Leserunde

Leserunde zu "Kim Jiyoung, geboren 1982" (Cho Nam-Joo)

Kim Jiyoung, geboren 1982 -

Kim Jiyoung, geboren 1982
von Nam-joo Cho

Bewerbungsphase: 04.02. - 18.02.

Beginn der Leserunde: 25.02. (Ende: 18.03.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Kiwi Verlags – 20 Leseexemplare von "Kim Jiyoung, geboren 1982" (Cho Nam-Joo) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Leseexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Der Weltbestseller aus Korea – über 2 Millionen verkaufte Exemplare weltweit.

Cho Nam-Joo hat mit ihrem Roman einen internationalen Bestseller geschrieben. Ihre minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur viele Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst. In einer kleinen Wohnung am Rande der Metropole Seoul lebt Kim Jiyoung. Die Mitdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern – wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn die schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Als die Psychose sich verschlimmert, schickt sie ihr unglücklicher Ehemann zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung. Ihr Verhalten wird stets von den männlichen Figuren um sie herum überwacht – von Grundschullehrern, die strenge Uniformen für Mädchen durchsetzen; von Arbeitskollegen, die eine versteckte Kamera in der Damentoilette installieren und die Fotos ins Internet stellen. In den Augen ihres Vaters ist es Jiyoung’s Schuld, dass Männer sie spät in der Nacht belästigen; in den Augen ihres Mannes ist es Jiyoung’s Pflicht, ihre Karriere aufzugeben, um sich um ihn und ihr Kind zu kümmern. »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeigt das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea und gleichzeitig deckt es eine Alltagsmisogynie auf, die jeder Frau – egal, wo auf der Welt – nur allzu bekannt vorkommt.

»Cho Nam-Joos knallharte, aber subtil formulierte Abhandlung eines durchschnittlichen Frauenlebens, dessen leise Enttäuschungen wie Gift wirken, war in Korea eine Sensation. Und auch wir können daraus lernen.« Meike Schnitzler, Brigitte, 20. Januar 2021

ÜBER DIE AUTORIN

Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman »Kim Jiyoung, geboren 1982« hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und wurde bereits erfolgreich verfilmt. Sie lebt in Korea.

20.03.2021

Thema: Lektüre, Teil III

Thema: Lektüre, Teil III
Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 02. März 2021 um 14:41

Die Empfindlichkeit in Hinsicht der Eheanmeldung verstand ich jetzt nicht so ganz, ich empfand das von ihr als überromantischer Verhalten . Im Gegenteil finde ich es schön wenn man sich offiziell zueinander bekennt, das hat auch etwas damit zu tun ,dass man Verantwortung füreinander übernimmt
Dass der Frau die Schuld zugeschoben wird unfruchtbar zu sein zeigt  wieder wie die Gesellschaft (auch die Frauen )dem modernen Korea nachhinkt. Ich ich mochte persönlich die Schwangerschaft sehr und arbeitete auch bis kurz vor dem Mutterschutz. Natürlich war ich in den ersten 3 Monaten müde und bin früh ins Bett und habe dann Musik gehört. Und ich hatte starke Wassereinlagerungen in den Beinen zum Schluss ( Hochsommer). Ich wollte zwar  kein weiteres Kind ,aber ich wäre gerne noch mal schwanger gewesen. :D  Ich fand es wunderschön. Natürlich gibt es viele Frauen denen es nicht so gut geht in der Schwangerschaft. Hier kam es mir  aber sehr verallgemeinert rüber" für all die Unannehmlichkeiten und Schmerzen einer Schwangerschaft"  als ob es wirklich allen so ginge .  ES war es eine jedoch eine  Unverschämtheit von dem Kollegen es als Vergünstigungen hinzustellen und wiederum sehr bezeichnend. 

Thema: Lektüre, Teil III
jojo007 kommentierte am 02. März 2021 um 15:02

Ja, die Schwangerschaft wird zuerst von allen in Jiyoungs Umgebung von ihr verlangt und dann wird ihr alles Negative so lange vorgeworfen, bis sie ihr Kind fast nicht mehr lieben kann. Irgendwann möchte sie auch unbedingt einen Jungen bekommen. Das macht einen unendlich traurig.

Thema: Lektüre, Teil III
FIRIEL kommentierte am 07. März 2021 um 16:20

Gitte, wie schön, dass du die Schwangerschaft so positiv empfunden hast!

Im Buch ist das anders. Der Beruf spielt aber in Asien anscheinend eine ganz andere Rolle als bei uns; der ist das Wichtigste. Am Anfang des Buches heißt es, dass Jiyoungs Mann meist erst kurz vor Mitternacht nach Hause kommt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Angestellten in Japan häufig ihren Urlaub gar nicht komplett nehmen, sondern lieber arbeiten gehen. In unseren Augen sind das workoholics, aber in der dortigen Kultur ist die Firma eine Zweitfamilie (oder sogar manchmal noch bedeutender als die erste).

Die Eheanmeldung ist ein Bekenntnis zueinander, ja, das sehe ich auch so. Aber hier geht es darum, welchen Namen die zukünftigen Kinder führen sollen. Auch in Deutschland nehmen meist die Frauen den Namen des Mannes an oder führen einen Doppelnamen; umgekehrt ist es viel seltener. Die Kinder heißen dann auch eher nach dem Vater, das ist wie im Buch. Dass Jiyoung dabei das Gefühl hat, wieder ein Stück zu verschwinden, kann ich nachvollziehen.

Und es kommt dabei ja nicht auf den Einzelfall an. Natürlich kann sich eine Frau bewusst für den Namen des Mannes entscheiden, wenn der ihr besser gefällt. Nur dass diese Entscheidung, die ja auch umgekehrt möglich wäre, eben doch nicht paritätisch ausfällt - das zeigt schon, dass irgendwo in manchen Köpfen immer noch der Mann der Familienvorstand ist. Ganz krass: Ich bekam einmal einen Brief an Frau [Name meines Mannes]... So wie Katja Mann Frau Thomas Mann war.

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Büchergarten kommentierte am 08. März 2021 um 13:29

Aber kann man es einer Gruppe Menschen, z. B. Frauen in Deutschland, denn als negativ auslegen, wenn mehr Männernamen angenommen werden als anders herum - selbst wenn es deswegen ist, weil sie die Idee eines Familienvorstandes schön finden? Ist etwas denn nur richtig, wenn es genau 50/50 verteilt ist? Ich würde durchaus von mir sagen, dass ich eine emanzipierte Frau bin, aber den Männernamen annehmen finde ich nach wie vor eine schöne Tradition. Genauso finde ich es aber schön, wenn sich eine Familie für den Frauennamen entscheidet - beides zeigt doch ein Zusammengehörigkeitsgefühl :) Vielleicht bin ich da zu einfach gestrickt, aber ist nicht das richtig für das man sich frei entscheidet, auch wenn es nicht 50/50 verteilt ist? Das es natürlich auch Frauen gibt, die hier gesellschaftlichen Druck haben will ich nicht abstreiten. Vielleicht gab es ja sogar schon einen Mann, der nur geheiratet wurde, wenn er den Frauennamen annimmt ;) Ich hoffe mein lockerer Ton zeigt nur, wie offen ich hier für eine positive Einschätzung der Lage bin. Vieles ist hier mit Gefühlen verbunden und die müssen nicht immer negativer Natur sein: Bei uns fragt man zum Beispiel kleine Kinder "Wem gehörst na Du?" - sicher aus alten Redewendungen übrig geblieben. Ich sagte als Kind dann: "Meinem Papa" und empfinde es als absolut liebevolles Zugehörigkeitsgefühl und Stolz von seiten meines Papas zu ihm zu gehören. Andere würden den Besitzanspruch in dieser Redewendung vielleicht sogar verwerflich finden...

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wandagreen kommentierte am 10. März 2021 um 16:08

Männernamen als Familiennamen: Das sind wir halt einfach so gewohnt.

Aber wäre es immer umgekehrt gewesen, wären wir es ebenfalls so gewohnt.

Man muss sich das nur mal klarmachen. ich finde, der schönste Nachnamen sollte der Familiennamen sein, nicht automatisch der Männername.

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Büchergarten kommentierte am 11. März 2021 um 10:52

Und selbst "schön" liegt im Auge des Betrachters - kann von Gewohnheit oder Tradtion, wie bei den "Männer-Familiennamen" abhängig sein! ;)

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Nil kommentierte am 15. März 2021 um 10:51

In der Tat! Aus Gewohnheit sollte man heutzutage nicht mehr handeln und sich "fügen". Eine gemeinsame Entscheidung für den einen oder anderen oder auch getrennte Namen ist aus meiner Sicht das entscheidende: die gemeinsame Entscheidung. Wo keiner aus irgendwelchen traditionellen Gründen zurück bleibt.

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CatiLesemaus kommentierte am 18. März 2021 um 21:59

Letztendlich kann das Paar entscheiden wie es will, aber es ist einfach traurig, dass einfach davon ausgegangen wird, dass der Mann den Namen vorgibt. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber doch eher weniger.

Ich selber bin keine Deutsche, bin Portugiesin, und dort hat der Nachname quasi keine Bedeutung. Man spricht sich eigentlich immer mit Vornamen an, deswegen war es für mich eine Ungewöhnung, dass der Nachname hier ein so wichtige Rolle einnimmt. Ich finde es auch ein bisschen schade, dass in Deutschland so extrem an den Familiennamen festgehalten wird. Wenn man als Ehepaar nicht den gleichen Nachname hat, ist jeder sofort verwirrt. Selbst ausstehende Kinder sind verwirrt. Außerdem dominiert der Nachname des Mannes immer noch sehr extrem. Da wünsche ich mir einfach, dass nicht einfach selbstverständlich angenommen wird, dass der Familiename der Name des Mannes ist. Bspw. ist mir einmal passiert, dass ich mit Frau [Nachname meines Freundes] in einem Hotel angesprochen wurde und wir waren auch Familie [Nachname meines Freundes], obwohl wir nicht mal verheiratet sind und obwohl ich mich mit meinen eigenen Namen als zweiter Gast angemeldet habe. An diese Selbstverstänlichkeit muss gearbeitet werden. Aber an sich soll jeder machen, wie er/sie es will. Einige Frauen mögen ihren Namen nicht, deswegen sind sie froh, wenn sie den los werden. Voll in Ordnung. Aber wenn ein Paar sich einig ist, dass es nur einen Familienname geben soll, gibt die Frau doch sehr oft nach und es wird sich für den Namen des Mannes entschieden, zumindest im Bekanntkreis ist das recht häufig passiert. Und das finde ich ziemlich traurig. In der Hinsicht ist manchmal doch wenig vom Freiheitsgefühl zu spüren. Ob es daran liegt, dass die Männer einfach dominanter sind oder Frauen eher kein Streit provizieren wollen oder Frauen es letztendlich nicht anders kennen oder oder oder, mag ich nicht beurteilen.

Ich persönlich brauche auch keinen gleichen Namen, um einen Zugehörigkeitsgefühl zu meinem Partner zu empfinden. Das funktioniert auch gut ohne. Wir sind nicht verheiratet, aber wenn wir irgendwann mal heiraten, wird jeder seinen Nachnamen behalten. Wie wir das mit möglichen späteren Kinder machen, mal schauen. Schade, dass man in Deutschland dem Kind keine zwei Nachnamen geben kann. Aber ich kenne es aus Portugal so, auch wenn dort der männliche Nachname doch meistens der ist, der dann dominiert.
 

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Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 08. März 2021 um 18:45

Nein Firi, es ging um die Antwort" wie wir zu unserer Ehe stehen" auf ihre Frage was ändert sich mit der offiziellen Anmeldung " Danach schildert sie noch "seine Worte stachen ein winziges Loch ins Herz... Jiyoung glaubte nicht, dass Formalitäten wie eine Hochzeitszeremonie oder die Eintragung der Heirat ins offizielle Register etwas daran ändern würde, wie jemand zu einem anderen steht..." Seite 152
Natürlich geht es im weiteren darum dass es zwar formell möglich in Korea ist den Namen der Frau anzunehmen aber in der Praxis doch oft anders gehandhabt wird
Übrigens hat mein Mann den Doppelnamen( einen sehr langen) und wir entschieden uns so für meinen Namen als Familiennamen. :) ( nur so erwähnt ;) )

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FIRIEL kommentierte am 08. März 2021 um 19:27

Ja, zum Glück gibt es Fälle, wo man sich einfach aus sachlichen Gründen entscheidet, egal für welchen Namen, oder auch Fälle, in denen man das aus emotionalen Gründen tut. Mir gefällt halt nur nicht, wenn man das macht, weil man es eben so macht. Man kann ja schon hinterfragen, ob die Tradition für den eigenen Fall gut ist oder nicht.

Ich habe mich übrigens ganz traditionell für den Namen meines Mannes entschieden. Ich war froh, meinen Geburtsnamen los zu sein.

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dj79 kommentierte am 24. März 2021 um 17:53

Ich verstehe sehr gut Jiyoungs Zögern bezogen auf die Eheanmeldung, dann bekommt ihr Dasein offiziell den Stempel: "Karriere beendet". Weiterhin habe ich nicht den Eindruck, dass Frauen sich im Zweifel in Korea scheiden lassen, falls sich der Ehemann nach dem offiziellen Akt als anderer entpuppt. Sie halten es lieber aus. Da gibt es ein gewisses Risiko. Nur weil sie einander versprechen, sich gleichermaßen um den Haushalt zu kümmern, heißt das nicht, dass es tatsächlich so kommt. Ich habe auch lange gezögert, bis ich nach langer wilder Ehe schließlich richtig geheiratet habe.

Was die Schwangerschaft betrifft, bin ich 100% d'accord. Ich liebte die Schwangerschaft, weil es einfach ein Wunder ist, was da in einem selbst abgeht. Auch mit den Geburten hatte ich Glück. Wenn ich nicht aus meiner Sicht schon zu alt wäre, könnte ich mir diese Zeit durchaus nochmal gönnen. Eins unserer Kinder hat allerdings anderthalb Jahre dafür gesorgt, dass ich mich wie ein Zombie gefühlt habe. Des nachts hatte ich nur minimalen Schlaf, 2-4 Stunden keinesfalls am Stück. Als die Elternzeit vorbei war, ging ich dann auch noch arbeiten. Ich fühle also deutlich mit Jiyoung, möchte aber mein Nachts-gern-wach-Kind nicht missen.

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jojo007 kommentierte am 02. März 2021 um 15:17

Das Ende war so trocken formuliert, dass es auf mich noch ernüchternder gewirkt hat, als das gesamte Buch zuvor.

Jiyoungs Psychiater erkennt, wie die Gesellschaft ihre Psyche zerstört hat. Das Selbe erlebt er bei seiner Frau. Einer seiner Mitarbeiterinnen ergeht es ähnlich. Er weiß jetzt, was das Problem ist. Er ist nicht bösartig und wünscht sich bessere Zustände für die weibliche Bevölkerung, mehr Gerechtigkeit in der Kinderbetreuung und am Arbeitsplatz. Und dann, nun dann stellt er fest, dass er besser keine Frauen mehr einstellt; die sind zwar fleißiger und oft auch schlauer, aber wenn die schwanger werden, tja, das bringt halt immer so viele Unannehmlichkeiten mit sich. 

Das Problem wird hier sehr deutlich. Von selbst wird sich nichts ändern. Solange nicht gesetzliche Richtlinien zum Schutz der Frauenrechte eingeführt und durchgesetzt werden, wird sich nichts ändern. So, wie es vorher ist, profitieren einfach zu viele Leute von. Außerdem könnte kein Mann in Korea sich je in die Lage einer Frau hineinversetzen, einfach weil er diese Diskriminierung nie am eigenen Leib erfahren musste. Die Änderungen müssten von den Frauen ausgehen und auf hoher Ebene festgehalten werden.

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Büchergarten kommentierte am 08. März 2021 um 13:34

Ich denke die Änderungen müssen von einem gemeinsamen Dialog und Verständnis füreinander ausgehen. :) Eine Welt in der alle sich gerecht behandelt fühlen müssen Männer-Empfindungen in ein Gespräch zu Beginn genauso eingehen wie die der Frauen - und dann muss man einen Weg finden um den "richtigen" miteinander zu gehen, dem alle folgen können. Ich gebe Dir aber Recht, dass Gesetze oft zu Beginn einen nötigen Anstoß geben können. Aber ich möchte nicht alle Frauen-Empfindungen über die der Männer stellen. Keiner sollte sich anmaßen die Beweggründe des anderen ohne zu reden zu kennen.

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lebensbetrunken kommentierte am 10. März 2021 um 14:18

Du hast völlig recht! Ich fand das Ende aus der Sicht des Psychiaters auch besonders stark! Kurz war die Hoffnung da, dass es ein Mann gibt, der Kim Jiyoungs Probleme (und die aller Frauen) versteht und anerkennt. Doch letztendlich zeigt sich, ihn interessiert auch nur seine Firma - dafür kann er verheiratete Frauen auch gerne mal diskriminieren. Schade - aber ein sehr wichtiges und starkes Ende!

Ich denke auch, dass Gesetze und Richtlinien auf jeden Fall ein erster wichtiger Schritt wären! Aber ich glaube letztendlich bringen nicht einfach irgendwelche Änderungen auf Papir etwas, sondern die Gesellschaft und die Menschen an sich müssen etwas an ihrer Einstellung, Erwartung und ihrem Handeln ändern! Ich finde, das hat sich besonders gut in den Szenen gezeigt, als es um Kim Jiyoungs Job ging. Auch wenn es dort beispielsweise Mutterschutz gab (also der Frauen rechtlich zustand), haben sie ihn meist nicht genutzt, da sie dadurch ein schlechtes Ansehen in der Firma bekommen könnten. Und das ist wie eine Kettenreaktion, denn wenn eine Frau darauf verzichtet (nach dem Motto ich bin nicht faul und darauf angewiesen, ich schaffe da so), dann können alle anderen Frauen in diesem Unternehmen ebenfalls nicht ihre Rechte wahrnehmen - ohne ihr Ansehen zu verlieren. Also wirklich ein sehr krasser und trauriger Teufelskreis, aus dem nicht so leicht ausgebrochen werden kann.

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dj79 kommentierte am 24. März 2021 um 18:12

Die Doppelmoral des Psycharters war gut herausgearbeitet. Sein Verstehen resultiert aus dem Mensch sein, Ehemann sein. Sein Kalkül entsteht dadurch, dass er gleichzeitig Unternehmer ist und eine Kosten-Nutzen-Betrachtung anstellt. Er überlegt indirekt, ob die tolle Atmosphäre, die eine Frau schafft, die monetären Aufwendungen wert ist.

Eigentlich ist das eine gute Frage. Wie viel ist eine gute Atmosphäre im Job wert? Kostenloser Kaffee, Tee und Wasser wird ja gern mal zur Verfügung gestellt. Was ist mit Sportangeboten direkt vor Ort? Oder was ist mit einem Betriebskindergarten? Diese Frage entspringen wohl eher meinem Wunschdenken. Bei uns im Unternehmen, wo gerade jede Sparmöglichkeit in Betracht gezogen wird, stellt sich die Frage, um wieviel sich die Reinigungskosten noch senken lassen? Das gibt mir zu bedenken, weil ich mich frage, ob die Dame(merkt ihr was?), die das erledigen muss, noch ordentlich dafür bezahlt wird.

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wandagreen kommentierte am 02. März 2021 um 20:15

"Von selbst wird sich nichts ändern. Solange nicht gesetzliche Richtlinien zum Schutz der Frauenrechte eingeführt und durchgesetzt werden, wird sich nichts ändern".

Selbst dann nicht. Gesetze allein können nicht ausreichen. Man muss auch in Anspruch nehmen, was einem zusteht. Das fing hier beim kommentarlosen Übernehmen des Familiennamens an. Und hört beim Sichschämen, weil man als Schmarotzer bezeichnet wird, noch lange nicht auf, Inanspruchnahme einer halben Stunde Gleitzeit.

Jedenfalls muss man zwar nicht gleich Autoreifen verbrennen, etc., aber jedesmal für sich Eintreten, seinen Standpunkt erläutern und konfrontieren. Das kostet alles Kraft. Vllt jedes zweite Mal den Mund aufmachen.

Das Buch fällt als Roman in diesem Abschnitt ab. Jiyoung wird nicht als liebende Mutter dargestellt, obwohl sie das zweifelsohne auch ist. Aber mit Heididei und Muttersein ist so schön, würde die Autorin, würde sie auf diese emotionale Schiene eingehen, ihre Botschaft abschwächen.

Jiyoung ist jetzt eine Platzhalterin für das gesamte Dilemma studierter Frauen in Korea. Dieses Buch i ein politisches Buch. Eines, das wichtig ist und das auf dem koreanischen Feld bereits Wirkung zeigte. Endlich eine Gesprächsgrundlage. Verfilmt wurde das Buch auch.

Aber auch wir können über die Alltagsdiskriminierung von Frauen im beruflichen Bereich nachdenken. Wir brauchen eine Frauenquote überall und ich kann das Argument "wenn man gut ist, schafft man es auch so" nimmer hören. Es ist so was von falsch. Frauen müssen immer noch zwischen Kind und Karriere wählen. Die Ausnahme bestätigt nur die Regel.

 

 

 

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Galladan kommentierte am 03. März 2021 um 08:55

In meiner Umgebung ist es inzwischen mehr ein Eltern Problem Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Männer die sich nehmen was ihnen zusteht, nämlich Elternzeit, haben genau wie Frauen den Karriereknick, wenn sie längee als 3 Monate weg sind und sich in der Zeit tatsächlich um die Kinder kümmern. Drei Monate Auszeit nehmen, Kind bei der Oma parken und Garage aufräumen wird als ok angesehen. Bleibt Mann daheim und kümmert sich gleichzeitig um Wäsche und Co., wird er als faul bezeichnet. Von Frauen. Bei denen ist Emanzipation nämlich auch nur eingleisig angekommen. Wie im Buch angesprochen ist Hausarbeit und Kinderbetreuung in den Köpfen vieler Menschen nur ein Nebenjob. Erzähl mal der Mutter von 3 Kindern, dass sie nicht arbeitet. 

 

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wandagreen kommentierte am 03. März 2021 um 09:36

Ich kann dir nur recht geben, Galli. Die Frauen haben ja auch lange das patriarchalische Verhalten weitergegeben. Auch diese müssen natürlich umdenken.

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solveig kommentierte am 03. März 2021 um 11:09

Auf die Frage: "Arbeitest du nicht?" hat mal eine Freundin von mir sehr selbstbewusst gesagt: "Ich bin Familienmanagerin." Also Finanzministerin, Pädagogin, Nachhilfelehrerin, Köchin, Hausmeisterin ... etc.

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Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 03. März 2021 um 11:33

Da hat sie genau richtig geantwortet . : ). Daumen hoch 

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Büchergarten kommentierte am 08. März 2021 um 13:36

"...Von Frauen. Bei denen ist Emanzipation nämlich auch nur eingleisig angekommen."

Finde ich einen ganz wichtigen und tollen Satz! <3
 

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solveig kommentierte am 03. März 2021 um 12:52

Das ist schon bezeichnend: obwohl der Psychiater erkennt, welche Probleme Jiyoungs Psychosen zugrunde liegen, und sie auch auf andere, z. B. seine Ehefrau überträgt, ändert sich nichts  -  weil er wirtschaftliche und organisatorische  Probleme als wichtiger ansieht.

Berufstätig mit Kind/ern ist auch hier ein Dilemma; ganz besonders für Alleinerziehende. Das Gefühl, weder dem Kind voll und ganz gerecht zu werden, noch beruflich weiterzukommen, ist ganz schön unangenehm. Wenn man denn in seinem Beruf wieder einsteigen kann; für Jiyoung und viele andere Frauen sieht es da ja nicht rosig aus. Ein Psychiater allein wird nichts ändern, aber traurig finde ich schon, dass er selbst so absolut keine Konsequenzen aus seinen Erfahrungen zieht.

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Büchergarten kommentierte am 08. März 2021 um 13:38

Denkst Du, dass er wirtschaftliche und organisatorische  Probleme "nur" als wichtiger ansieht? Ich denken schon auch, dass einige Firmeninhaber wirklich damit zu kämpfen haben und das das System es auch ihnen manchmal schwierig macht? Ohne die Auswirkungen für Frauen klein reden zu wollen!

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dj79 kommentierte am 24. März 2021 um 18:25

"Das Gefühl, weder dem Kind voll und ganz gerecht zu werden, noch beruflich weiterzukommen, ist ganz schön unangenehm."

Ich finde, dieses Gefühl darf man sich nicht einreden lassen. Den Kindern geht es gut in der Kita, sie haben ihre Freunde dort, lernen den Umgang mit Gleichaltrigen sogar im Konflikt. Ganz nebenbei werden sie nach aktuellen Erkenntnissen auf die Schule vorbereitet. In dem Umfang, wie es in der Kita geboten wird, kann ich es zu Hause gar nicht leisten. Ich bastele und spiele gern mit meinen Kindern, aber nicht die ganze Zeit. Ich brauche auch die Bestätigung außerhalb der Familie und gehe gern meinem Job nach.

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AhabsDaughter kommentierte am 04. März 2021 um 19:05

Im letzten Abschnitt fiel mit noch einmal auf, dass die Männer in diesem Roman meist Unterstützung zusichern, es aber bei Lippenbekenntnissen bleibt. Ach, was möchte Daehyon nicht alles für Jiyoung und das Baby tun, nichts davon macht er. Und der Psychiater erkennt die Problematik, bleibt aber beim Bequemen. Das war meiner Meinung nach der Paukenschlag zum Schluss. Männer werden von sich aus nichts an der Situation der Frauen ändern, wenn die Alternative viel bequemer und bekannter ist.

Das Dilemma von Kind und Karriere findet sich in vielen Ländern, eine optimale Lösung gibt es nicht, aber immerhin bin ich froh, dass Deutschland noch recht gute Modelle und Finanzierung für eine Elternzeit bietet.

Traurig war, dass Jiyoung sich einreden hat lassen, lieber einen Jungen zur Welt bringen zu wollen und dass sie sich schämt, weil sie beschimpft wurde. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich ein einziges Mal irgendwo auflehnt. Das Symptom ihrer Unzufriedenheit ist zwar letztlich das Annehmen multipler Persönlichkeiten, sich selbst helfen kann Jiyoung da aber schon nicht mehr. Sie hat immer nur alles geschluckt, wollte immer mit dem Strom schwimmen. Ich habe noch auf eine Wendung gewartet, leider vergeblich.

Insgesamt gefiel mir das Buch und ich empfinde es als richtig und wichtig, es zu lesen. Auch wenn man die meisten Aspekte weiblicher Diskrimination schon kennt, war es interessant, dieses Thema aus koreanischer Perspektive zu betrachten. Jiyoung war sozusagen die koreanische "Annette Musterfrau", stellvertretend für viele Frauen vieler Generationen.

 

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Nil kommentierte am 15. März 2021 um 10:54

Stimmt, viele Männer sichern Unterstützung zu und ich finde ihre Antwort so treffend: das hier eigentlich nicht mal von Unterstüzung die Rede sein sollte, wenn es das Kind beider ist! Und nicht mal dieses Lippenbekenntnis wird eingelöst, sehr sehr bitter.

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dj79 kommentierte am 24. März 2021 um 18:30

Sehr gut, deine Aussage. Das Wort Unterstützung impliziert, dass Kindererziehung, Haushalt und Co. Aufgabe der Frauen sind. Die Herren lassen sich lediglich herab zu helfen, wenn das schwache Geschlecht es nicht schafft. Auch wenn es eigentlich klar ist, hat deine Anmerkung diese Tatsache nochmal stärker in mein Bewusstsein geführt.

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Samara42 kommentierte am 06. März 2021 um 17:06

Ich habe das Buch nun fertig gelesen und es hat absolut meinen Erwartungen entsprochen. Erst dachte ich dass diese Sachlichkeit im Erzählstil mich stört, doch dann erkannte ich dass ich sonst wohl an die Decke gegangen wäre und mir einen Boxsack hätte holen müssen wegen der gnadenlosen Ungerechtigkeit dieser Welt in der Frauen mit einem Wisch mundtot gemacht werden. Wie Vieh, das zwar reden kann, aber nicht darf. Und ja Kim Jiyoung ist für mich stellvertretend für Millionen Frauen auf der Welt, die in ein System hineingeboren werden aus dem sie nicht ausbrechen können. Dort wo die Mütter und die Großmütter schon drunter leiden mussten, es einfach so ist und man nichts ändern kann. Ein Leid darf man klagen, doch Hilfe kann niemand geben. Was soll ein einzelner Mann des ausrichten können? Das fragt jeder sich am Ende wohl und dann denkt er, gut dass mich das nicht trifft, ich habe einen Fortsatz vorne hängen und ich sehe zwar das Leid, doch am Ende riskiere ich nicht mein angenehmes oder halbwegs angenehmens Leben um Frauen zu helfen. Das bringt nichts das wird nichts...
Ich sehe viele Paralellen zu anderen Ländern und im Grunde  ist es ein politisches Klagelied, das ich gelesen und verstanden habe. Es ist wirklich so, bestürzend und ehrlich. Die Augen vor zu verschließen bringt nichts, nur Mut etwas zu schreiben wie Cho Nam-Joo.

Thema: Lektüre, Teil III
Nil kommentierte am 15. März 2021 um 10:57

Gebe dir so recht. Mal wieder ein Buch seit langem, dass mich auch in der "lesefreien" Zeit andauernd beschäftigt hat.

Auch war die Sachlichkeit genau richtig um nicht wieder den Vorwurf der Weinerlichkeit zu bekommen in Südkorea. Lesenwert für jeden!

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Nil kommentierte am 15. März 2021 um 10:58

Gebe dir so recht. Mal wieder ein Buch seit langem, dass mich auch in der "lesefreien" Zeit andauernd beschäftigt hat.

Auch war die Sachlichkeit genau richtig um nicht wieder den Vorwurf der Weinerlichkeit zu bekommen in Südkorea. Lesenwert für jeden!

Thema: Lektüre, Teil III
Nele33 kommentierte am 07. März 2021 um 12:25

Nun habe ich das Buch auch zu Ende gelesen. Es war für mich doch sehr distanziert und erinnert auch ein wenig an die feministische Literatur der 70-iger Jahre in Deutschland, die ich damals auch alle gelesen habe.

Das Schlusswort vom Psychiater finde ich echt schon so was von Katastrophal, dass es fast wie Satire auf mich wirkt.

Insgesamt ein Buch welches wichtig ist, aber an einigen Punkten durch für mich zu distanziert war.

Thema: Lektüre, Teil III
FIRIEL kommentierte am 07. März 2021 um 16:26

Das Schlusskapitel ist dann die Krönung. Der Psychiater kann, nach einigen Irrtümern, Jiyoung verstehen. Mehr noch: Er kann sich auch einfühlen, weil er das bei seiner Frau ähnlich erlebt. Was für eine Katastrophe - eine hochbegabte Frau vertieft sich in Grundschulmathematik! Sie regrediert also, oder sollen wir knallhart sagen, sie verblödet? Ihr Mann hat gute Wünsche für sie, aber anscheinend tut er nichts. Und seine Schlussfolgerungen für die Arbeit sind wieder nur auf Bequemlichkeit ausgerichtet.

Grrrr...

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dj79 kommentierte am 24. März 2021 um 18:36

Ja, wir sollten es knallhart sagen! Die eine dreht durch, die andere verblödet. 
 

Ach so: und es war ja klar, dass der Psychiater ein Mann sein muss. Eine Psycharterin kümmert sich zu Hause um Mann, Kind und Haushalt, das ist so gemein. Ein Teufelskreis quasi, eine Falle, der Frau kaum entkommt.

Thema: Lektüre, Teil III
Büchergarten kommentierte am 08. März 2021 um 13:47

Auch ich habe das Buch beendet und bin sehr froh es gelesen zu haben. Der Schreibstil hat mir bis zum Schluss gefallen und für mich perfekt für den Transport des Realismus der täglichen Erlebnisse gepasst. Ich habe aber anscheinend doch auch anderes aus dem Buch gezogen als andere Leser hier: Für mich geht es nicht nur darum wie Frauen in einer Männerwelt oder unter alten Traditionen leiden. Für mich geht es auch viel um gegenseitiges Verständnis und die Möglichkeit dieses überhaupt zu erwerben. Ich kenne viele tolle Männer, die ebenfalls Familenoberhäupter, Alleinverdiener, Familiennamensgeber sind und doch absolut keine blinden Unterdrücker. Ebenso kenne ich Frauen die im Job bewusst die Mutter- oder Feministinnen-Karte spielen um Bevorzugung vor Männern zu erhalten, die tagtäglich auch hart arbeiten. Ich denke es gibt hier kein schwarz oder weiß, aber viel gemeinsame Arbeit um Gleichberechtigung nach allen Seiten besser umzusetzen - Frauen sind angehalten ihre Empfindungen auch klar zu kommunizieren. Das zeigt für mich auch, dass Jiyoung dies nicht konnte, ihr Mann zwar versuchte sie zu verstehen, er dadurch aber auch scheiterte...

Thema: Lektüre, Teil III
Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 08. März 2021 um 19:25

Dein Satz gefällt mir: " Frauen sind angehalten ihre Empfindungen auch klar zu kommunizieren"
Und ich möchte es noch erweitern: und sich einen Ehemann aussuchen, der offen ist dafür ist Verständnis hat und natürlich darauf eingeht. Hier ist das gemeinsame Verständnis wichtig dieselben Grundsätze/ Lebensmodelle und manchmal Kompromisse
Wie Büchergarten schon sagt es gibt durchaus so tolle Männer

Thema: Lektüre, Teil III
FIRIEL kommentierte am 08. März 2021 um 19:34

Büchergarten, ich stimme dir in weiten Teilen zu: Jeder und jede muss sich bemühen. Aber ein kleines bisschen ist in meinen Augen das Private eben doch politisch, und neben individueller Benachteiligung (aus welchen Gründen auch immer) gibt es auch strukturelle. Wenn Jiyoungs Mann erst um Mitternacht nach Hause kommt, kann er seiner Frau gar nicht mit der Tochter oder im Haushalt helfen. Da müssen auch gesellschaftliche Veränderungen her. Und zum Glück schließt sich das ja nicht aus. Jeder kann privat schon viel umsetzen, und wenn wir das alle tun, dann ändert sich auch das Bewusstsein und es wird viel leichter, gesellschaftlich/strukturell/politisch etwas zum Positiven zu wandeln.

Also schimpfen wir nicht auf die koreanischen Männer oder auf die deutschen, sondern tun wir als Frau oder als Mann (oder auch als "divers") auf unserem Platz alles, um den Anderen als Person wertzuschätzen.

Thema: Lektüre, Teil III
Büchergarten kommentierte am 09. März 2021 um 14:35

Da bin ich ganz bei Dir! Ich denke da geht privates und gesellschaftliches möglichst Hand in Hand und bedingt sich sicher auch.

:) Absolut!

Thema: Lektüre, Teil III
kysha81 kommentierte am 28. März 2021 um 19:26

Ein schönes Schlusswort, dem ich mich nur anschließen kann!

Thema: Lektüre, Teil III
herrzett kommentierte am 11. März 2021 um 14:07

Vom letzten Abschnitt nehme ich nun eigentlich hauptsächlich tiefgreifende Fragen mit... was muss wirklich geschehen, damit sich endlich was ändert? Wieso reicht es nicht aus, wenn Probleme erkannt werden, dass da was angegangen wird? "Hat ein Gesetz oder ein System Einfluss auf die Wertvorstellungen eines Menschen? Oder richten sich die Gesetze und Institutionen nach den Werten der Menschen?"

Und dann beschätigt mich diese aufgebrachte Frage dieser Studentin "Wie kommt man auf die Idee, sich schwängern zu lassen, wenn man dann mit seinem dicken Bauch in der U-Bahn zur Arbeit muss?". Was ist denn am Ende wichtiger? Karriere oder Familie? Also für mich wärs eindeutig die Familie und irgendwie bin ich dann wieder froh, dass es in Deutschland dann Mutterschaftsurlaub und Co gibt, man sich hier dann doch mehr für die Familie einsetzt, auch wenn da noch sehr viel Luft nach oben ist.

Thema: Lektüre, Teil III
dj79 kommentierte am 24. März 2021 um 18:42

"Wie kommt man auf die Idee, sich schwängern zu lassen, wenn man dann mit seinem dicken Bauch in der U-Bahn zur Arbeit muss?"

Hier hat wohl die Studentin ein anderes Kalkül. Klingt für mich so, als hätte sie kein Problem mit dem klassischen Schicksal der werdenden Mutter. Arbeiten wird sie nur so lange, bis sie den richtigen Mann gefunden hat, der sie angemessen versorgen kann.

Thema: Lektüre, Teil III
Nil kommentierte am 15. März 2021 um 10:48

Im dritten Teil erklimmen wir mit der Protagonisten den negativen Höhepunkt ihers Daseins. Nun ist sie wieder zurückgeworfen in die traditionelle Rollenverteilung. Das Kind nimmt ihr jeglichen Handlungsfreiraum.

Der Schluss war extrem gelungen und bringt es auf den Schluss, wenn selbst der Therapeut so unreflektiert ist! Wahnsinn.

Sehr sehr gutes Buch. Ich habe es gerne gelesen!

Thema: Lektüre, Teil III
dj79 kommentierte am 24. März 2021 um 20:30

Der letzte Abschnitt macht nochmals deutlich, dass es für die Frauen fast kein Entrinnen gibt. Für einen neuen Job nach einem Kind müssen sie sich unter Wert verkaufen, weil sie nicht in ihrem originären Beruf arbeiten können. Um flexibler bei der Arbeitszeit zu sein, bleibt ihnen lediglich die Möglichkeit einen Mindestlohn-Job auszuüben. Unter dem ohnehin vorhandenen Gehaltsgefälle macht es leider auch finanziell keinen Sinn, dass der Mann auf Teile seines Einkommens verzichtet, um beispielsweise "nur" 6 Stunden zu arbeiten. Ich hatte auch den Eindruck, dass die normale arbeitende Bevölkerung auf das Gehalt des Mannes angewiesen ist.

Insgesamt macht mir die Doppelmoral zu schaffen. Sowohl Frauen als auch Männer haben sie inne. Beispielhaft kann hier ihre Chefin genannt werden, die sich nicht für Jiyoung stark gemacht hat, damit sie in die Projektgruppe kommt. Ihre Mutter und weiblichen Verwandten sind auch nicht wirklich besser. Sie nötigen Jiyoung quasi zum Kind, ohne ihr mitzuteilen, welche Auswirkungen ein Kind auf ihr weiteres Leben hat. Extrem empfinde ich den Psychiater, der sowohl bei Jiyoung als auch bei der eigenen Frau die Ursache-Wirkungs-Kette durchschaut, aber den Kreis durchbrechen tut er auch nicht. Es ist eine Schande.

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