Rezension

Das Befinden des Autors

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart -

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
von Björn Vedder

Wie ist denn nun das Befinden auf dem Lande?

Laut dem Autor nicht gut, hat er doch keine guten Erfahrungen mit dem Leben auf dem Lande gemacht.
Björn Vedder geht dem Phänomen Landflucht und dem Grund für den verklärten Blick auf dem Lande nach, zumindest versucht er es.

Auf rund 160 Seiten nähert er sich dem Thema auf intellektuelle Weise mittels Zitaten von bekannten Denkern, wie z. B. Kant und Sokrates an und berichtet durchaus unterhaltsam und kurzweilig von seinen eigenen (negativ) gemachten Landerfahrungen.
Der Schreibstil richtet sich eher an das gebildete Bürgertum, deren falsches Bild vom Leben auf dem Lande Vedder entlarven will, und nicht das "einfache Landvolk".
Der Autor konnte mich von seinen Argumenten jedoch nicht überzeugen.

Bei dem Versuch, die realitätsfremde Vorstellung vom glücklichen Landleben zu zerstören, verliert er zu sehr die Objektivität und lässt sich so eher von seinen eigenen schlechten Landerlebnissen beeinflussen als zu einer differenzierten Analyse des wirklichen Landlebens mit all seinen Vor- und Nachteilen zu gelangen.

Ja, es ist nicht das Paradies auf Erden, wenn man auf dem Land lebt. Die Landbevölkerung tickt anders und die Gemeinschaft folgt anderen Regeln. Für Fremde oder Zugezogene ist es nicht leicht, Anschluss zu finden. Doch allgemeine Schlüsse über die Bevölkerung lassen sich dadurch nicht ziehen.
Land und Leute sind überall verschieden und so auch Einstellungen, Werte und politische Ansichten. Die Bandbreite und Vielfalt erstrecken sich von links bis rechts, von konservativ bis liberal und von feindlich bis offen, in der Stadt wie auch auf dem Land.
Eigene schlechte Erfahrungen lassen nicht auf die gesamte Landbevölkerung schließen.

Wenig gehaltvoller Inhalt, überdeckt mit ein paar Zitaten für den intellektuellen Touch und Verallgemeinerungen anstatt einer differenzierten Analyse - Das ist der Eindruck, der das "Sach"buch "Das Befinden auf dem Lande" hinterlässt.
Zudem ein Autor, der etwas zu naiv an das Thema Landleben herangegangen zu sein scheint und nun anstatt der rosaroten Brille alles nur noch schlecht sieht, argumentiert hier.
Eine tiefgehende Ergründung der verklärten Vorstellung vom glücklichen Landleben findet sich hier nicht.