Lieblingsbücher

Überraschungs-Lieblingsbücher

Erfahrene Leser wissen üblicherweise sehr genau, wo und wie sie die persönlich besten Buchempfehlungen erhalten - umso größer ist die Überraschung dann, wenn einem auf anderem Wege ein tolles Buch begegnet: Ob als Zufallsfund in der Bahn, als Wichtelgeschenk oder als Falschlieferung ...

Zugegeben, es gibt sehr viele Wege, neue Bücher für sich zu entdecken: Man kann durch die Lieblingsbuchhandlung stöbern oder den Buchhändler seines Vertrauens um Rat fragen, man kann sich von den vielen Katalogen und Vorschauen inspirieren lassen, befreundete Vielleser um Rat fragen, sich an Lieblings-Autoren und -Verlagen orientieren ... und man kann natürlich Rezensionen auf favorisierten Blogs, im Online-Shop oder Buch-Communities wie „Was liest Du?" nutzen, um auf virtuelle Stöber-Tour zu gehen und neue, interessante Titel für sich zu entdecken (YouTube zähle ich einfach mal dazu).

Jeder, der gerne und viel liest, wird im Laufe der Zeit den für ihn verlässlichsten Weg gefunden haben, um passende Bücher aufzuspüren ... und doch gibt es manchmal überraschende Entdeckungen auf ganz anderem Wege, die dann umso schöner sind ... kennt ihr das?

Auch als Buchhändler geht es einem da nicht anders: Man orientiert sich zunächst einmal an den Verlagsvorschauen, tauscht sich mit Buchhandels-Kollegen aus und erhält Tipps bzw. Informationen von Verlagsvertretern.
Gehen wir nur von den Vorschauen aus, klingt das Gerüst vieler Bücher bzw. Geschichten dabei mitunter etwas gleichförmig, was bei 80.000 - 100.000 Neuerscheinungen pro Jahr absolut normal ist. Trotzdem hält jedes Bücherjahr einige echte 'Kracher' bereit, ... aber die eigentlichen Überraschungen begegnen einem zumeist woanders.

Wenn ein Kunde zum Beispiel nach einem Buch fragt, dessen Titel er nicht kennt und stattdessen von dem Inhalt berichtet, der SO gut klingt, dass man das Buch dann unweigerlich selbst lesen muss. Mir ist das zuletzt mit „Kosmetik des Bösen" von Amélie Nothomb passiert (siehe Rezension): Kundin umschreibt die Handlung und wir begeben uns auf gemeinsame Spurensuche im Internet, da ich das Buch selbst nicht kannte. Fünf Minuten später bestelle ich das Buch gleich zweifach ... 1x für sie und 1x für mich.

Ein anderes Mal - und noch gar nicht so lange her - habe ich im Zug das Buch „Die Jule mit den Pizzabrötchen" gefunden, erschienen bei dem sehr, sehr kleinen Indie-Verlag 'Possible Books'. Es lag dort einfach auf einer Sitzbank und trug ein Post-it auf dem Cover: „Viel Spaß beim Lesen!" - und den hatte ich dann auch. Hinter dem Titel verbirgt sich nämlich eine ziemlich abgefahrene Geschichte: Der Herausgeber kaufte ein (gebrauchtes) Mobiltelefon auf eBay und stellte nach Erhalt fest, dass sich noch 900 Kurzmitteilungen im internen Speicher befanden. Aus diesen Kommunikationsschnipseln fügt sich ein ganzer Mikrokosmos zusammen, der in seiner Gesamtheit ziemlich einzigartig ist.

Und wie viele Bücher ich schon für mich selbst bestellt habe, weil sie mir z.B. im Abholfach begegnet und aufgefallen sind ... unglaublich. ;-)

Natürlich gibt es auch ganz andere Arten der 'Überraschungsbücher': Da gab es zum Beispiel den Mann, der 20.000$ in einem Buch entdeckte oder die (Gebraucht-)Buchhandlung Brookline Booksmith, die sogar ein Blog betreibt, auf dem sie das Buch-Fundstück der Woche präsentiert.

Welche Buch-Überraschungen sind euch schon widerfahren? Und auf welchem Wege bezieht ihr ganz grundsätzlich eure Lesetipps?

Artikel eingestellt von: +Torsten Woywod