläufigkeit macht das Beschriebene noch viel erschreckender.
Für mich ein rundum gelungenes Werk, dass abgeschlossen erzählt ist und keine Fragen offen lässt. Alle Erwartungen wurden erfüllt. Ganz herzlichen Dank an wasliestdu für das Leserunden-Exemplar.
Es sei noch darauf hingewiesen, dass der originale Klappentext auf dem Buch völlig ausreicht. Es gibt längere Versionen im Netz, die den Leser gedanklich schon in eine Richtung drängen und viel zu viel vom Inhalt vorweg nehmen.