Magazin

Graphic Novel aus Neuseeland zu Depressionen

Out of the Woods: A Journey Through Depression and Anxiety

Brent Williams: Out of the Woods

Educational Resources Ltd 2017.160 Seiten. ISBN-13: 978-0473390068. 15,57€

Brent kommt am Abend in sein Haus zurück, in dem er allein zu wohnen scheint. Unter einem schwarz dräuenden Himmel leuchtet aus den Fenstern der Nachbarhäuser warmer Lichtschein; auf Brent wartet Dunkelheit. In der Mitte seines Lebens ist ihm alles zu viel geworden. Er fühlt sich wie gefangen von wuchernden Ranken, mit denen ein undurchdringlicher Wald ihn gefangen hält. Wie in einem Traum erscheint ein imaginärer Gefährte, der Brent durch das Auf und Ab seiner Krankheit begleiten wird. Das Auftauchen des Gefährten teilt Brents Welt bereits farblich in gegensätzliche Hälften: es gibt Innen und Außen, Hell und Dunkel, Fortschritt und Rückfall. Du bist krank und brauchst Hilfe, sagt der Fremde. Mit ihm kann Brent endlich über die Überforderung in seinem Leben sprechen, darüber, wie Ärzte bisher nur die Auswirkungen seiner Krankheit behandelt haben, seine Schlaflosigkeit, sein Kopfweh. Alternative Heilmethoden scheinen eher von Brent Besitz zu ergreifen, als ihm zu helfen. Beinahe zufällig im Herausgehen dreht sich Brent noch einmal zu seinem Hausarzt zurück – und kann endlich darüber sprechen, wie schlecht es ihm geht. Der Gefährte begleitet ihn in ein imaginiertes Gehirn und in ein Labyrinth der Gefühle, erklärt ihm die Vorgänge im Hirnstoffwechsel. Sie sprechen darüber, was Brent für sich selbst tun könnte, unter Menschen gehen, Sport treiben. Dieser Abschnitt hat mich allerdings fatal an Ratschläge jener Mitmenschen erinnert, die psychische Erkrankungen noch nicht wahrnehmen wollen. Sehr gut getroffen dagegen fand ich die mühselige Suche nach einem Therapeuten, zu dem/der die Beziehung stimmt. Schließlich bearbeitet Brent seine Kindheit und kann erkennen, welche Belastung seine Erkrankung für seine Familie und seine Kinder ist. Gemeinsam mit seiner Therapeutin hat er sich aus dem Gestrüpp seiner Krankheit heraus gekämpft.

Die Idee, eine Depression im Bild als wuchernden Wald darzustellen, hat mich auf Brent Williams autobiografische Graphic Novel aufmerksam gemacht. Ein wichtiges, tröstliches Buch, das unbedingt ins Deutsche übersetzt werden sollte.