Rezension

190 Seiten großes Kino

Herren der Lage
von Castle Freeman

Bewertet mit 5 Sternen

„Herren der Lage“, ist der dritte Band der Reihe, in der Castle Freeman seine Leser wieder nach Cardiff mitnimmt, ein Kaff im hintersten Winkel von Vermont. Und was man nun wirklich nicht von dem Autor behaupten kann, ist, dass er geschwätzig wäre und uns mit ellenlangen, nichtssagenden Beschreibungen langweilen würde. Im Gegenteil. Das eint ihn mit Sheriff Lucian Wing, der sich um dort um Recht und Ordnung kümmert. Unterstützt wird von seinem eher einfach gestrickten Deputy und, eher weniger gewollt, von Wingate, seinem Vorgänger im Amt, den das Rentnerdabei langweilt. Er ist zwar mittlerweile etwas tüttelig, hat es aber immer noch drauf.

Die Bewohner bleiben unter sich, denn es verirrt sich kaum jemand nach Cardiff, und wenn doch, dann stört das die Ruhe beträchtlich. Wie an dem Tag, als dieser arrogante Typ auftaucht und von Lucian verlangt, nach zwei Teenagern zu suchen, die sich in den umliegenden Wäldern verstecken. Er findet die beiden, behält das aber für sich. Die richtige Entscheidung, das wird ihm klar, als bewaffnete Schläger auftauchen und das Versteck der jungen Leute dem Erdboden gleichmachen…

Freeman beschreibt dieses Katz-und-Maus Spiel so lakonisch, dass es eine Freude ist. Jedes Wort sitzt, da gibt es kein überflüssiges Drumherumgerede. Und obwohl er alles auf das Wesentliche reduziert, hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, unzureichend informiert zu werden. Ganz im Gegenteil, man freut sich an Lucians unaufgeregtem Umgang mit diesen Unsympathen, die meinen, ihm Befehle erteilen zu können. Amüsiert sich köstlich über die wortkargen Unterhaltungen der Dörfler, bei denen jede ihrer von trockenem Humor geprägten Bemerkungen ins Schwarze trifft.

190 Seiten schnörkellose Prosa, gut strukturiert, mit einer überschaubaren und dennoch nie langweilenden Story sowie liebenswerten Hauptfiguren. Lest es. Genießt es!