Leserunde

Leserunde zu "Creep" (Philipp Winkler)

Creep -

Creep
von Philipp Winkler

Bewerbungsphase: 07.01. - 20.01.

Beginn der Leserunde: 27.01. (Ende: 17.02.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Aufbau Verlags – 20 Freiexemplare von "Creep" (Philipp Winkler) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Ein Blick ins dunkle Herz der Hypermoderne

Sie kennen uns, denn sie beobachten uns. Und wir lassen sie in unser Zuhause, teilen online unsere intimsten Gedanken und Bilder.  

In seinem zweiten Roman nach seinem gefeierten Debüt »Hool« erzählt Philipp Winkler die Geschichten von Fanni in Deutschland und Junya in Japan – beide suchen im Leben fremder Menschen, woran sie sonst verzweifeln: Kontrolle, Zugehörigkeit, Befreiung. Dabei überschreiten sie Grenzen, die für sie schon längst nicht  mehr gelten.

»Creep« ist ein so berührender wie unerbittlicher Roman darüber, wie uns die Hypermoderne deformiert und wozu wir bereit sind, um der Dunkelheit – in uns – zu entkommen.

Die Presse über Philipp Winklers Bestseller-Debüt HOOL:

»Philipp Winkler versteht es, wie zuvor in »Hool«, nicht nur in die Welt der Außenseiter abzutauchen und sie zu erkunden. Er findet eine Sprache, die die Welt dar- aber nicht ausstellt.« WDR 1LIVE über »Carnival«

»Ein außerordentliches literarisches Werk über das Verlieren. « STERN über »Hool«

ÜBER DEN AUTOR:

Philipp Winkler, 1986 geboren, aufgewachsen in Hagenburg bei Hannover. Studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim. Für seinen Debütroman »Hool« erhielt er den ZDF aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Debüt, stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und war zum Festival Neue Literatur in New York eingeladen. Der Roman war ein Spiegel-Bestseller, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und für die Bühne adaptiert. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Er lebt in Niedersachsen auf dem Land.

19.02.2022

Thema: Lieblingsstellen

Thema: Lieblingsstellen
FancyPhillis kommentierte am 04. Februar 2022 um 12:48

Es gibt eine Stelle aus Seite 323 in diesem Roman, die mich nachträglich zum Denken angeregt hat. Es ist die Aussage von Maeda, dass Junya aus Angst und Hass zu egoistisch war, um für seine Mutter da zu sein und zu merken, dass sie stirbt. Ich habe mich gefragt, ob man Junya diesen Egoismus wirklich in negativer Weise vorwerfen darf. Er hatte in seinem Leben nie eine Person, die ernsthaft für ihn da war und die ihm gezeigt hat, wie man einem anderen Menschen Zuneigung zeigt. Deswegen frage ich mich, ob man überhaupt von einer solchen Person erwarten darf, dass er es aus eigenen Stücken schafft, für einen anderen Menschen da zu sein, der ihn in seiner Kindheit zudem oft sehr schlecht behandelt hat.

Thema: Lieblingsstellen
alasca kommentierte am 04. Februar 2022 um 14:46

Man bekommt, was man sich verdient hat. Meine Meinung zu Eltern, die sich über die schlechte Behandlung durch ihre Kinder beklagen.

Thema: Lieblingsstellen
Naibenak kommentierte am 15. Februar 2022 um 09:58

Da gebe ich dir zu 100% Recht. Junya hat es nie gelernt. Der Vorwurf gilt den Erwachsenen, die es versäumt haben, Junya entsprechend zu erziehen. Möglicherweise haben aber auch diese es nie gelernt usw... ;-) Jedoch finde ich, dass man durchaus ab einem gewissen Alter dieses Muster durchbrechen könnte, wenn man es will und ggf entsprechende Unterstützung hat (vielleicht einen Partner, der dabei hilft, Freunde...). Es ist immer gut und wichtig, wenn man es schafft, der Opferrolle zu entkommen. Junya macht es daher m.M.n. am Ende ganz richtig...

Thema: Lieblingsstellen
alasca kommentierte am 15. Februar 2022 um 18:52

Ja, da stimme ich dir zu. Leider kommen die meisten Menschen nie so weit, das in der Form zu reflektieren. Man agiert einfach aus und Schluss. Und selbst wenn man Muster erkennt, ist Erkennen keineswegs das Gleiche wie Ändern. Weil es nämlich sauschwer ist und manchmal zu schwer und darum unmöglich. Bei schweren Traumata zum Beispiel, die das Hirn auf bestimmte Weise verdrahten. Das lässt sich später nur schwer und niemals vollständig richten. 

Ich bin eh der Meinung, dass 99,9 Prozent der Menschheit von einer Therapie profitieren könnte;-)

Thema: Lieblingsstellen
Dandy kommentierte am 04. Februar 2022 um 21:49

Habe ich jetzt keine, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist.

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 06. Februar 2022 um 22:14

In dem ersten Leseabschnitt gibt es einige Stellen und Formulierungen, die mir ganz besonders gefallen haben und in Erinnerung geblieben sind. Auch und vor allem trifft dies auf die Vorstellung Moiras zu, in der BELL-Kamera lebe ein guter Geist, der über sie und ihre Eltern wacht:

"Der wohnt da und guckt raus und passt auf." (S. 87)

Eine kindliche und sehr positiv besetzte Vorstellung und Erklärung in Bezug auf Videoüberwachung - selbst in den Innenräumen des eigenen Heims. Aber wie so oft, hat auch hier alles zwei Seiten, und das gilt damit auch für einen "Geist" als Mitbewohner*in (und ja, ich habe bereits vor dieser Lektüre und Leserunde durchgängig gegendert, auch in meinen aktuellen Rezensionen, allerdings mit einem "Sternchen" ;-)).

Thema: Lieblingsstellen
Leia Walsh kommentierte am 21. Februar 2022 um 12:56

Für mich ist es auch die Stelle mit dem "Geist" - zusammen mit der "Wiederholung" am Ende des Buches. Moira ist ein zauberhaftes Engelchen!

Thema: Lieblingsstellen
SaintGermain kommentierte am 09. Februar 2022 um 19:11

Es bleiben mir leider keine bleibenden Lieblingsstellen im Gedächtnis.

Thema: Lieblingsstellen
Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 10. Februar 2022 um 13:13

Das erste Mal, dass ich keine Lieblingsstelle in einer Leserunde hatte,obwohl der Roman schon interessant war

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 13. Februar 2022 um 17:30

Meine Lieblingsstelle im zweiten Leseabschnitt... Gar nicht mal so leicht, denn sowohl in Junyas als auch in Fannis Geschichte gibt es zahlreiche Wendungen, Ereignisse, Gespräche, die mehr in Erinnerungen sind, weil sie mir sehr gefallen, etwas in mir angesprochen haben.

Beispielhaft nennen und damit zugleich herausheben möchte ich Fannis Begegnung mit den Security-Mitarbeitern in dem Wohnviertel ihrer Eltern, eine Überspitzung und damit nach meinem Empfinden zugleich eine weitere deutliche Kritik an der allgegenwärtigen Überwachung und Bespitzelung durch Unternehmen - in dem Einverständnis ihrer Auftraggeber*innen:
"Sie setzt sich in Bewegung. Das Auto rollt mit schnurrendem Motor neben ihr her. Sie spürt die wachsamen Blick auf sich. Erst muss sie an das Video eines auf LiveLeak gepsteten Drive-by-Shootings aus Johannesburg denken - an das Geklapper der Uzi-Schüsse, die aus den Fenstern sprühenden Patronenhülsen und die in vollem Lauf zusammenklappenden Fußgänger, die irgendeiner Gang angehören. Dann stellt sie sich vor, den Autospiegel vom Wagen zu treten". (S. 208-209)

Thema: Lieblingsstellen
Naibenak kommentierte am 15. Februar 2022 um 09:49

Mir ist die Szene von Fanni auf den Seiten 165-167 sehr eindrücklich im Gedächtnis geblieben. Die Beschreibung ihrer permanenten Gedanken, wenn sie im wirklichen Leben unterwegs ist und ihre Umgebung wahrnimmt. Sehr krass, eindrücklich, bezeichnend... Keine Lieblingsstelle im Sinne von "wie schön!" ;-) Aber eine, die sich mir enorm eingeprägt hat und die ich megagut finde.

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 19. Februar 2022 um 00:02

Meine Lieblingsstelle im dritten Leseabschnitt ist die Überlagerung von Virtuellem und Realem in Fannis Leben und des Gewahrwerdens dieses "Paradoxons":

"In der nächsten Sekunde werden die digitale und die gegenständliche Welt aufeinanderprallen."
(S. 334)

Das Ergebnis sind ein Blutbad und die Erkenntnis, dass sie selbst es war, die diese Situation im Realen durch ihre Aktivitäten im Darknet geschaffen hat.

"Ihr gehört das Copyright an diesem Moment."
(S. 335)

Ein großartiges Bild!