Rezension

Ungerechtigkeit in höchsten Kreisen

Prima facie -

Prima facie
von Suzie Miller

Bewertet mit 5 Sternen

Ihren prekären Voraussetzungen zum Trotz hat Tessa alles erreicht, was man an ihrem bisherigen Punkt im Leben schaffen kann. Sie hat ihre Herkunft hinter sich gelassen, mit einem Stipendium in Cambridge Jura studiert, gehört seit sechs Jahren einer renommierten Kanzlei an und gewinnt einen scheinbar aussichtslosen Fall nach dem anderen. Doch Tessa merkt auch, dass sie ihre Abstammung nie ganz abschütteln wird, nie zu den Familien mit Old Money gehören wird, für die Status eine Selbstverständlichkeit ist, während Tessa sich die Symbole ihres Standes hart erarbeitet hat.
Ihren Erfolg verdankt Tessa einem scharfen Intellekt und ihrem Verständnis des Gesetzes und was es für die leistet, die ihm unterstehen. Die junge Anwältin hat ein tiefes Vertrauen in die Justiz, ihrer Auffassung nach gibt das Gesetz jedem eine faire Chance, solange die Anwälte beider Parteien eines nur die bestmögliche Geschichte vor eine Jury und eine:n Richter:in bringen.
Auf dem Höhepunkt ihres Lebens und ihrer Karriere widerfährt ihr ein so großes Übel, das Tessa an ihr Vertrauen in das Gesetz zweifeln lässt. Wie kann Gerechtigkeit hergestellt werden, wenn die Justiz sie einem versagt?

Suzie Miller „Prima Facie“ setzt aus den Facetten Vorher, Damals, Jetzt, Danach ein Bild zusammen, um den Werdegang ihrer Protagonistin zu zeichnen. Tessa Ensler ist eine allzu nahbare Frau mit Wünschen, Träumen, Hoffnungen, Sorgen und Ängsten, deren während der Geschichte erlittenes Unrecht einer jeden von uns hätte passieren können. Die Geschichte, wie sie erzählt ist, hat mich über das Ende hinaus zum Sinnieren angeregt. Ein sehr empfehlenswertes Buch!