Leserunde

Leserunde zu "Zum Paradies" (Hanya Yanagihara)

Zum Paradies
von Hanya Yanagihara

Bewerbungsphase: 17.12. - 06.01.

Beginn der Leserunde: 13.01. (Ende: 12.02.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Ullstein Verlags – 20 Freiexemplare von "Zum Paradies" (Hanya Yanagihara) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Drei Jahrhunderte, drei Versionen des amerikanischen Experiments: In ihrem kühnen neuen Roman – dem ersten seit Ein wenig Leben – erzählt Hanya Yanagihara von Liebenden, von Familie, vom Verlust und den trügerischen Versprechen gesellschaftlicher Utopien.  

1893, in einem Amerika, das anders ist, als wir es aus den Geschichtsbüchern kennen: New York gehört zu den Free States, in denen die Menschen so leben und so lieben, wie sie es möchten – so jedenfalls scheint es. Ein junger Mann, Spross einer der angesehensten und wohlhabendsten Familien, entzieht sich der Verlobung mit einem standesgemäßen Verehrer und folgt einem charmanten, mittellosen Musiklehrer. 
1993, in einem Manhattan im Bann der AIDS-Epidemie: Ein junger Hawaiianer teilt sein Leben mit einem deutlich älteren, reichen Mann, doch er verschweigt ihm die Erschütterungen seiner Kindheit und das Schicksal seines Vaters. 
2093, in einer von Seuchen zerrissenen, autoritär kontrollierten Welt: Die durch eine Medikation versehrte Enkelin eines mächtigen Wissenschaftlers versucht ohne ihn ihr Leben zu bewältigen – und herauszufinden, wohin ihr Ehemann regelmäßig an einem Abend in jeder Woche verschwindet. 
Drei Teile, die sich zu einer aufwühlenden, einzigartigen Symphonie verbinden, deren Themen und Motive wiederkehren, nachhallen, einander vertiefen und verdeutlichen: Ein Town House am Washington Square. Krankheiten, Therapien und deren Kosten. Reichtum und Elend. Schwache und starke Menschen. Die gefährliche Selbstgerechtigkeit von Mächtigen und von Revolutionären. Die Sehnsucht nach dem irdischen Paradies – und die Erkenntnis, dass es nicht existiert. Und all das, was uns zu Menschen macht: Angst. Liebe. Scham. Bedürfnis. Einsamkeit. 

Zum Paradies ist ein Wunderwerk literarischer Erfindungskraft und ein Kunstwerk menschlicher Gefühle. Seine außergewöhnliche Wirkung gründet in seinem Wissen um den Wunsch, jene zu beschützen, die wir lieben: Partner, Liebhaber, Kinder, Freunde – unsere Mitmenschen. Und den Schmerz, der nach uns greift, wenn wir das nicht können.

ÜBER DIE AUTORIN:

Hanya Yanagihara wurde 1974 in Los Angeles geboren und wuchs unter anderem in Hawaii auf. Ihr zweiter Roman Ein wenig Leben war für den Man Booker Prize und den National Book Award nominiert. Ihr erster Roman Das Volk der Bäume wurde 2019 ins Deutsche übersetzt. Hanya Yanagihara lebt in New York.

05.02.2022

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende

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verbuechert kommentierte am 24. Januar 2022 um 11:59

Den letzten Teil des Buches (also die letzten beiden Leseabschnitte) mochte ich wirklich gerne! So langsam hat sich vieles zusammengefügt, so zum Beispiel, was mit David und Nathaniel passiert ist. Außerdem hat man in dem letzten Leseabschnitt noch mal mehr über die einzelnen Charaktere erfahren, wie über den Ehemann von Charlie, über den man vorher wenig wusste. 

Ich fand es unglaublich spannend, zu erfahren, was mit Charlie passieren wird und konnte gar nicht aufhören zu lesen. Ich finde es deshalb auch sehr schade, dass man auch am Ende nicht erfährt, wie es mit ihr ausgegangen ist. Aber wie auch bei den anderen Leseabschnitten, hört sich ihre Zukunft nicht sehr vielversprechend an, sondern eher so, als würde sie nicht das Paradies finden...

Die Darstellung dieser dystopischen Welt ist der Autorin unglaublich gut gelungen. In so einem Land würde ich nicht gerne leben wollen. Vor allem weil die Regeln, die dort gelten, teilweise wirklich unsinnig auf mich wirken. Warum wurden homosexuelle Ehen von einen auf den anderen Tag verboten? Die Gründe erschließen sich mir nicht so ganz, vor allem, wenn man sowieso keine Kinder von ihnen erwartet. Generell sind die Regeln, die dort gelten, eher menschenunwürdig. Und ich finde es sehr interessant, dass dies aber nur dort der Fall ist und in anderen Teilen der Welt ganz anders aussieht. Für mich bleiben viele Fragen offen: Wieso wird es dort so handgehabt? Wieso wusste David, an welchem Tag sie unbedingt weg müssen und hatte so viele Informationen, die noch gar nicht bekannt waren? Jede der Geschichten des Buches hatte so ein offenes Ende und das lässt mich eher unzufrieden zurück. Ich hätte mir gewünscht, zu erfahren, was noch passiert. Deshalb lässt mich das Buch gerade mit gemischten Gefühlen zurück.

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katzenminze kommentierte am 25. Januar 2022 um 16:32

Warum wurden homosexuelle Ehen von einen auf den anderen Tag verboten? Die Gründe erschließen sich mir nicht so ganz, vor allem, wenn man sowieso keine Kinder von ihnen erwartet.

Doch, man erwartet Kinder von ihnen. Von denen in bestehenden Ehen natürlich nicht. Aber noch unverheiratete Homesexuelle haben nach dieser Logik einen Vorteil wenn sie heiraten und Kinder bekommen - auch wenn das nicht ihrer Sexualität entspricht.

Aber das ist so ein bisschen eine Frage wie: Warum dürfen Frauen in Afghanistan von einem Tag auf den anderen nicht mehr in die Schule/Uni? Weil das Regime es so will. Und weil die meisten aus Angst mitmachen. Und irgendwann gibt es dann eine Generation, die es nicht mehr kennt, dass es Internet und Bücher gab / man gleichgeschlechtlich Heiraten durfte / man anderes Fleich hatte als Waschbär. Ich finde das eigetnlich ziemlich anschaulich dargestellt. Und traurig.

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katzenminze kommentierte am 25. Januar 2022 um 18:10

Ah, das mit dem offenen Ende. Klar, ich bin neugierig. Aber ich finde es nicht schlimm. Musste gerade an den Report der Magd denken, da gibt es ja auch die Fraktion, die wissen möchte wie es weitergeht und die die ok damit ist wie es ist. Geschmackssache. (Vielleicht schreibt sie ja - wie Atwood - in 35 Jahren eine Fortsetzung! XD)
Was ich mich eher frage oder was mich eher stört, ist: Warum jetzt drei Geschichten in einem? Es hätte doch alles für sich auch funktioniert. Oder warum zumindest nicht größere Zusammenhänge? Hmm.

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verbuechert kommentierte am 27. Januar 2022 um 11:29

Ja, das ist auch eine Frage, die in meinem Kopf herumschwirrt :D Wie du schon sagst, die Teile haben kaum Zusammenhänge, spielen wahrscheinlich in verschiedenen Universen. Ich kann mir auch nicht erklären, warum es dann gleich alle drei Geschichten sein mussten. Vor allem, weil mir der zweite nicht so gut gefallen hat :D

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Winterzauber kommentierte am 27. Januar 2022 um 19:58

Sehe ich absolut genauso

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katzenminze kommentierte am 28. Januar 2022 um 10:54

Am rätselhaftesten finde ich eigentlich die finanzielle Entscheidung. Der Verlag hätte ja zwei oder drei Bücher rausbringen können. Als eine Art lose Reihe, die man aber auch einzeln lesen kann. Bei der Kopenhagen-Trilogie von Tove Ditlevsen gab es ja auch drei einzelne Bände (wobei sich da mW eher beschwert wurde, dass es das nicht auch komplett gibt...).

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wandagreen kommentierte am 28. Januar 2022 um 11:25

Wie man es macht, ist es verkehrt!
 

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2022 um 21:12

Wanda, ich habe dich schon mal gefragt und keine Antwort bekommen. Liest du das Buch auch oder hast du es schon gelesen? 

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wandagreen kommentierte am 28. Januar 2022 um 22:51

Was willst du mir sagen, Sursu? Metabotschaft ?- ich habe hier nichts zu suchen, wenn ich das Buch nicht lese? ? So fühlt es sich an, aber es ist sicher nicht so gemeint ;-).

Ich schau hier in die LR, weil es mich interessiert, was zu diesem Roman geschrieben und gedacht wird - und glgt erlaube ich mir einen Kommentar. Das mache ich in vielen LR, die mich interessieren. Dafür brauche ich keine Rechtfertigung und keine Erlaubnis.
 

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2022 um 22:53

Ich wollte es ganz einfach wissen. Nicht mehr und nicht weniger. Ist das geheim? 

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wandagreen kommentierte am 28. Januar 2022 um 22:55

Dann freut es mich, dass deine Wissbegier jetzt gestillt ist.

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2022 um 21:11

Ich glaube, von dieser Autorin erwartet man Schinken. Das ist eben so. 

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2022 um 21:10

 Es hätte doch alles für sich auch funktioniert. Oder warum zumindest nicht größere Zusammenhänge? Hmm.

Das ist eine gute Frage. Vielleicht hatte die Autorin mehr den Paradies Gedanken im Fokus und wollte verschiedene Wege aufzeigen. Dann ist ihr der letzte Teil entglitten. :DDD
Hat schon jemand nach Interviews geguckt? Das ist bestimmt aufschlussreich. 

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marsupij kommentierte am 30. Januar 2022 um 17:48

Ja, warum drei Geschichten in einem Buch, von denen jede einzelne schon lang genug für ein einzelnes Buch gewesen wäre. Und dann fehlt eben der größere Zusammenhang. Bisschen wie überlange "Kurz"geschichten.

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Heidi kommentierte am 01. April 2022 um 20:18

Ja, das habe ich auch nicht verstanden. Sie hätte ruhig drei einzelne Bücher draus machen können. Seiten waren ja genug vorhanden; und dafür vielleicht die Enden nicht offen lassen können.

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DoraLupin kommentierte am 12. Februar 2022 um 21:07

Ich fand es auch schade, dass das Ende wieder so offen gewesen ist! Bei Charlie habe ich am meisten mitgefiebert und gehofft, dass sie das Paradies finden wird...

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katzenminze kommentierte am 25. Januar 2022 um 16:36

So. Streichen wir Teil 2 und es ist ein Lieblingsbuch. Darf ich den Teil bei der Sternevergabe einfach ignorieren? XD

Kann mir irgendjemand sagen, ob er einen Link zum Hawaii-Teil gefunden hat? Ich habe keinen gesehen (und dass Kleinkind-David vor der Hochzeit seiner Eltern mit Lianenkrone "Nennt mich König David" gesagt hat, zähle ich NICHT. Das ist mir bei weitem zu schwammig.)?

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juli_bookworld kommentierte am 31. Januar 2022 um 19:19

Genau das habe ich mir auch gedacht :)

Der erste und der letzte Abschnitt waren der absolute Hammer und ich würde auch am liebsten den zweiten Teil streichen.

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marsupij kommentierte am 04. Februar 2022 um 11:55

Ich glaube, da sind wir uns einig hier.

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Fever kommentierte am 07. Februar 2022 um 11:10

Ich glaube, der Link ist das Problem der kulturellen Identität, was im dritten Teil für Charles und Nathaniel eine gewaltige Rolle spielt. Ich fand den zweiten Teil keineswegs überflüssig, sondern essenziell, um die Tragweite des Verlusts der hawaiianischen Unabhängigkeit zu verstehen. Erst dadurch kann ich als Leserin nicht nur oberflächlich verstehen, sondern wirklich begreifen und mitfühlen, warum Charles beispielsweise Aubrey und Norris wegen ihrer Sammlung nicht leiden kann. Und dieser Konflikt ist ja ein Dreh- und Angelpunkt dessen, wie Teil 3 sich entwickelt. Als weiße Person ohne diesen Hintergrund bin ich überzeugt, dass ich diese Gefühle gegenüber kultureller Aneignung nicht nachvollziehen kann, wenn man sie mir nicht auf die intensive Art nahebringt, wie das in Teil 2 passiert.

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GaudBretonne kommentierte am 12. Februar 2022 um 19:02

Du hast das toll zusammengefasst. Ich habe das auch so wahrgenommen!

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katzenminze kommentierte am 25. Januar 2022 um 16:47

Ich mochte die letzten beiden Leseabschnitte insgesamt an liebsten. Yanagihara schafft es immer, dass ich total mitfühle und die Figuren lieb gewinne. Das habe ich bei anderen Büchern nicht so krass.

Ich fand am Ende eigentlich weniger den Zustand der Welt interessant, als vielmehr Charles Entwicklung. Ich fand es so traurig, wie sehr er seine Enkelin liebt, sich aber auch ihrer Schwächen bewusst ist. Wie allein er am Ende ist und wie er für Charlie kämpft. Wie er Jahre zurückliegende Entscheidungen bereut. Das war so herzzerreißend irgendwie, weil ja niemand in die Zukunft sehen kann, was woraus entsteht und er ja immer das Beste im Sinn hatte.

Aber auch Charlies Zwiespalt, dass sie sich nach Liebe sehnt, das aber auch nicht wirklich kommunizieren kann. Da fand ich Charles Entscheidung krass: Sie mit jemandem zu verheiraten, der einen anderen liebt um sie zu schützen. Das ist hart aber ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht. So geächtet, wie sie in diesem Land offenbar ist und bei den zwei "Vorfällen" (ich habe das richtig gelesen als Vergewaltigungen, oder?). Puh.

Mich hat es jedenfalls sehr gefesselt und ich wünsche mir einfach, Teil zwei würde nicht existieren, dann wäre es perfekt. XD

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wandagreen kommentierte am 28. Januar 2022 um 11:27

Es wäre interessant zu erfahren, was sich die Autorin bei Teil 2 gedacht hat - den ihr insgesamt wohl alle nicht mögt. Ob es dazu wohl ein Interview gibt?

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2022 um 21:24

Yanagihara schafft es immer, dass ich total mitfühle und die Figuren lieb gewinne.

Ich muss unbedingt noch andere Bücher von ihr lesen. 

Ich fand es so traurig, wie sehr er seine Enkelin liebt, sich aber auch ihrer Schwächen bewusst ist. Wie allein er am Ende ist und wie er für Charlie kämpft. 

Und wie er sie vorbereitet auf das Alleinsein. Er hat sie ja regelrecht trainiert, das ist rührend und tragisch. 

(ich habe das richtig gelesen als Vergewaltigungen, oder?). Puh.

Ja, das habe ich auch so verstanden und das ist ganz furchtbar. Aber ist es nicht wunderbar geschrieben? Keine ekligen Details, Andeutungen, nicht zu viel und nicht zu wenig, gerade so, dass es dich graust. 

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DoraLupin kommentierte am 12. Februar 2022 um 21:08

Ich hätte den zweiten Teil auch überhaupt nicht gebraucht! Wären diese 200 Seiten weggelassen worden, hätte ich das Buch insgesamt deutlich besser gefunden, der war richtig enttäuschend

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2022 um 21:02

Au wei, was Ende! Ich habe bis zum Schluss an den Nägeln geknabbert.

Jetzt gab es doch noch reichlich Infos. Zu gerne hätte ich noch Peter persönlich kennengelernt.

Eine verstörende Geschichte, die mir vermutlich noch länger nachschleichen wird, so lebendig und plausibel war dieses Szenario.

Ich habe keine Ahnung, wie ich das bewerten soll. Der Mittelteil des Buches hat mich sehr geärgert, der Rest sehr beeindruckt. Wie findet man das?

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katzenminze kommentierte am 29. Januar 2022 um 11:49

Ja, wie findet man das?! Ich weiß es auch nicht. :/

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katzenminze kommentierte am 29. Januar 2022 um 11:52

.

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Sursulapitschi kommentierte am 29. Januar 2022 um 12:01

Ich habe mich jetzt für vier Sterne entschieden. Auch wenn mich das Buch im Mittelteil sehr geärgert hat, bleibt am Ende doch ein tiefer Eindruck, allerdings kann ich die Probleme, die ich mit dem Buch habe, auch nicht ganz ausblenden. Man kann offene Enden stehen lassen, man kann auch Botschaften nur andeuten und nicht ausformulieren, aber hier hat es sich die Autorin ein bisschen eifach gemacht, finde ich. Eine Spur mehr Auflösung und Zusammenhänge hätte sie liefern müssen, finde ich. 

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katzenminze kommentierte am 29. Januar 2022 um 12:10

Mehr Auflösung hätte ich nicht unbedingt gebraucht aber eben Zusammenhänge. Ich mag Zusammenhänge!! Ich habe dieses WE eh keine Zeit zum rezensieren, dann kann ich noch bis nächste Woche überlegen, wie ich bewerte. ;)

Schaust du nach Interviews? Ich mag nicht. Ich will von den Autoren selbst eigentlich immer so wenig wie möglich wissen.

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Sursulapitschi kommentierte am 29. Januar 2022 um 12:24

Ich glaube, direkt nach Interviews suchen werde ich auch nicht. Ein Buch sollte schon ohne Gebrauchsanleitung funktionieren und wenn man extra Erläuterungen dazu benötigt, dann hat es was falsch gemacht. 

Das Rezischreiben ging leichter als ich dachte. Da hat es mich nur ein bisschen demotiviert zu wissen, dass meine die 1000ste Rezension zu diesem Buch ist. Das liest eh keiner mehr. :DDD.

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marsupij kommentierte am 30. Januar 2022 um 17:50

Mir fehlten auch die Zusammenhänge. Mit den offenen Enden kann ich einigermaßen umgehen. Ja, was mache ich mit dem zweiten Teil bei der Bewertung? Ich entscheide mich gleich.

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Winterzauber kommentierte am 30. Januar 2022 um 18:07

Sehe ich genau wie du, 4 Sterne habe ich auch gegeben, wobei ich bei dem 2. Kapitel fast abgebrochen hätte.

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marsupij kommentierte am 31. Januar 2022 um 17:19

Ohne die Leserunde hätte ich mich auch schwer damit getan, durchzuhalten.

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Winterzauber kommentierte am 29. Januar 2022 um 18:23

Ist euch schon mal aufgefallen, dass niemand was bei - Lieblingsstellen - geschrieben hat ??

Mir gefielen ein paar Sätze sehr gut, hatte mir die Seitenzahl aber nicht gemerkt und das nicht mehr wiedergefunden. Das war in einem Brief an Peter - da hat Charles geschrieben, dass sich alles langsam verändert.

Erst sind die Spielzeugläden weg, dann das Internet und es gibt kein Fernsehen mehr und die Bäume werden ausgegraben usw. 

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Winterzauber kommentierte am 29. Januar 2022 um 18:23

Ist euch schon mal aufgefallen, dass niemand was bei - Lieblingsstellen - geschrieben hat ??

Mir gefielen ein paar Sätze sehr gut, hatte mir die Seitenzahl aber nicht gemerkt und das nicht mehr wiedergefunden. Das war in einem Brief an Peter - da hat Charles geschrieben, dass sich alles langsam verändert.

Erst sind die Spielzeugläden weg, dann das Internet und es gibt kein Fernsehen mehr und die Bäume werden ausgegraben usw. 

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katzenminze kommentierte am 31. Januar 2022 um 19:22

Ich habe auch eine Seite mit einem Brief von Charles abfotografiert. Aber für die Lieblingsstellen war ich zu faul... XD Das waren eher Lieblingspassagen als einzelne Sätze.

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Winterzauber kommentierte am 29. Januar 2022 um 18:26

Ich habe sonst nichts gegen ein offenes Ende, aber ich finde es schade, dass man überhaupt nicht erfährt, was mit den Leuten passiert. Vor allem im letzten Abschnitt hätte ich mir gewünscht zu erfahren wie es Charlie ergangen ist.

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FIRIEL kommentierte am 30. Januar 2022 um 14:18

Alle drei Teile enden offen; das verlangt viel vom Leser.

Im ersten Teil folgt David Edward nach Kalifornien, und hier waren wir alle höchst skeptisch, dass er dort sein Paradies findet. Er muss all seinen Mut zusammennehmen, um sein altvertrautes Leben hinter sich zu lassen. Dieser David gibt alle Sicherheiten auf in der Hoffnung, zu lieben und geliebt zu werden. (Wobei: Tatsächlich endet das Buch vor seinem ersten Schritt... Ist er ihn wirklich gegangen??)

Im zweiten Teil ist der ältere David in seiner Krankheit katatonisch geworden. Sein Verhalten wirkt wie ein Totstell-Reflex: Er kommt mit den Anforderungen des Lebens nicht zurecht und verweigert sich: Spricht nicht, bewegt sich nicht, reagiert nicht. Zum Schluss will auch er "gehen", aber was ist hier gemeint - das buchstäbliche Gehen als Bewegung, hin zu seinem Sohn, oder das übertragene Gehen als Sterben? 

Und im dritten Teil will Charlie mithilfe von David fliehen und das Land verlassen. Wir erfahren nicht, ob diese Flucht gelingt und auch nicht, was mit ihr geschieht - Wenn die Flucht gelingt, kann sie sich in ein neues Leben einfinden und glücklich werden? Wenn sie nicht gelingt, wird sie hingerichtet oder darf/muss sie weiterhin dem Regime dienen und arbeiten?

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katzenminze kommentierte am 31. Januar 2022 um 19:27

Ich merke, dass ich durch das offene noch viel mehr daran denke, als es sonst wahrscheinlich der Fall gewesen wären. Ich verstehe total, wenn es jemanden stört so komplett in der Luft zu hängen aber ich finden es wirklich toll gemacht insgesamt! Es könnte ein Happy End geben, aber es könnte auch ganz böse ausgegangen sein. Wir haben immer Anhantspunkte in beide Richtungen. Das beschäftigt meinen Kopf viel mehr, als ein klarer Abschluss. ^.^

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Heidi kommentierte am 01. April 2022 um 20:24

Hätte nur ein Teil ein offenes Ende hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht soo stark geärgert darüber, aber gleich alle drei find ich schon etwas schade. 

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FIRIEL kommentierte am 30. Januar 2022 um 11:49

Auch ich fand diesen Teil wieder mitreißend: Ich konnte mit Charlie mitfühlen (auch wenn die ihre Gefühle nicht zeigen oder benennen kann),  ich war sehr gespannt, wie es weitergehen würde, ich hatte phantasievolle Ideen, was wohl nach dem offenen Schluss geschehen würde. Das Buch hat mich definitiv angerührt und mitgenommen.

Genau wie ihr habe ich den Zusammenhang der drei Teile gesucht und ihn in einer biographischen Verwandtschaft der Protagonisten finden wollen; diese Verwandtschaft ist zwar theoretisch denkbar und kann phantasiert werden, aber sie wird nicht ausgesprochen. Yanagihara hätte das ausführen können, wenn sie gewollte hätte, hat sie aber nicht. Also hat sie sich definitiv etwas Anderes dabei gedacht. Vielleicht können wir uns damit noch gemeinsam auseinandersetzen?

 

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FIRIEL kommentierte am 30. Januar 2022 um 13:50

Gemeinsamkeiten, ein roter Faden:

In der klassischen Tragödie sind es Einheit des Ortes, der Zeit und Handlung.

  • Das Stadthaus in Manhattan ist tatsächlich ein gemeinsamer Ort, außer im Abschnitt 2b, den ja viele von uns als aus der Reihe fallend erlebt haben.
  • Einheit der Zeit ist ja eindeutig nicht gewollt. Zwei Abschnitte von jeweils 100 Jahren, wobei es vom letzten Rückblicke 50, 40, 30, 20 und 5 Jahre früher gibt und das jeweils nicht nur zu diesem Zeitpunkt, sondern von diesem Zeitpunkt an weiterführend.
  • Handlung: Wir haben verschiedene Motive und wohl auch Themen, die sich wiederholen. Welche seht ihr? Führen sie zu einem Zusammenhang?

Schließlich haben wir noch die sich immer wiederholenden Namen. Das hat aber nicht unbedingt zu einem Gefühl der Kontinuität geführt; zumindest anfangs war es eher verwirrend und brachte uns alle auf die (falsche) Fährte der Blutsverwandtschaft.

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marsupij kommentierte am 30. Januar 2022 um 17:53

Das Stadthaus und die Namen - ja, die waren lange verwirrend. Hm, jede Person hat einen schwierigen Lebensweg, aber dann sind diese jedoch wieder so verschieden. Ich will auch nicht zu viel reininterpretieren.

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FIRIEL kommentierte am 30. Januar 2022 um 14:04

Motive:

Homosexualität

Ethnie, Rassismus, Kolonialisierung

Krankheit, noch nicht in Buch I, aber schon sehr bedeutsam in Buch II und alles bestimmend als Pandemie in Buch III

Beziehungen

Sicherheit kontra Freiheit

persönliche Identität kontra Rollenerwartungen

Verantwortung und Schuld

Vorstellungen vom Paradies, Phantasien vom Glück - was ist das "ideale" Leben?

Was macht den Menschen menschlich - wo beginnt Unmenschlichkeit?

... und bestimmt fallen euch noch ein paar ein und auf...

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marsupij kommentierte am 30. Januar 2022 um 17:54

Diese letzten beiden Abschnitte haben mich wieder mit dem Buch versöhnt. Aber der Zwischenteil gefiel mir so gar nicht und ich bin froh, dass ich hier zum Weiterlesen ermuntert wurde und das wir hier in der Leserunde uns austauschen können.

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milkysilvermoon kommentierte am 09. Februar 2022 um 19:44

Ich weiß, was du meinst. Im zweiten Teil war ich auch mal versucht, das Buch zur Seite zu legen. Bin echt froh, dass mich die Runde dazu "genötigt" hat weiterzulesen. Im Nachhinein betrachtet, wäre es schade gewesen, wenn ich abgebrochen hätte.

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende
juli_bookworld kommentierte am 31. Januar 2022 um 19:37

So ich habe fleißig weiter gelesen und bin gerade mit dem Buch fertig geworden. Ich kann wirklich sagen, dass mich der letzte Abschnitt nochmal richtig mitgenommen hat! Ich bin echt noch total geflashed davon und muss erstmal meine Gedanken ein wenig sortieren.

Ganz toll fande ich es, nochmal ein paar mehr Infos bekommen zu haben. Gerade die Geschichte mit David und Nathaniel wurde näher beleuchtet, sodass man als Leser nicht mehr im Dunkeln geblieben ist. Exakt das, was ich mir für den zweiten Abschnitt gewünscht hatte, wurde hiermit vollkommen erfüllt.

Der Handlungsstrang mit Charlie und Charles fande ich absolut berührend. Man merkte wirklich hautnah, wie viel ihm seine Enkelin bedeutet und wie sehr sie ihm am Herzen liegt. Gerade die Beschreibung dessen hat mich mitgenommen. Die Autorin hat es durch ihre gefühlvolle Sprache wieder geschafft mich emotional zu berühren und ganz deutlich am Handlungsgeschehen teilhaben zu lassen. Einfach wunderbar gelungen!

Irgendwie hatte ich mir fast schon gedacht, dass es eine Art offenes Ende für den Roman geben wird. Es passt zu dem Buch sehr gut und unterstützt es in seinem Wirken. Ich finde gerade dadurch wird man zum Nach- und Weiterdenken angeregt, sodass man den Roman auf keinen Fall so leicht vergisst. Klar hätte ich mir auch gerne noch ein paar Antworten bezüglich Charlies Zukunft gewünscht, aber für mich wurde das Buch dennoch durch das offene Ende gut abgerundet.

Ich muss sagen, dass ich sehr begeistert von diesem Roman bin. Die erschaffenen Welten der Autorin sind unverwechselbar und charakterisieren sich durch ganz individuelle Strukturen. Beim Lesen erhält man etwas Neues, noch nie zuvor Dagewesenes, was total aufregend ist und mich immer neugierig gemacht hat. Auch die Zusammenhänge der Charaktere, die in dem Buch eröffnet werden, sind überaus vielschichtig und bringen die nötige Komplexität ein. Ganz klar ist auch nochmal der Schreibstil zu betonen, der es einfach bei mir geschafft hat konkrete Bilder zu erzeugen. Einzig und allein den zweiten Abschnitt hätte ich gekürzt oder gestrichen, dann wäre das Buch für mich wirklich rundum gelungen gewesen.

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milkysilvermoon kommentierte am 09. Februar 2022 um 19:20

Irgendwie hatte ich mir fast schon gedacht, dass es eine Art offenes Ende für den Roman geben wird. Es passt zu dem Buch sehr gut und unterstützt es in seinem Wirken.
 

Ja, so ging es mir auch. Es war erwartbar, passt aber ganz gut.

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Heidi kommentierte am 01. April 2022 um 20:34

Ich stimme dir in vielem zu. Die Beziehung zwischen Großvater und Enkelin find ich herzergreifend. Ich bin total berührt davon. Auch die Informationen zu Nathaniel und David haben mir gefallen. Das offene Ende stört mich wieder. Ab und zu ein offenes Ende finde ich nicht schlimm, aber ständig, fand ich es doch unangebracht.

Begeistern konnte mich der Roman ehrlich gesagt nicht, ich musste mich echt durchquälen und habe oft ans abbrechen gedacht. Das mag vor allem aber auch an der Aktualität bzgl. der Pandemie liegen. Hätte es hierfür eine Triggerwarnung gegeben, wäre ich dankbar gewesen. Ich hätte definitiv mich nicht für dieses Buch beworben.

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende
kommentierte am 02. Februar 2022 um 17:33

Wow der letzte Abschnitt war der, den ich am schnellsten gelesen habe, ich war wie im Sog und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich wollte so gerne wissen wie das Ende ist und gleichzeitig wollte ich nicht das es endet ^^

Ich finde dieser Abschnitt war so intensiv, ich musste das erstmal alles sacken lassen! Ich finde es erstaunlich wie realistisch die Autorin die Themen umsetzt. Ich konnte mich so gut damit identifizieren auch wenn ich einen ganz anderen Hintergrund habe. Mich macht es betroffen wie realistisch es ist, dass zum Beispiel Homosexuelle Ehen von jetzt auf gleich verboten wurden. In mnachen Ländern durchaus an der Tagesordnung. 

Natürlich gibt es Berührungspunkte der einzelnen Teile auch wenn ich finde, dass jede Geschichte auch für sich gut gewirkt hätte. Interessant finde ich auch die "Auflösung" im ersten Moment habe ich gedacht "Das war es jetzt und wo sind bitte meine Antworten?". Trotzdem hat es mich nicht enttäuscht es belibt dadurch viel dem Kopfkino überlassen ^^ 

Mir fällt auf jeden Fall nichts vergleichbares ein was ich! bisher gelesen habe. Vielleicht hat der eine oder andere schonmal ähnliches gelesen, für mich war es eine ganz neue Erfahrung und ich finde die Umsetzung der Autrorin gelungen.

Eine Frage aber bleibt immer noch warum war der zweite Abschnitt so enttäuschend und anders, zum Glück konnte der Rest des Buches das wieder ausbügeln. 

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende
juli_bookworld kommentierte am 04. Februar 2022 um 20:53

Da kann ich dir absolut zustimmen. Gerade den letzten Abschnitt habe ich auch als sehr intensiv empfunden. Irgendwie wurden die Gefühle nochmals gebündelt, sodass alles überaus realistisch gewirkt hat. Ich habe es absolut geliebt.

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DoraLupin kommentierte am 12. Februar 2022 um 21:11

Ging mir ganz genauso! Diesen letzten dritten Teil fand ich wirklich ganz fantastisch, einerseits wegen der Zukunftsschilderungen die so realistisch waren, aber auch weil ich einfach die Personen so lieb gewonnen habe!

 

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende
Mara S. kommentierte am 06. Februar 2022 um 22:41

Das war ja fast zu erwarten, dass es ein offenes Ende gibt. Wäre auch zu schön gewesen, wenn ich mit dem Wissen, dass Charlie es geschafft hat, das Buch hätte zuklappen dürfen. 

Aber ich glaube, der Autorin ging es nicht so sehr um lineares Geschichtenerzählen (wobei sie das letztlich doch getan hat, es ging ja in der Zeit vorwärts) mit einem erlösenden Ende, als vielmehr um differente Erzählstrukturen, alternative Welten, gesellschaftliche Thematiken. Die verschiedenen Formen des Menschseins.

In der Zukunft angekommen, ist das Leben für Homosexuelle letztlich schlimmer als im New York zur Zeit der Freistaaten. 1893 lebten die Menschen zwar in tiefen gesellschaftlichen Kluften, aber durften öffentlich lieben, wen sie wollten und heiraten und Kinder kriegen (aufnehmen, oder polemischer: kaufen). In Amerika und den Kolonien war diese Art zu leben damals unvorstellbar. Innerhalb von 200 Jahren hat sich aus dem verheißungsvollen, liberalen Freistaat ein autoritärer Staat entwickelt, möglich gemacht durch den Verlauf von immer schlimmer werdenden Krankheiten /und dem Klimawandel). Beginnend mit Aids als stigmatisierende Seuche der schwulen Community 1993. Von daher finde ich, dass der 2. Teil durchaus seine Berechtigung in diesem Gesamtkonzept hat. Er verbindet Teil 1 und Teil 3 miteinander und holt uns letztlich aus einer Wirklichkeit ab, die uns bekannt ist. Ohne dieses New York von 1993 würde es viel leichter fallen, Teil 1 und Teil 3 als reine Fiktion abzutun, die nichts mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun hat. Teil 1, weil er offensichtlich eine andere Historie zugrunde legt und Teil 3, weil sich diese dystopische Zukunft keiner wünschen will. Der Schlenker nach Hawaii stört mich in der Gesamtbetrachtung des Romans dann gar nicht mehr, weil er mir die Identitätproblematik im 3. Teil erklärlicher macht.  

In den 90er Jahren unter dem Eindruck von Aids bin ich herangewachsen und ich muss sagen, dass mich Yanagihara wieder daran erinnert hat, wie präsent dieses Thema damals war. Es ging plötzlich nicht mehr allein darum, beim Sex nicht ungewollt schwanger zu werden, sondern sich auch nicht mit HIV anzustecken. Safer Sex. Überall gab es Plakate, Anzeigen, Spots im TV zur Aufklärung. Ich könnte gar nicht sagen, wie das eigentlich aktuell ist? Werden Heranwachsende heute immer noch so deutlich über dieses Virus aufgeklärt? Mit mir hat das als junges Mädchen ganz viel gemacht und dabei habe ich niemanden in meinem Umfeld gekannt, der sich angesteckt hat. Diese Aufklärungskampagnen über Aids, gegen Drogen und Raserei (bzw. Don't drink and drive!) haben in meiner Wahrnehmung - damals und heute - ganz viel Raum eingenommen. Aber wahrscheinlich, weil das vor allem auf die jugendliche Zielgruppe ausgerichtet war, heute übersehe ich das wahrscheinlich, weil ich ja schon "aufgeklärt" wurde.

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende
DoraLupin kommentierte am 12. Februar 2022 um 21:12

Beim Ende kann ich dir nur zustimmen! Ich hätte mir für für charlie so sehr ein positives Ende gewünscht, aber zum Buch passt dieses Ende wirklich sehr gut!

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Fever kommentierte am 07. Februar 2022 um 11:06

Wahnsinn. Das Ende. Ich musste wirklich schlucken. Und – wir hätten es kommen sehen können – Yanagihara gönnt uns bis zuletzt keinen echten Abschluss. Wir werden nie erfahren, ob Charlie fliehen kann oder nicht und ob das Leben jenseits der Staaten wirklich besser ist. Das gibt mir schon etwas zu knabbern! Besonders eindrücklich wird das Buch m. E. gerade deswegen. Wie schon jemand anders hier geschrieben hat: Ich denke im Nachgang noch viel mehr darüber nach, WEIL ich eben nicht weiß, wie es ausgeht und weil ich mir das Ende von Charlies Geschichte selbst konstruieren muss. Wirklich meisterhaft! Für mich hat die Autorin absolut geliefert, was versprochen wurde.

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende
milkysilvermoon kommentierte am 09. Februar 2022 um 19:40

Ich bin jetzt auch durch. Das letzte Viertel habe ich am schnellsten gelesen. Auch dieser Teil hat mich weitestgehend überzeugt. Mir gefällt das Ende richtig gut. Ich finde es ja generell nicht schlimm, wenn einige Fragen offen bleiben. Und so, wie es hier gelöst wird, finde ich es richtig gut, will heißen: Es ist so geschrieben, dass noch Raum für eigene Schlüsse bleibt, aber es bleibt nicht zu viel in der Schwebe. 

Alles in allem bin ich nun wieder etwas versöhnt nach dem langatmigen zweiten Viertel. Aber komplett begeistert hat mich auch der letzte Teil nicht. Ich muss das Ganze jetzt noch einen Tag sacken lassen, bevor ich mich an die Rezension setze. Vermutlich wird es auf vier Sterne bei mir hinauslaufen.

 

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GaudBretonne kommentierte am 12. Februar 2022 um 19:29

Für den letzten Teil habe ich definitiv am längsten gebraucht, da der Text wahnsinnig dicht ist und mir mit jedem Satz "Gedankenfutter" geboten hat. Die dargestellte Dystopie ist plausibel, die Charaktere  wieder extrem "menschlich" und liebenswert. 
Ich versuche meine ersten Eindrücke zum Gesamtwerk kurz zu strukturieren:

1. Im Mittelpunkt des Werks stehen m.E. ethische/philosophische Fragen, die gerade in der realen Welt durch die Pandemie verstärkt wurden, und menschliches Handeln in diesem Kontext. (Daher die Wiederholung von Mustern, Typen, Namen etc.) 

2. Ansätze der Pandemie /aktuellen Gesellschaft werden  einerseits konsequent weitergedacht (dritter Teil des Buches-Ende) und auf der anderen Seite angebahnt bzw. historisch verankert (erster und zweiter Teil)

3. Deshalb gibt der Text auch keine Antworten (Stichworte "offene Enden","das Fehlen von konkreten Zusammenhängen " )

4. Der Leser muss sich mit diesen Fragen selbst auseinandersetzen und das dargestellte "verdauen" (Hier setzt meine Kritik: Etwas zu viel, um gut verdaulich zu sein?)

5. Auch stilistisch sind die drei Teile an den historischen Kontext passend angebunden und unterscheiden sich daher....

Ich werde noch etwas nachdenken müssen, um eine zusammenhängende Rezension schreiben zu können.

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 691 bis Ende
DoraLupin kommentierte am 12. Februar 2022 um 21:20

Ich kann auch hier meinen Mitlesern nur zustimmen, dieser dritte Teil (beide Teile9 waren so intensiv und berührend und ich habe so sehr mit Charlie und David und Charlies Mann mitgefiebert bis zum Schluss! Hätte es diesen sehr enttäuschenden zweiten Teil des Buches nicht gegeben, bei dem ich kurz davor gewesen wäre das Buch abzubrechen (wäre es keine Leserunde gewesen) dann hätte das Buch bei mir nochmal deutlich besser abgeschnitten!

Das Ende lässt mich hier wieder etwas traurig zurück, denn es endet ja sehr offen und man kann nur in den eigenen Gedanken weiterspinnen ob Charlie es letztendlich schafft, aber das Ende passte trotzdem sehr schön zum ganzen Buch, denn alle drei Geschichten wurden ja nicht zu Ende geführt und lassen dem Leser viel eigenen Spielraum...

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