Rezension

Frauenfreundschaft in der Lebensmitte

Das Gras auf unserer Seite -

Das Gras auf unserer Seite
von Stefanie de Velasco

Bewertet mit 3 Sternen

 Sie sind nicht mehr ganz jung, sie sind nicht sonderlich erfolgreich oder ehrgeizig und sie hadern gelegentlich mit den Umständen um sie herum: Charly, Kessie und Grit sind drei Freundinnen Mitte 40 in Berlin, selbst in einer Beziehung mehr auf Distanz bedacht und lassen echte Nähe vielleicht nur zu ihren Hunden und untereinander zu, egal ob sie sich persönlich sehen oder im Gruppenchat ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen: Autorin Grit, die aber schon lange nichts mehr veröffentlicht hat und Recycling- und Lebensmittelretten-Anhängerin ist, Charly, deren Schauspielkarriere schon länger stockt und Kessie, die als Spanischlehrerin an einer Sprachenschule die einzige mit einem regelmäßigen Job ist.

Die drei Frauen sind die Protagonistinnen in Stefanie de Velascos Roman "Das Gras auf unserer Seite" und kämpfen mit größeren und kleineren Problemen - Grit mit der bevorstehenden Hochzeit ihrer jüngeren Schwester, der sie nicht recht verzeihen kann, dass sie das aus ihrer Sicht spießige Familienmodell gewählt hat, Kessie mit den Sorgen um die plötzlich pflegebedürftige Mutter, die sich im weit entfernten Heim im Rheinland einleben muss und Charly mit der Erkenntnis, dass sie schwanger ist, gerade als endlich eine Hauptrolle winkt.

Es gibt durchaus humorvolle Szenen in diesem Buch, auch gesellschaftskritische Anklänge, die dann leider nicht ausgebaut werden, etwa die Probleme von Kessie aus Spanien stammender Mutter mit der deutschen Küche im Pflegeheim und die Frage, wie weit Heime eigentlich auf die Bedürfnisse pflegebedürftiger Migranten eingestellt sind. Doch meist plätschert die Handlung vor sich hin, die Frauen sind wenig entscheidungsfreudig, selbst die Überlegungen Kessies, ob sie sich für oder gegen das Kind entscheiden soll, sind oberflächlich und ihre Denglisch-Aufgeregtheiten im Gruppenchat irgendwie spätpubertär. Fast wirkt es, als seien die Drei, die ja schon in der Lebensmitte stehen, immer noch nicht im Leben angekommen und probieren planlos rum. Dass dann ausgerechnet ein vernachlässigter Schrebergarten für neuen Aufbruch und Aktivität steht, hat mich dann doch gewundert. Sollte der den Frauen nicht als Symbol grün gewordener Spießigkeit gelten?

Insgesamt hat mich dieser Roman nicht so recht überzeugt. Die Figuren blieben oberflächlich und die Handlung kam nicht recht in Gang. Punkte wie Erwartungen speziell an Frauen und ihre Lebensentwürfe wurden zwar angerissen, blieben aber letztlich recht beliebig.