Leserunde

Leserunde zu "Wildtriebe" (Ute Mank)

Wildtriebe
von Ute Mank

Bewerbungsphase: 01.07. - 22.07.

Beginn der Leserunde: 29.07. (Ende: 19.08.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des dtv Verlags – 20 Freiexemplare von "Wildtriebe" (Ute Mank) zur Verfügung. Eine Leserunde zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Drei Frauen auf einem Hof – im Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und Freiheit

Für die alte Großbäuerin Lisbeth gibt es nichts Wichtigeres als den Hof, sein Erhalt ist ihr Lebenssinn. Nie hat sie die damit verbundenen Pflichten hinterfragt.

Doch mit Schwiegertochter Marlies kommt eine neue Frau ins Haus, die keineswegs klaglos und ohne eigene Wünsche das Leben einer Bäuerin führen will. Das Kaufhaus in der nächsten Stadt wird für Marlies zum Sehnsuchtsort im Wirtschaftswunderdeutschland, arbeiten möchte sie dort, einen Jagd- und Traktorführerschein machen, das Leben soll doch mehr zu bieten haben.

Die beiden Frauen tragen fortan stille Kämpfe aus, um Haushaltsführung, um Kindererziehung. Doch eigentlich werden viel größere Dinge verhandelt: Lebensmodelle, Vorstellungen vom Frausein, vom Muttersein. Und doch ist da ein verbindendes Element: Marlies’ Tochter Joanna, die ihren ganz eigenen Weg geht und nach dem Abitur nach Uganda aufbricht …

ÜBER DIE AUTORIN:

Ute Mank, geboren in Marburg, hat vor über 30 Jahren in ein Dorf in Hessen eingeheiratet, wo sie bis heute »die aus der Stadt« ist. Sie ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, lernte einen Gesundheitsberuf, studierte Erziehungswissenschaften und promovierte später nebenberuflich. ›Wildtriebe‹ ist ihr erster Roman.

21.08.2021

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 189 bis Ende

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Rosmarin kommentierte am 04. August 2021 um 19:04

Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist melancholisch, das Ende für mich eher unerwartet, und es macht mich auch irgendwie traurig, weil es - aus den unterschiedlichsten Gründen - Menschen/Frauen nicht gelingt, ihr ganz eigenes, zufriedenes und glückliches Leben zu führen. Verlorene Jahre, die man aus Verpflichtung, Tradition oder Schicksal nicht so verbringen kann, wie man möchte. Statt dessen hohe Erwartungen erfüllt, sich misst an anderen und den Alltag bewältigt. Ich fürchte fast, etwas davon steckt in vielen Frauen. Auch eigene Erwartungen an sich selbst, die man dann "einfach nicht hinkriegt". Und man lernt daraus: Man soll das Leben genießen!

 

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:46

Das hast du super zusammegefasst! Mich hat es auch sehr traurig gemacht, dass die Figuren nicht wirklich glücklich sind und die Verpflichtungen ihren Wünschen und ihrer Freiheit im Weg standen.

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engi kommentierte am 05. August 2021 um 14:06

Auch ich bin inzwischen fertig mit dem Buch und muss sagen, dieser letzte Abschnitt hat mich mit vielem wieder versöhnt. Es steckt soviel Traurigkeit aber auch wieder Hoffnung darin. Ich fand es ja stark, dass Marlies tatsächlich auszieht, frage mich aber, was es auf die Dauer mit Konrad machen wird. Überhaupt, wie soll es für ihn weitergehen? Wir er den Rest seines Lebens in der Fabrik bleiben?

Lisbeth und Joanna wünsche ich noch viele schöne gemeinsame Jahre. Da haben sich ja zwei gefunden, die gut miteinander können. Das hat mir das Herz gewärmt. Auch dass Joanna das mit dem Baby tatsächlich durchzieht, Respekt! Sie ist noch jung, das schafft sie!!!

 

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BarbaraM kommentierte am 11. August 2021 um 14:41

Da kann ich dir absolut zustimmen. Mir hat das Buch auch richtig gut gefallen und ich fand es so toll, in die Köpfe aller Beteiligten zu blicken.

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:47

Stimmt. Ein wenig Hoffnung ist ersichtlich und ich freue mich für Lisbeth und Joanna, dass sie sie näher kommen. Ich glaube, die werden einander Halt geben.

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Minijane kommentierte am 07. August 2021 um 20:43

Mir geht es wie euch. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Schluss war überraschend und versöhnlich. Auch ich fand die vielen unglücklichen und verlorenen Jahre traurig aber auch realistisch. Es war ein Riesenschritt für Marlies tatsächlich auzuziehen, aber besser spät als nie.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich das Verhältnis von Marlies zu ihrer Tochter und Schwiegermutter durch die so gewonnene Distanz deutlich verbessern wird.

Den Fokus hat die Autorin sehr auf die Frauen gelegt. Die männlichen Figuren bleiben blass. Die Männer auf dem Hof sind sowieso schon alle etwas mundfaul. Deshalb hätte ich gerne ab und an mal in ihre Köpfe geschaut. Wieso ist es z.B ausgerechnet eine Stahlfabrik, in der Konrad jetzt arbeitet?

Auch wurde Konrad bis zum Schluß über seine Herkunft nicht aufgeklärt. Auf Lisbeth's Geständnis habe ich eigentlich die ganze Zeit gewartet.

Ansonsten habe ich das Buch aber wirklich gerne gelesen und fand das Leben auf dem Bauernhof zwischen gestern und heute sehr interessant und berührend.

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Lisa_V kommentierte am 14. August 2021 um 11:01

Ich habe das Ende so interpretiert, dass Lisbeth ihr großes Geheimnis nun endlich erzählen wird. Erst Joanna und dann auch Konrad.

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:48

Ich denke auch, dass sie Konrad davon erzählen wird. 

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KKruse kommentierte am 09. August 2021 um 15:09

Was für ein trauriger Abschnitt! Ich kann mich meinen "VorschreiberInnen" leider nicht anschließen, denn ich habe das Buch aufgrund der deprimierenden, hoffnunglosen Stimmung zuletzt immer ungerner gelesen. Es hat mich einfach nur noch niedergeschlagen, auch wenn die Beziehung zwischen Lisbeth und Joanna mich berührt hat und ich es klasse finde, wie Lisbeth Joanna mit dem Kind unterstützen will! Schön, dass der Hof somit Nachfolger hat und ich denke, dass ist auch mit ein Grund für Lisbeth, optimistisch in die kommenden Jahre zu blicken und vielleicht noch einen zusätzlichen Schwung Lebensmut zu kriegen, damit das Urenkelkind lange etwas von ihr hat! ;-)

Mit Karls Schlaganfall und Tod beginnt der Abschnitt gleich sehr traurig und die Stimmung schlägt um. Die Zeiten ändern sich auf dem Hof radikal, was nicht unbedingt negativ sein muss, denn Veränderungen können auch einen Neuanfang bedeuten. Doch diese Chance nimmt niemand auf dem Bethchens-Hof richtig wahr. Vor allem wenn es um Marlies geht, wird die Stimmung nur noch bedrückender und wehmütiger und es wird verpassten Chancen hinterhergeweint, anstatt den Blick nach vorne zu richten. Immer noch wird viel zu wenig miteinander gesprochen, was die Autorin stilistisch jedoch gelungen einfängt. Sie verwendet kaum wörtliche Rede, die Sätze sind kurz und manchmal sogar unvollständig. Das verdeutlicht das Fremdeln und die Wortkargheit der Figuren gut und lässt auf erkennen, welche unausgesprochenen Wünsche und Gedanken sie haben.

So anrührend sich Lisbeths und Joannas Verhältnis entwickelt, so sehr verstört mich dagegen Marlies' und Joannas Verhältnis. Es wirkt, als hätte Marlies Joanna nie gewollt und Mutter + Tochter wirken einander sehr fremd. Dass Marlies mit ihrer Mutterschaft unzufrieden ist, wird verdeutlicht, indem sie während der Schonzeit die Ricke erschießt und Joanna Kind wie einen "Wildtrieb" herausschneiden will. Das fand ich erschreckend und habe wenig Verständnis für so viel Gefühlskälte dem eigenen King gegenüber aufbringen können. Bei alldem hätte ich aber zu gerne auch Kapitel aus Joannas Sicht gelesen und war enttäucht, dass sie bis zuletzt nicht zu Wort gekommen ist.

Immerhin schafft Marlies am Ende den Sprung und kann nun hoffentlich glücklichere Zeiten erleben. Um die Zukunft des Bethchens-Hof muss man sich ja wohl keine Gedanken machen und ich finde die Vorstellung, wie Oma, Enkelin und Urenkel die "Laden gemeinsam schmeißen" eine schöne Vorstellung. Darüber würde ich gerne wieder mehr lesen, um nach diesem letzten, für mich eher deprimierenden Abschnitt, wieder in bessere Stimmung zu kommen. Den das Licht am Horizont nach all den Konflikten ist deutlich zu erkennen!

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alasca kommentierte am 10. August 2021 um 20:35

"...die Sätze sind [...] manchmal sogar unvollständig.

Mein Verständnis der unvollständigen Sätze: Das sind jeweils Phrasen  oder Denkmuster, die so oft gesagt/gedacht werden, dass man sie nicht zuende schreiben muss - man weiß auch so, wie der Satz zuende geht. Ein schöner Kunstgriff.

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Pitty318 kommentierte am 11. August 2021 um 20:12

Mir ist es öhnlich wie Dir mit der Grundstimmung im Buch gegangen. Allerdings war für mich der erste der drei Abschnitte am bedrückendsten. Trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und habe es in 2-3 Tagen durchgelesen. Es hatte einen Sog für mich, weil ich immer noch auf eine Wendung im Hinblick auf die Sprachlosigkeit gewartet habe. 

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:49

DAs Verhältnis zwischen Joanna und Marlies hat mich auch traurig gemacht. Ich dachte, dass sich die beiden auch näherkommen werden, wenn Joanna zurückkommt. Aber es wurde deutlich, dass Marlies eigentlich keine Mutter werden wollte, beziehunsgweise zu früh Mutter wurde.

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KatHai kommentierte am 09. August 2021 um 22:24

Im dritten Teil kommt es zu Bewegung in den festgefahrenen Beziehungen:

Lisbeth verwitwet, doch sie wird getröstet durch das erwartete Urenkelkind, das mit seiner Mutter auf dem Hof leben wird. Dadurch ist sie sogar in der Lage über den fehlenden Vater hinwegzusehen und ihr großes Geheimnis aufzudecken.

Marlies ist unglücklich, kann aber selbst ihre Situation nicht ändern. Erst durch ihre Tochter bekommt sie den nötigen Anstoß. Ich habe mich geärgert, weil sie so viele Lebensjahre gewartet hat, statt ihr Leben selbst zu gestalten.

Die Männer sind ja Nebenpersonen und greifen in die Handlung nicht mehr ein.

Insgesamt habe ich das Buch sehr gern gelesen, weil ich die Entwicklungen spannend und realistisch fand. Und wie die Autorin einfühlsam beschrieben hat, was in den Frauen vorgeht und was sie nicht sagen, so dass immer wieder Gelegenheiten verpasst wurden.

Ganz klar ist mir nicht geworden, warum Marlies so vehement ablehnt, ein Kind zu bekommen, sogar noch als ihre Tochter schwanger wird. Ist es, weil dann - wie wir ja gerade während der Lockdowns gesehen haben - die Frau wieder an den Herd verwiesen wird? Liegt es daran, dass Marlies keine Idee hat, wie sie ein emanzipiertes (freies?) Leben führen kann?

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Pitty318 kommentierte am 11. August 2021 um 20:11

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holdesschaf kommentierte am 14. August 2021 um 16:36

Ich habe diese Ablehnung des Mutterseins auch nicht ganz verstanden, denn im Endeffekt hat Marlies doch gerne Zeit mit ihrer Tochter verbracht, sie geliebt und das Beste für sie gewollt. Dennoch hat sie immer gedacht, sie mache etwas falsch. Woher dieses Gefühl kam, konnte ich nicht so wirklich feststellen. Zudem war sie dann teilweise noch geknickt, weil sie meinte Joanna hätten sie auf dem Hof integriert, aber sie selbst nicht. Fand Marlies Gedankenkarussell da sehr anstrengend. Im Prinzip hat sie immer lieber geschwiegen, als sich durchzusetzen oder sich wenigstens Gehör zu verschaffen. Nur wenn es um Joannas Zukunft ging, da ist sie immer laut geworden. Typischer Fall von meine Tochter muss das bekommen, worum ich nie gekämpft haben. In meinen Augen ist das der falsche Weg.

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:54

Da kann ich dir nur recht geben. Ich habe Marlies teilweise auch nicht richtig verstanden. Ich denke auch, dass sie in Joanna ihre verpassten Chancen sieht. Es wird deutlich, dass Marlies zu früh Mutter wurde und eher aus gesellschaftlichem Zwang ein Kind bekommen hat.

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AnneMF kommentierte am 09. August 2021 um 22:30

Der letzte Abschnitt ist jetzt auch durch. Es passiert viel. Karl erleidet einen Schlaganfall und stirbt. Um den Hof steht es sehr schlecht.

Joanna ist aus Afrika zurück und Marlies hatte ein Gefühl, es sei eine völlig fremde Person ins Haus gezogen. Sie hatte sich auf eine Joanna gefreut, die es nicht mehr gab. Ist die Nähe die man zu fühlen glaubt nur eine Einbildung? 

Es wird viel gedacht aber nichts ausgesprochen. Man sagt Konrad nicht die Wahrheit, weil Lisbeth stur bleibt. Marlies und Joanna sind sich fast fremd geworden. Hat sie das Kind damals überhaupt gewollt? Im Wald fühlt sich Marlies am wohlsten. Das sie das Reh in der Schonzeit erschoss war schon etwas heftig. 

Ich fand es berührend, wie sich Joanna ihrer Oma anvertraute in Bezug auf ihre Schwangerschaft. Und Lisbeth war es auch egal, wenn später das Getratsche im Dorf losging. Und was macht Marlies, sie will nicht das ihre Tochter das Kind bekommt, in Holland könnte man ihr helfen. Mit Kind ist doch alles aus, bevor es angefangen hat wirft sie ihr entgegen. 

Ein bisschen schroff, wie sie sich ihrer Tochter gegenüber verhält, wie kann man denn so gefühlskalt sein? Ältere Generationen machen die Vorgaben und verlangen von den Jüngeren sich anzupassen. Zum Schluss hin wurde es versöhnlicher.

Das Buch hat mir gefallen, wenn es an manches Stellen doch sehr betrüblich war. Wenn alle unter einem Dach leben gibt es eben andere Ansichten. Lisbeth hat mir sehr gut gefallen. Erinnert mich an jemand aus der Kindheit.

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alasca kommentierte am 10. August 2021 um 20:42

Der Hof ist nur noch ein Konglomerat aus Gebäuden; ohne den landwirtschaftlichen Betrieb eine bloße Hülle. Konrad auch. Marlies´ Hoffnung auf ein gemeinsames neues Leben jenseits der bäuerlichen Pflichten erfüllt sich nicht. Auch nicht die auf Nähe zu ihrer zurückgekehrten Tochter Joanna. Die versteht sich besser mit der Oma. Ist aber so feinfühlig zu sehen, dass ihre Mutter auf dem Hof nicht glücklich ist - und ermutigt sie, zu gehen.

Die Oma freut sich über Joannas Schwangerschaft, Marlies ist entsetzt. Joanna trifft eine mutige Entscheidung.

Ein Happy End? Jedenfalls ein Lichtstreif am Horizont. Auch, was den Fortbestand des Hofes angeht. Sehr stimmiger Schluss des Romans.

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:58

Das stimmt. Ein wenig Hoffnung schimmert durch, obwohl der letzte Abschnitt eher von Trauer und EInsmakeit geprägt ist.

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Pitty318 kommentierte am 11. August 2021 um 20:41

Der dritte Abschnitt war etwas aufgelockerter für mich, da Joanna mit dabei war. Ich denke, dass tagtäglich diese Atmosphäre für ein Kind auch nicht einfach ist. Sie hat die Stimmung zwischer ihrer Mutter und ihrer Oma sehr gut wahrnehmen können. 
Lisbeth ist eine stolze Frau. Sie ist auf einem großen Hof aufgewachsen und hat ihn sogar übernommen. Dieses Standesbewusstsein spürt man durch das ganze Buch hindurch und das ist es auch, das verhindert, dass sich die beiden Frauen im Haus annähern können. 
Sehr gut hat mir gefallen, wie Lisbeth sich nicht mehr an dem Dorftratsch beteiligen möchte und Abstand gewinnt. Diese Entwicklung hatte ich von ihr überhaupt nicht erwartet. 
Joanna scheint sich nun auf die Seite ihrer Oma gestellt zu haben, weil sie das Baby-Thema eint. Dass Marlies so vehement eine Abtreibung für ihre Tochter vertritt, ist aus ihrer eingenen Geschichte begründet. Das kann ich gut verstehen. Aber oft ist es tatsächlich so, dass die Kinder eine andere Perspektive haben und die Zeiten sich auch zudem geändert haben. Es gibt weniger den Dorftratsch und eine Frau mit Kind und ohne Mann war zu Joannas Zeit kein Stein des Anstoßes mehr. 
Joannas Zugehen auf ihre Mutter bezüglich Marlies Auszug vom Hof fand ich ganz furchtbar plump. Das war für mich sehr schockierend. Auch keine Rücksprache mit Konrad wurde angedeutet, schon recht unerhört. Sie tritt damit vom Verhalten in die Fußstapfen ihrer Oma. 
Die Aufgabe des Hofes und die Abgabe der Tiere ist sicher sehr traurig für Menschen, die lange Landwirte waren. 
Insgesamt gesehen habe ich den Roman, obwohl er sich gut lesen ließ, als sehr brüchig empfunden und an vielen Stellen wirkte er für mich nicht glaubhaft. So zum Beispiel, dass Lisbeth ihrer Enkelin erzählen möchte, dass ihr Sohn nicht ihr Sohn sei. 
 

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Sonja_Sonnenschein kommentierte am 16. August 2021 um 08:55

"Dieses Standesbewusstsein spürt man durch das ganze Buch hindurch und das ist es auch, das verhindert, dass sich die beiden Frauen im Haus annähern können."

Da hast Du recht, dennoch war es nicht nur Standesbewusstsein, sondern auch Tradition und Althergebrachtes, ohne jegliche Abweichung. 

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buechertraumzeiten kommentierte am 13. August 2021 um 14:35

Ich fand den dritten Leseabschnitt so schön! Endlich wurde es auch um Joanna mal ein bisschen lauter und man hat etwas aus ihrem Leben mitbekommen. Dann dazu noch eine Schwangerschaft - finde es total rührend wie sehr sie ihrer Oma anvertraut hat und ihr zuerst davon erzählt hat! Das Ende mit Marlies Auszug kam zwar überraschend, allerdings kann ich sie ziemlich gut verstehen. Der letzte Satz hat mich dann ziemlich zufrieden gestimmt und so hat sich doch alles gefügt. Wunderbar!

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Lisa_V kommentierte am 14. August 2021 um 10:58

Für mich war das Ende sowohl stimmig als auch versöhnlicher als ich es mir vorgestellt habe. Die Geschichte geht genauso ruhig zu Ende, wie sie die ganze Zeit schon erzählt wurde.Es kommen zwar nur die drei Frauen zu Wort (Was Konrad zu Marlies Auszug sagt, wüde mich schon interessieren), aber für Lisbeth, Marlies und Joanna bietet sich so eine gute Lösung. Eine wirklich authentische Geschichte.

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holdesschaf kommentierte am 14. August 2021 um 16:28

Ich bin jetzt auch fertig...

Dass Marlies am Ende wirklich den Hof verlässt, ich habe es bis zum Schluss nicht geglaubt. Denn auch wenn sie sich nie wirklich dazugehörig fühlte, hatte ich schon den Eindruck, dass sie dazughörte und jetzt ein Lücke hinterlässt. Das hat mich irgendwie traurig gemacht. Auch wenn ich natürlich verstehe, dass sie einen anderen Weg probieren möchte. Dass sie endlich ihren eigenen Weg geht, so möchte ich es nicht nennen, denn die Hochzeit mit Konrad und alles, was damit zusammenhängt hatte sie sich ja (geleitet von den moralischen Ansprüchen der damaligen Zeit) selbst ausgesucht. Ich finde es sehr schade, denn im Prinzip bereut sie an einer Stelle ja, dass sie nicht erst ihre Unabhängigkeit genossen hat, was einen völlig anderen Lebensweg bedeutet hätte. Das mit 50 Jahren festzustellen ist schon sehr bedauerlich. Und im Prinzip scheint es so, als hätte sie in den letzten 20 Jahren nicht gelebt, was nicht stimmt, aber ich habe das Gefühl. Und sie war auch zwischendurch sehr verbittert und hat das z.B. an Joanna ausgelassen, mit deren Entscheidungen sie auch dauernd unzufrieden war. Sie wollte was besseres für Joanna, etwas, was sie nicht hatte. Doch dass Joanna etwas anderes wollen könnte, sieht sie gar nicht. Deshalb ist sie für mich auch nicht anders als Lisbeth, die sie immer in Gedanken dafür verurteilt hat, dass sie ihr ihre Art (zu putzen etc.) aufgezwungen hat. Dabei hat sie nie gekämpft, wie Lisbeth feststellt.

Dass Lisbeth in ihrem Alter noch den Dorftratsch und das was sich schon immer so gehört hinter sich lassen möchte, ist eine Überraschung. Und ich glaube es geht ihr gut damit, sich nicht mehr nach den Leuten zu richten, sondern die Familie in den Fokus zu nehmen. Es ist toll, wie sie Joanna unterstützt. Da kam Marlies deutlich negativer weg.

Was mich ein bisschen stört ist, dass die Männer in dieser Geschichte kaum eine Stimme haben. Marlies zieht aus und das ganze Gespräch mit Konrad darüber bestand aus einem Satz. Vielleicht musste es so kommen... Was Quatsch ist, denn jeder ist für seine Beziehung verantwortlich und kann an ihr arbeiten. Karl kam als er tot war fast öfter zu Wort, als zu Lebzeiten und Alfred war jetzt auch nicht gerade gesprächig.

Dass Lisbeth am Ende Joanna davon zu erzählen beginnt, dass Konrad nicht ihr leiblicher Sohn ist... ich weiß nicht, ob das noch sinnvoll ist. Zudem wundert es mich, dass das Getratsche im Dorf so groß ist, jedoch in 50 Jahren kein Wort zu Konrad dringt, dass er von einem Tag auf den anderen plötzlich auf dem Hof war. Es hatte ja jeder gewusst, dass Lisbeth nicht schwanger war. Das ist etwas unglaubwürdig.

Trotzdem fand ich das Buch aufgrund der Erzählweise sehr lesenswert. Auch weil es viele Erinnerungen an früher geweckt hat, die ich beinahe schon vergessen hatte.

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:55

Ich war auch ziemlich überrascht, dass Marlies jetzt den Hof verlässt. Nach so vielen Jahren gibt sie den Hof jetzt auf. Aber jetzt will sie doch ihren Weg gehen, auch wenn sie damit spät dran ist.

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Sonja_Sonnenschein kommentierte am 15. August 2021 um 13:52

Der dritte Abschnitt hat mich mehr schockiert als versöhnt. Die Gefühlskälte von Marlies gegenüber Joanna war schon extrem. Grundsätzlich wollte sie für Joanna, dass sie es mal besser hat. Bildung, ein gut bezahlter Job und da passt in Marlies Augen nun mal kein Kind rein. Da hatte ich mal wieder das Gefühl, dass Marlies nie richtig Mutter sein wollte oder konnte und sich über Enkel keinerlei Gedanken gemacht hat. Sie ist auch auf dem Bethches-Hof nie wirklich angekommen, hat vieles hingenommen, wie z.B. das nie richtig eingerichtete Wohnzimmer. Sie hat nach ihrer eigenen Selbstverwirklichung gesucht und den Jagdschein gemacht und das Traktorfahren erlernt, doch auch das konnte auf Dauer nichts gegen ihre Unzufriedenheit ausrichten. Ich denke einiges ist auch an der fehlenden Kommunikation gescheitert. Jeder hat nur sein Ding gemacht.

Das besondere Verhältnis zwischen Lisbeth und Joanna finde ich sehr berührend. Lisbeth hat sich im Laufe der Jahre etwas gewandelt, der Dorftratsch ist ihr einerlei und dass Joanna ein Kind ohne Mann bekommt, hat für sie keine große Bedeutung. Schon erstaunlich.

Als Joanna zu Marlies gesagt hat "Du musst nicht bleiben" war ich echt sprachlos. Doch im Grunde hat sie nur das ausgesprochen, was eigentlich schon längst fällig gewesen wäre. Auch das Konrad über seine Herkunft hätte aufgeklärt werden sollen, ist ausgeblieben. Die Männer in der Geschichte waren eher nebensächlich. Der hauptsächliche Fokus lag immer nur auf Malies und Lisbeth und das empfand ich als zu wenig, nur zum Schluß konnte man mehr von Joanna lesen. 

Ein gutes Ende mit einem schönen letzten Satz. 

 

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:57

Genau, Joannas Satz war klar und deutlich. Und Marlies verlässt dann auch tatsächlich den Hof. Das ist ein großer Schritt.

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Bookflower173 kommentierte am 16. August 2021 um 10:42

Dieser Abshcnitt hat mich am meisten mitgenommen, obwohl er so traurig ist. Aber das finde ich gerade gut. Es kann nicht immer ein Happy End geben. 

Den Frauen gelingt es nicht, das Leben zu leben, was sie es für sich wünschen. Karl stirbt und das tat mir für Lisbeth unglaublich leid. Die Einsamkeit auf dem Hof ist nun viel stärker. Marlies zieht aus, was ein großer Schritt ist und auf dem Hof für noch mehr Verzweiflung sorgt. 

Interessant und schön finde ich, dass sich Lisbeth und Joanna näher kommen. Ich hätte gedacht, dass das auch bei Marlies und Joanna der Fall sein würde. Aber zwischen den beiden ist es eher kälter geworden. Besonders schockierend fand ich, wie sie auf die Schwangerschaft von ihrer Tochter reagiert hat. Da hatte ich auch das Gefühl, dass Marlies damals gar kein Kind wollte und aus gesellschaftlichem Zwang Mutter geworden ist.

Der letzte Abschnitt hat mir also wirklich gut gefallen, auch wenn er voller Einsamkeit, Trauer und Verzweiflung ist. Aber das macht das Buch realistischer. Besonders stark hervorgehoben wurde die fehlende Kommunikation innerhalb der Familie. Die Folgen hat man hier sehr gut mitbekommen können.

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milkysilvermoon kommentierte am 17. August 2021 um 20:33

Welch' ein berührender und ereignisreicher Abschnitt. Ich musste das letzte Drittel in einem Rutsch lesen. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

Auch vor allem der Schluss ist sehr authentisch und schlüssig. Ich brauche nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Für mich hat es daher so gepasst. 

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 189 bis Ende
LaraD kommentierte am 18. August 2021 um 14:39

okay, im Endeffekt ist es ein Happy End, allerdings mit einem offenen Ende. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, da die Geschichte von drei unterschiedlichen Frauen erzählt, die die Familie verbindet und doch trennt (durch deren Ansichten).

Joanna hat ihre eigenen Vorstellungen vom Leben und schafft erstaunlicher Weise trotzdem den Spagat zu dem Weltbild ihrer Großmutter. Dabei baut sie zu dieser eine wesentlich engere Bindung auf, als zu ihrer eigenen Mutter. Sie bringt nochmal ganz neue Aspekte ein, was sicherlich dazu führt das Lisbeth aus alten Fesseln ausbricht und versucht neue Wege zu gehen. Beispielsweise dass ihr gegen Ende egal ist was die Anderen über sie und ihre Familie denken. Marlies Eifersucht auf die Beziehung zwischen Großmutter und Enkeltochter las sich teilweise wirklich anstrengend.

Alle Konflikte und Reibereien sind nachvollziehbar und gut beschrieben worden. Es kann nicht immer alles Friede Freude sein aber zusammenraufen sollte man sich für den Familienfrieden schon können. 

 

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Lesemama kommentierte am 13. September 2021 um 18:15

Ich komme mit dem Buch definitiv nicht zurecht. Habe jetzt noch knapp 70 Seiten und es ist gefühlt nichts passiert, außer das es sehe verwirrend ist, weil jegliche Zeitangaben fehlen ...
Gerade ist Karl gestorben, Joanna kommt wohl wieder
Das einzige was mich jetzt noch interessiert, ob Konrad noch die Wahrheit von Lisbeth erfährt.
Ansonsten liest es sich eher wie eine Biografie ...

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