Leserunde

Leserunde zu "Fischers Frau?" (Karin Kalisa)

Fischers Frau -

Fischers Frau
von Karin Kalisa

Bewerbungsphase: Bis zum 09.06.

Beginn der Leserunde: 16.06. (Ende: 07.07.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Droemer Verlags – 20 Freiexemplare von "Fischers Frau?" (Karin Kalisa) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Von Teppichgarnen, Erzählfäden und dem sagenhaften Grün der Baltischen See.

In »Fischers Frau« lässt Karin Kalisa die Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche lebendig werden.

Südliche Ostsee, 1928: Ein dreijähriges Fangverbot macht die Fischer arbeitslos – statt hinaus aufs Meer zu fahren, setzen sie sich an Webstühle und knüpfen Teppiche, die die Welt der See zeigen – oder der Welt die See, wie man es nimmt. Ein österreichischer Tapisserist lehrt sie die Knoten, auf die es ankommt: Senneh und Smyrna. Die "Perser von der Ostsee" entwickeln sich europaweit zum Verkaufsschlager. Fast einhundert Jahre später wird der zurückgezogen lebenden Kuratorin Mia Sund ein sehr seltsames Exemplar auf den Tisch gelegt: In seinem Flor irrlichtern Hunderte von Grüntönen, segeln Koggen unter mysteriösen Flaggen, tanzen kleine Wellen in den Augen der Fische und eine ornamentale Borte entpuppt sich als vieldeutige Chiffre. Zum ersten Mal nach zwölf Jahren beantragt Mia eine Dienstreise und macht sich quer durch Europa auf die Suche nach der Knüpferin und ihrer Botschaft, die die alte Erzählung vom Fischer und seiner Frau auf den Kopf stellt.

Bestseller-Autorin Karin Kalisa verwebt die Kunst des Teppich-Knüpfens mit den Lebensfäden zweier Frauen zu einem ebenso wahrhaftigen wie phantastischen Roman.

ÜBER DIE AUTORIN:

Karin Kalisa, geboren 1965, lebt nach Stationen in Bremerhaven, Hamburg, Tokio und Wien seit einigen Jahren im Osten Berlins. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch mit dem Blick einer Literatin forscht sie in den Feldern asiatischer Sprachen, philosophischer Denkfiguren und ethnologischer Beschreibungen. Nach Karin Kalisas erstem Roman "Sungs Laden" erschienen ihre Wintererzählung "Sternstunde" und ihre weiteren Romane "Radio Activity" und "Bergsalz".

09.07.2022

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 178 bis Ende

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Gelinde kommentierte am 19. Juni 2022 um 09:22

Tja was soll ich sagen?  Bin nicht so recht glücklich mit dem Buch geworden.

Das  Ende ist ja dann mehr die  (Märchen)Erzählung von Mia über Nina. Ja ok, es werden einige Fakten eingebunden (z.B. über Ylvie , was mir sehr gefallen hat), aber trotzdem bin ich hin und her gerissen.
Die Geschichte von Nina (der Fischerin/Knüpferin) wir einmal zum Teil recherchiert erzählt und dann wieder als Geschichte die Mia schreibt. Irgendwie schwierig.

Bei den  Liebesgeschichten (egal ob von Mia oder Nina) die eigentlich sehr romantisch und liebevoll sind, kommen bei mir die Emotionen nicht rüber und es bleibt alles sehr steif. – Finde ich schade.

Das Buch finde ich mehr verwirrend als dass es mir Lesefreude gebracht hat.
Da hat mir Bergsalz eindeutig besser gefallen.

 

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bücher_schnecke kommentierte am 20. Juni 2022 um 17:39

Das hast du sehr gut zusammengefasst, genau so empfinde ich es auch. Irgendwie bin ich verwirrter als vorher. Ich hatte eine gewisse Erwartungshaltung an den Roman und die wurde ganz klar nicht erfüllt.

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 22:22

 Manchmal sind zu gewisse Erwartungshaltungen eher hinderlich, wenn es gilt, Neues zu entdecken. ; )

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Pusteblümchen kommentierte am 20. Juni 2022 um 22:04

Bei den  Liebesgeschichten (egal ob von Mia oder Nina) die eigentlich sehr romantisch und liebevoll sind, kommen bei mir die Emotionen nicht rüber

Mich haben die Emotionen auch nicht so richtig erreicht. Insgesamt hatte ich mir mehr erhofft, der Roman war nicht wie ich es erwartet hatte und sowohl stilistisch als auch inhaltlich kein 0815-Buch. Das wiederum gefällt mir hier gut. 

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Bookflower173 kommentierte am 09. Juli 2022 um 09:37

Mir geht es genauso! Emotional konnte es mich nicht wirklich berühren, aber der besondere Stil hat mir gefallen.

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 22:20

Ich fand gerade die Liebesgeschixhten sehr warmherzig. Komisch, dass man das so unterschiedlich empfinden kann. Die Erzählung über Nina ist für Mias Entwicklung wichtig, denn sie findet etwas von sich selbst in der Teppichknüpferin. 

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Bookflower173 kommentierte am 09. Juli 2022 um 09:39

Teilweise fand ich die Übergänge von der Recherche zu der Fiktion ganz gut, aber ich hätte damit nicht gerechnet, weshalb ich dem gegenüber anfangs etwas skeptisch war.

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Elefant kommentierte am 09. Juli 2022 um 11:38

Geht mir leider auch so. Ich bin am Ende eher enttäuscht, hatte mehr und etwas anderes von dem Buch erwartet.

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alasca kommentierte am 19. Juni 2022 um 23:09

Die Fiktion wird weitergesponnen und nicht weiter in der historischen Wirklichkeit verankert. Für mich passt dieser Wechsel in der Buchmitte mit dem historischen Teil nicht zusammen. Auf der einen Seite das romantisierend Märchenhafte, auf der anderen Seite diese Beziehung zwischen Milan und Mia, der einfach das Fleisch am Gerippe fehlt. Mit der Sprache bin ich immer weniger klar gekommen, und dann obendrein...

Auf der letzten Seite dieser total gewollte Dialog zwischen Katja und Mia, der mit einer Frage eingeleitet wird, bei der ich mich an den Kopf gefasst habe und zu der mir aus Höflichkeit gerade kein passendes Adjektiv zur Hand ist:

"Ja, ich frage mich gerade, ob die Vergangenheit Farben hat - also, ich meine - genausoviele wie die Gegenwart?"

Geht gar nicht. Das ist genau die Art von Pseudo-Bedeutsamkeit, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann. 

Ich muss leider sagen, dass ich den Roman ziemlich enttäuschend finde. 

 

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Frie kommentierte am 20. Juni 2022 um 19:18

Ich konnte jetzt wenigstens ob Deines Kommentars mal Grinsen...;)

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 22:30

Das ist in meinen Augen gar keine Pseudo-Bedeutsamkeit; das ist einfach eine Art, bildlich zu denken, die für Mia durchaus typisch ist. Ich muss sehr stark dabei an „Das wiedergefundene Licht“ von Jaques Luysseran denken, eine Autobiographie eines Blinden, der in der französischen Résistance eine große Rolle gespielt hat. Wenn ich das lese, was dieser Mensch über die innere Farbvorstellung schreibt, dann ist das, was Mia sagt, weder oberflächlich noch pseudo, sondern sehr echt. Ich weiß, was Du mit Pseudo-Bedeutsamkeit meinst; bei mir gehen diese Alarmglocken auch an manchen Stellen bestimmter Autoren an, hier aber empfinde ich es anders. 

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bücher_schnecke kommentierte am 20. Juni 2022 um 17:43

Ich bin ziemlich enttäuscht, muss ich gestehen. Ich bin an diesen Roman mit einer gewissen Erwartungshaltung und vor allem Vorfreude herangegangen. Über Fischerteppiche - hier von der Ostsee, meiner Heimat - wollte ich mehr erfahren. Stattdessen diese verwirrende fiktive Geschichte innerhalb einer fiktiven Geschichte. Ne, war leider nicht meins. Auch am Schluss gab es noch lose Fäden. Ich hätte zum Beispiel gerne mehr über Mias Vergangenheit erfahren. Aber vermutlich soll wieso geheimnisvoll bleiben und einen Bogen spannen hin zu Nina.

Tja.. mehr als 3 Sterne kann ich diesen Roman nicht geben. Rezension folgt, hoffentlich nicht zu kritisch formuliert.

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Pusteblümchen kommentierte am 20. Juni 2022 um 22:05

Über Mia hätte ich auch gerne mehr erfahren. 

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 22:33

Es muss bei Andeutungen bleiben, wenn es kein depressiver Roman werden soll. Das mag ich so an Karin Kalisa, dass sie das Leid nicht auswalzt, sondern den Fokus auf das Schöne richtet. 

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Frie kommentierte am 20. Juni 2022 um 19:32

Diesen über 11 Zeilen langen Satz auf Seite 206: "Sie folgten der Wegbeschreibung...." musste ich meinem Mann vorlesen- der hat sich an den Koof gefasst. Was soll das? Warum schreibt man solche Bandwurmsätze? Weil man es kann? Ich wollte mich treiben lassen, leider verfing ich mich in diesen Sätzen und bin unter gegangen. Das zweite Mal innerhalb von zwei Monaten lese ich ein Buch mit einem aus meiner Sicht genialen Aufhänger und bin enttäuscht über das Ergebnis. Es bleibt also für weitere Autor:innen die Chance, aus diesem Fischerteppich Thema einen guten Roman zu machen. Was hätte man alles machen können mit dieser genialen Idee, in die Teppiche Botschaften einzuweben (oder kommt das nicht von Kalisa sondern ist Realität?)....
Zudem ging es mir wie Gerlinde: weder das eine noch das andere Paar hat mich emotional erreicht...wollte ich vielleicht auch nicht...ich wollte keine doppelte Liebesgeschichte.
Ich kauf mir jetzt einen Fischerteppich und fahre nach Freest.

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Pusteblümchen kommentierte am 20. Juni 2022 um 22:09

Was hätte man alles machen können mit dieser genialen Idee, in die Teppiche Botschaften einzuweben (oder kommt das nicht von Kalisa sondern ist Realität?)

Das würde ich auch gerne wissen, gefunden habe ich dazu nichts, von daher gehe ich davon aus, dass es sich um die Idee der Autorin handelt.

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givemeabook kommentierte am 23. Juni 2022 um 22:20

Ich kauf mir jetzt einen Fischerteppich und fahre nach Freest.

Also wird aus unserem Teppich-Sharing nichts :-(

Gute Reise nach Freest :-)

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Martinchen kommentierte am 24. Juni 2022 um 18:53

Was hätte man alles machen können mit dieser genialen Idee, in die Teppiche Botschaften einzuweben (oder kommt das nicht von Kalisa sondern ist Realität?)....

Von alten amerikanischen Quilts sagt man, dass zur Zeit des Bürgerkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts Botschaften eingenäht wurden, so dass entlaufene Sklaven sehen konnten, wo sie Unterkunft und Verpflegung bekommen konnten und welche Häuser/Farmen sie lieber weiträumig umgingen. Ich weiß nicht, ob Kalisa die Idee von dort hat oder es ihre eigene war.

Ich fand die Idee ebenso genial wie du, leider findet sie dann nichts mehr wieder. Da hätte es wirklich mehr Potential gegeben.

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 22:42

Ich nenne das jetz mal die „Kalisa‘sche Abschweifung“. Es ist ein bisschen typisch für sie, mit solchen langen Sätzen kurz eine eigentlich sehr ausführliche Kulisse abzustecken. Da es nur ein - wenn auch langer - Satz ist, verliert man sich niemals in den Details, sondern findet immer rechtzeitig den Weg zurück zur Haupthandlung. Es wäre ja langweilig, wenn alle im gleichen Kastenformat schreiben würden. 

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Pusteblümchen kommentierte am 20. Juni 2022 um 21:59

Die Grundidee des Buches gefällt mir, eine Reise in die Vergangenheit zu den Fischerteppichen verknüpft mit der Gegenwart.

Teilweise ist es ein Sachbuch, dann aber auch wieder ein Märchen, eine durchaus interessante Kombination. Gleichzeitig ist da auch noch die die Vergangenheitsbewältigung von Mia und die Liebesgeschichten von Mia und Nina. Bei letzteren hätte ich mir mehr Emotionen gewünscht.

Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen und auch einiges daraus mitgenommen, aber so ganz hat es mich leider nicht abgeholt, da ich es nicht immer einfach zu lesen fand.

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Bookflower173 kommentierte am 09. Juli 2022 um 09:48

Mir ging es genauso! Mir waren es zu viele Handlungsstränge und Themen und irgendwie habe ich mich zwischendurch nicht abgeholt gefühlt...

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givemeabook kommentierte am 23. Juni 2022 um 22:48

Das Buch ist zu Ende und ich bin etwas ratlos. Zum einen hat es mir gefallen, zum anderen hat es mich enttäuscht. Es war einfach nicht so, wie ich es mir nach dem Klappentext vorgestellt hatte. Warum musste Ninas Lebensgeschichte eine Erfindung von Mia sein, warum wurde die anfänglich so einfühlsam beschriebene Liebesbeziehung zwischen Milan und Mia nicht ein bisschen vertieft und warum war über Mia selbst nicht viel zu erfahren? Meine Erwartungen wurden einfach nicht erfüllt.

Die Bewertung wird nicht einfach werden, da ich trotzdem gut unterhalten wurde. Auch habe ich einige Zeit mit dem Buch verbracht, da ich viele Sätze zweimal lesen musste :-))

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Martinchen kommentierte am 24. Juni 2022 um 19:00

Ich hatte auch gehofft, dass Mia Ninas Leben recherchieren könnte und nicht einen Roman im Roman schreibt.

Meine Rezension wird noch ein paar Tage dauern. Mir hat schon gefallen, dass die zurückhaltende Mia in ein aufregenderes Leben zurückfindet. Die Erzählungen, die Märchen, das Leben von Nina, von dem offen bleibt, was erfunden, was (fiktive) Realität war, all das hat mich gut unterhalten. Ganz wunderbar fand ich die Idee, diesen einmaligen, ganz besonderen grünen Teppich zu knüpfen.

Eine Reise nach Freest steht aber unbedingt auf dem Zettel.

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Krani kommentierte am 26. Juni 2022 um 11:39

Ach, ich könnte weinen.

Kaum hat sich das Idyll so richtig entfaltet, schon kommen ausgerechnet die Nazis und treten es kaputt. Carl und Nina fliehen nach Schweden.

Aber jetzt les ich erstmal weiter.

 

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Krani kommentierte am 27. Juni 2022 um 19:40

Nun auch noch ein Haus, wie anstelle des verlorenen.

Alles fügt sich. Eine Tochter ist auch da, das Erbe fortzuführen.

Das ist schön, aber ein bisschen zu glatt.

Besonders als es sich bei Mia wiederholt. Ein neues Leben mit Mann, ein Haus, ein Jemand, der das Erbe auf seine Weise fortführen wird.

Ein logischer Abschluss. Ein gutes Ende für Mia.

Gar nicht so leicht, diese Eindrücke jetzt in eine Rezension zu packen.

 

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Hennie kommentierte am 28. Juni 2022 um 14:59

Zum letzten Abschnitt springt die Erzählung zwischen den Zeitebenen, zwischen Hier und Heute, zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Erzählfaden verbindet das Echte mit dem Falschen, die Fantasie mit der Wirklichkeit, das Märchenhafte mit dem Realen. Mir ist es an mancher Stelle etwas zuviel, obwohl ich das nicht wirklich begründen kann. Es ist so ein vages Gefühl. Ich glaube, das Märchenhafte wars. Zum Beispiel Finyan hätte es m.M. nach nicht gebraucht.

Mia berichtet aus Ninas Freester Zeit und wie sie auch nach der Hochzeit mit Carl als „die kleine Fischerin“ der Knüpfergemeinschaft ihre vielfältigen Geschichten erzählt. Aus großer Angst vor den Nazis verlassen sie den Ort und wandern nach Schweden aus. Dort erst wird der grüne Teppich nach langer Zeit in seiner Pracht vollendet. Dort „zwirbelt sie Fäden auf ... zwirnt sie...zusammen. Mischt Wolle mit Seide und Seide mit Wolle. Stunde um Stunde. Und hat dabei das Gefühl, mit der Welt nicht fester verbunden zu sein als mit den Fäden, die ihr durch die Finger gleiten.“ Sie versucht neuen Halt im Leben zu finden, wird sehr krank, kämpft sich mühsam zurück. Dann eines Tages knüpft sie einen Namen: Nina Silkestrad, Nina Seidenfaden. „Der wahrste Name, den sie je hatte.“ S. 209 Der Teppich wächst. „Ninas Teppich ist ein Bewahrteppich“. S. 211 ...

Insgesamt eine Geschichte, die mir weitgehend gut gefallen hat - mich als textilaffine Frau und das mein ganzes Leben lang. Hier werden Fäden geknüpft, verknotet, verbunden und fallengelassen, als lose Enden hängengelassen, vergessen oder irgendwann wieder aufgenommen. Viele Metaphern rund ums Textile drängten sich mir auf. Und es sind sehr viele Infos zwischen den Zeilen. Bei mir ging das Kopfkino an.

Nun bleibt noch die Rezension, die sicher ein wenig dauern wird!

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 22:50

Es ist schön, das von Dir als einer Fachfrau zu hören. Wenn das aus Profi-Sicht stimmig ist, spricht es ja durchaus für den Roman. 

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Emswashed kommentierte am 29. Juni 2022 um 17:18

Ich habs! Das war kein Roman über einen Teppich und seine Knüpferin, das war der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz. Das war Europas jüngste Geschichte im Teppichflor! Das waren die Anfänge der Fischfangquoten, das Intermezzo des Dritten Reichs und der Beginn der Neuen Seidenstraße.

Mias und Ninas Geschichte waren nur die Kettfäden in denen Frau Kalisa das Bild Europas geknüpft hat. Ich finde den Roman bemerkenswert, nicht genial, aber doch sehr beeindruckend. Die Märchenelemente, durchblitzender Humor und ganz, ganz viel Fachwissen haben mir Vergnügen bereitet. Vielleicht wollte Karin Kalisa zu viel auf einmal und hat damit so manchen Leser auf einigen Gebieten verloren, aber dieses Buch wurde nicht mit einem langen Faden gewebt, sondern mit vielen kurzen Fäden geknüpft und das Gesamtergebnis gefällt mir.

Je länger ich über das Gelesene nachdenke, umso mehr Fäden kann ich aufnehmen und zuordnen.

Dass sie sogar eine Verknüpfung mit der neuen Seidenstraße (deren eines seiner zahlreichen Enden auch am Duisburger Hafen hat) herstellt, rechne ich Frau Kalisa hoch an.

Die "Liebesgeschichten" waren nicht auserzählt, es hätte mich auch eher gelangweilt, aber alles, alles, was Europa in Atem hält, kommt vor! Bravo!
 

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Hennie kommentierte am 29. Juni 2022 um 19:19

Je länger ich über das Gelesene nachdenke, umso mehr Fäden kann ich aufnehmen und zuordnen.

Das hast du wunderbar formuliert. So geht es mir auch! Bin total auf deine Rezension gespannt.

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wandagreen kommentierte am 30. Juni 2022 um 08:59

Und ich auf deine, Hennie, vllt lese ich da auch mal das, was du denkst, und nicht  nur das, was Ems denkt ;-).

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Emswashed kommentierte am 30. Juni 2022 um 10:21

*** ggg*** Zumindest denkt Alasca ganz anders, das sollte Dir zu denken geben. ;-)

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 22:52

Wow, Deine Analyse hat was, Ems. Nicht schlecht. 

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Bookflower173 kommentierte am 09. Juli 2022 um 09:41

Das ist sehr spannend, dass du hier noch einmal das Knüpfen eines Bildes von Europa erwähnt hast. Da hast du recht und aus dieser Perspektive ist das Buch tatsächlich gut gelungen.

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Emswashed kommentierte am 30. Juni 2022 um 10:40

Weißt Du, liebe Hennie, wir haben auch beide "Der große Fehler" von Jonathan Lee zusammen gelesen. Mit dem Buch ist es ähnlich, wie mit diesem hier. Das eigentliche Thema wird auch aus den Augen, verloren, stattdessen bekommen wir allerlei drumherum erzählt.

Bei Lee hat es mich gestört, bei Kalisa bin ich begeistert und ich frage mich, woran das liegt. Ist es Europa, das uns näher liegt als Amerika? Ist es die Schriftstellerin, die nun mal auch Frau ist, wie ich?

Ich glaube für mich herausgefunden zu haben, dass es die Wissenschaftlerin und Linguistin ist, die mich hier "abgeholt" hat. Sie spielt an vielen Stellen mit der Sprache (zusammengesetzte Hauptwörter, Dialekt, Metaphern...) und kennt sich mit Teppichkunst, Geschichte und Wirtschaft (ja, moderne Wirtschaft und ihre Schatten) aus.

Ich bin jedenfalls angefixt und werde mir weitere Bücher von ihr besorgen... (wenn Raum und Zeit es zulassen).

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Hennie kommentierte am 30. Juni 2022 um 23:47

"... stattdessen bekommen wir allerlei drumherum erzählt."

Das ist wohl im Großen und Ganzen so, aber durch den Teppich findet Mia wieder Anschluß an das Leben. Er ist der äußere Anlaß sich der Welt zu öffnen. Sie begibt sich vollkommen aus ihrer Komfortzone. Es kann ja eigentlich keiner auf Dauer in der Vergangenheit und so im Mittelmaß leben wie diese Faserarchäologin. Wenn es auch sicher aus Angst, Vorsicht und später vielleicht aus Bequemlichkeit geschah. Wie hätte ihr Alltag ohne das Auftauchen des geheimnisvollen Teppichs ausgesehen? Es wäre so monoton und ereignislos weitergelaufen. 

Die Leben der beiden Frauen hat die Autorin wunderbar zusammengesetzt. Bei Nina waren es sogar nur Fragmente. Wie bei einem Puzzle ergaben sich die fehlenden "Steinchen" und fanden ihren Platz. Schön fand ich auch die Idee das Märchen vom Fischer und seiner Frau mal mit vertauschten Rollen präsentiert zu bekommen. Wie ich schon bemerkte im Verlauf der Leserunde, bin ich auch begeistert von dem Aufgreifen der zahllosen textilen Metaphern.Ja, sie spielt mit der Sprache und den vielfältigen Möglichkeiten, die das Textile bietet.

Die Idee zu dem Buch finde ich super. Nicht alles ist rundum gelungen, aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde auch ich noch andere Werke von Kalisa lesen.

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Bookflower173 kommentierte am 09. Juli 2022 um 09:45

Mich hat es auch am meisten gefreut, dass Mia nun wieder das Leben genießen kann und nicht nur in ihrer Komfortzone verweilt!

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Arbutus kommentierte am 30. Juni 2022 um 21:42

Hui, und nun kommen die Nazis ins Spiel. 

Nina über die Nazis. „Sie strecken die Hand aus, als segneten sie den Raum zwischen ihrer Nase und dem großen Zee.“ Also, das ist - grandios.

Diese Liebesgeschichte zwischen Nina und Carl ist - sehr besonders. So etwas habe ich ganz selten gelesen. 

Jetzt hat Nina, die doch immer die Weite in ihrem Herzen hatte, plötzlich die Enge, wenn es darum geht, Carl seinen Hauswunsch zuzugestehen. Aus ihren schlechten Erfahrungen schließt sie, dass ein Hausprojekt auch hier in Schweden scheitern muss. Wie eng ist ihr Denken plötzlich geworden! Aber vielleicht war es in diesem Punkt noch niemals weit. - Aber dann schaffen sie eine Einigung! Ich finde das schön. 

Mia fängt an, mit ihrer Romanheldin einen Dialog zu führen, und man weiß kaum mehr, wer wer ist, so sehr verschmelzen die beiden ineinander. 

Und dann schließlich taucht Ylvie auf, und führt die verlorengegangene Gabe des Erzählens fort.

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FIRIEL kommentierte am 08. Juli 2022 um 08:40

Ich habe das Buch letzte Woche zu Ende gelesen und  wollte noch einiges kommentieren, aber wie ihr wisst, war die Seite ja abgeschaltet. Nun bin ich in Urlaub und habe das fertig gelesene Buch natürlich nicht mitgenommen. Kommentare und auch die Rezension müssen nun also noch warten, bis ich zurückgekehrt bin und die drängendsten Aufgaben erledigt habe - auch wenn die vorgegebene Zeit dann überschritten ist.

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Bookflower173 kommentierte am 09. Juli 2022 um 09:51

Leider muss ich auch sagen, dass mich der Roman nicht wirklich abgeholt hat. Die Liebesgeschichten konnten mich nicht so emotional berühren, wie ich es mir erhofft habe. Zudem fand ich die fiktiven Dialoge zu viel des Guten. Die Übergänge von der Recherche zur Fiktion waren größtenteils in Ordnung. Ich finde es schön, dass Mia nun mehr aus sich heraus gekommen ist und das Leben genießen kann. Die Gespräche über die Vergangenheit kamen mir aber etwas gekünstelt vor. Die Sprache war anstrengend, es waren aber auch schöne Metaphern dabei.

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Elefant kommentierte am 09. Juli 2022 um 11:52

Ein Hauptproblem des Buches ist, dass keine Emotionen bei mir ankommen. Das Buch ist viel zu sehr mit sich selbst und seinen eigenen Gedanken beschäftigt, um mich als Leser wirklich mitzunehmen. Das ist wie Vieles in diesem Buch: schade.

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Arbutus kommentierte am 09. Juli 2022 um 23:47

Das ist schade. Ich habe mich sehr in dieses Buch verliebt, und das durchaus mit Emotionen. Deswegen würde ich hier etwas präzisieren: dass dies nicht das Hauptproblem des Buches ist, sondern eher ein persönliches Problem, dass nämlich verschiedene Personen sich auch sehr unterschiedlich - oder eben auch gar nicht - in dem Buch wiederfinden. 

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Mara S. kommentierte am 12. Juli 2022 um 19:11

Dieser Roman macht es mir nicht leicht. So sehr ich mit Mia als Figur hadere, so sehr mag ich Nina und ihre Geschichte und bin irgendwie traurig, dass ihr zu wenig Raum gewidmet wurde. Vor meinem inneren Auge hätte sich hier locker ein 400seitenstarkes Familienepos entwickeln können. Die Autorin ist also durchaus in der Lage mich erzählerisch zu fesseln. Und doch frage ich mich die ganze Zeit, warum ihr das nicht durchweg gelingt? Vielleicht am Ende doch zuviele lose Fäden, die sich an den falschen Enden und mit den falschen Farbkompositionen ineinander verheddert haben?

Übrigens habe ich mal bei der Uni Greifswald in die Datenbank geschaut - wegen der Fischerteppiche. Muss sagen, die hab ich mir auch ganz anders vorgestellt. Irgendwie weniger nach klassischem Teppich (mit doch wesentlich mehr Farben als im Buch beschrieben) und mehr wie so ein Outdoorsisalteppich in Brauntönen. Das spricht jetzt weniger für meine Einbildungskraft...

Mit viel gutem Willen kann man tatsächlich einiges in diese Geschichte hinein interpretieren, das ist allerdings nicht zwangsläufig ein Qualitätsmerkmal. Wenn als Aufhänger eine historisch-lokale Begebenheit um 1928 in Vorpommern zugrunde liegt, dann ist zwangsläufig der Nationalsozialismus nicht weit und mit dem Teppichthema hat man natürlich auch den Orient und die Seidenstraße dabei. Aber hier wird alles nur angeteasert und durch die Konzeption der Erzählung schlägt am Ende die Fiktion die Historie und ich traue der Geschichte nicht mehr. Hier würde mich wirklich interessieren, was sich die Autorin dabei gedacht hat. Ich glaube nicht, dass das alles ohne tieferen Sinn so konzipiert wurde. Ich kann es wahrscheinlich nur nicht richtig lesen. Es hilft aber nix, ich bin nicht überzeugt von diesem Buch.  

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Gartenliebhaber kommentierte am 18. Juli 2022 um 12:00

Ich finde es schön, dass Mia und Milan ein Paar werden und einen gemeinsamen auch beruflichen Neuanfang wagen. Ich mag es, wie liebevoll sie miteinander umgehn und dann verschwimmen für mich beide Erzählstränge, der mit Mia und der mit Nina miteinander und es klingt für mich sehr märchenhaft, aber der Roman konnte mich dann nicht mehr erreichen.

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