Rezension

Nicht schlecht geschrieben, aber leider voller Klischees

Demon Copperhead -

Demon Copperhead
von Barbara Kingsolver

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch ist eine moderne Nacherzählung von Charles Dickens' Klassiker "David Copperfield" und verlagert die Handlung in die Appalachen, eine Gebirgsregion im Osten der USA.

Das Buch thematisiert soziale Missstände und die Herausforderungen, mit denen Menschen in dieser Region konfrontiert sind. Es erzählt die Geschichte eines Jungen, der unter schwierigen Umständen aufwächst und sich durch eine Vielzahl von Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten kämpfen muss.

Im großen und ganzen habe ich den Roman sehr gerne gelesen und trotz der über 800 Seiten war ich schnell damit durch. Eines der größten Mankos des Romans ist seine Neigung zu Klischees. Die Schilderung Einwohner des County scheint sich oft auf stereotypische Darstellungen zu stützen. Die Region wird oft auf arm, rückständig und von Drogenproblemen geplagt reduziert. Während Kingsolver sicherlich darauf abzielt, soziale Missstände hervorzuheben, fühlt es sich manchmal an, als würden die Nuancen und die Vielfalt der realen Menschen und ihrer Erfahrungen in den Hintergrund gedrängt werden. Es entsteht der Eindruck, dass die Charaktere eher als Vehikel dienen, um bestimmte soziale Probleme zu illustrieren, statt als lebendige, dreidimensionale Persönlichkeiten, sodass ich irgendwann von den Personen - die irgendwie alle drogenabhängig und kaputt sind - gelangweilt war.

Ein weiteres Hindernis bei der emotionalen Bindung an das Buch ist die Unsympathie vieler Charaktere, insbesondere des Protagonisten Demon Copperhead. Obwohl Dickens' "David Copperfield" auch von harten Lebensrealitäten erzählt, gelingt es dem Original, eine Bindung und Mitgefühl für den Protagonisten aufzubauen. In Kingsolvers Version hingegen wirkt Demon oft distanziert und schwer zu mögen. Seine Entscheidungen und Handlungen erscheinen manchmal unlogisch oder unmotiviert, was es schwer macht, sich in seine Lage hineinzuversetzen und mit ihm zu fühlen. Tatsächlich hatte ich als Leser kaum Mitgefühl, wenn ihm mal wieder etwas schlimmes passiert ist.

"Demon Copperhead" von Barbara Kingsolver ist ein Buch, das durchaus seine Stärken hat und kurzweilige Lesemomente bietet. Die ambitionierte Nacherzählung eines Klassikers in einer modernen und sozialkritischen Umgebung ist lobenswert und spricht wichtige Themen an. Allerdings schafft es der Roman nicht, sich von klischeehaften Darstellungen der Appalachen und ihrer Bewohner zu lösen. Die unsympathischen Charaktere und die stellenweise langatmigen Passagen tragen dazu bei, dass das Werk nicht als großartig bezeichnet werden kann.